Böse Zwei

Zum zweiten Teil „Zwischenspiel“ der Dystopie von Robin Jarvis

Von Thomas NeumannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Thomas Neumann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der zweite Teil von Robin Jarvis` Trilogie „Dancing Jax“ verlagert den Schauplatz der Handlung an den Rand des globalen Geschehens. (siehe literaturkritik Nr. 10/2012) In der erzählten Zeit sind ein paar Monate seit Ende des ersten Teils vergangen. Die dort beobachteten Veränderungen in der Bevölkerung haben ganz England erfasst und das Land hat sich in einen einheitlich dem Kult des „Dancing Jax“ folgenden Staat verwandelt. Es gibt nur ganz wenige Einwohner, die dem Einfluss des Buches noch nicht erlegen sind und nicht täglich in den Fluchtfantasien des Buches leben und in die imaginierten Fabelwelten abtauchen. Wobei man mit der „imaginierten Fabelwelt“ etwas vorsichtig sein muss, tauchen doch bösartige Kreaturen aus der beschriebenen Parallelwelt in der hiesigen Gegenwart auf. Das vermeintlich Fantastische und Virtuelle gewinnt zunehmend an Realität.

Am Ende des ersten Teils hatten die Protagonisten eine klare Mission: Die Welt retten. Dies scheint zu Beginn des zweiten Teils nicht mehr ganz so einfach zu sein. Jarvis hat sich für den zweiten Teil eine kleine Gruppe von Jugendlichen ausgewählt, die in ein „Ferienlager“ gebracht werden. Es ist eine der „Erholungsstätten“, in denen die für den Kult um „Dancing Jax“ nicht empfänglichen Mitglieder der Gesellschaft „umerzogen“ werden sollen. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, wenn sich das „Ferienlager“ nach kurzer Zeit für die Jugendlichen eher als „Konzentrationslager“ erweist, in dem versucht wird, durch Nahrungsentzug, schwere Arbeit und Bestrafung dem Leben der Kinder ein Ende zu setzen – wenn sie denn nicht den „Glauben“ wechseln. Dabei ergibt sich „wie nebenbei“ für einige der Jugendlichen die Möglichkeit, in die Parallelwelt zu wechseln und Gefahren und Bedrohungen von der „anderen Seite der Wirklichkeit“ aus zu bekämpfen. Jarvis baut zunehmend fantastische Elemente in die Geschichte ein und zieht den Leser mit in die Zwischenwelt, die für die nicht Infizierten völlig irrational bleibt. Interessanterweise erinnern die Szenarien im Roman und das Krankheitsbild der Infizierten teilweise an die bekannten Zombiefilme von George A. Romero. Letztendlich wird es also eine letzte Entscheidungsschlacht geben – wie in jedem guten Zombiefilm. Aber wie der Kampf ausgeht, lässt Jarvis natürlich im Ungewissen.

Martin Baxter, im ersten Teil des Buches Mathematiklehrer an einer kleinen Schule in der Provinz, war der eigentliche Protagonist des ersten Teils. Im zweiten Teil wird er nur am Rande erwähnt, scheint aber zum obersten Koordinator des Widerstandes gegen die „Seuche“ aufgestiegen zu sein. Ganz am Ende des zweiten Teils kreuzt er die Wege der Jugendlichen aus dem Internierungslager. Und eins ist wieder klar: Es bleibt nur noch, die Welt zu retten. Aber gibt es eine Möglichkeit für einen aktiven Widerstand? Die Spannung lässt während des ganzen Buches nicht nach. Interessante Ideen beleben die Geschichte und man ist von der ersten bis zur letzten Seite von der Lektüre gefesselt.

Titelbild

Robin Jarvis: Dancing Jax - Zwischenspiel.
Übersetzt aus dem Englischen von Nadine Mannchen.
script5, Bindlach 2013.
541 Seiten, 14,95 EUR.
ISBN-13: 9783839001356

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