Verklärung, Militarisierung und karitative Zweckbindung

Jürgen Sarnowskys Überblick über die Geschichte des Johanniterordens

Von Ralf G. PäslerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Ralf G. Päsler

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Nach „Der Deutsche Orden“ 2007 und „Die Templer“ 2009 hat der Historiker Jürgen Sarnowsky nun mit „Die Johanniter“ seinen dritten Band zu den mittelalterlichen, im Heiligen Land gegründeten Ritterorden vorgelegt. Geboten wird ein knapper Überblick über die Geschichte des Ordens von seinen Anfängen bis in die Gegenwart. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der mittelalterlichen Entwicklung, da hier die den Orden prägenden Strukturen ausgebildet wurden.

Die Anfänge des Johanniterordens wurden schon früh (von ihm selbst) verklärt. So erzählt eine Legende von seiner Gründung bereits in vorchristlicher Zeit, andere führen seine Wurzeln in die Zeit der Kirchenväter zurück. Sicher ist nur, dass er als eine während der Kreuzzüge gegründete Hospitalbruderschaft begann und später zu einem Ritterorden erhoben wurde. Mit dieser Umwandlung begann die Militarisierung des Ordens und die Entwicklung einer Struktur, die die Führung des Ordens in die Hände der zumeist adligen Ritterbrüder legte.

Der Band ist in drei Kapitel gegliedert: „Die Anfänge“, „Die Strukturen der Johanniter“ und „Der Weg in die Moderne“. Insbesondere das zweite Kapitel zeigt, wie der Aufbau des Ordens und sein – adeliges – Selbstverständnis sich überlagern und verschiedentlich zu Konflikten führen. Denn die Aufgaben eines Ritterordens, namentlich die, zur militärischen Sicherung des Heiligen Landes beizutragen, führten dazu, Landbesitz in Landesherrschaft zu wandeln. Und sie bedingten einen nie endenden Kapitalbedarf.

Der Verlust des Heiligen Landes führte zur bis dahin größten Krise des Ordens. Doch indem es ihm gelang, seinen neuen Hauptsitz nach Rhodos zu verlegen, konnte er seinen Gründungszielen treu bleiben. Seit dieser Zeit ist belegt, dass der Orden eine Flotte unterhielt; für 1299 ist erstmals ein Admiral des Ordens belegt. Der Besitz von Rhodos brachte den Orden immer wieder in Konflikt mit den direkten Nachbarn, allen voran mit Byzanz und nach dessen Eroberung mit den Türken. Schließlich führte dies zu seiner Vertreibung von Rhodos. Ein neuer Stammsitz konnte auf Malta erlangt werden. Zugleich aber geriet der Orden in die Wirren der Reformation, was letztlich zu einer Spaltung in einen katholischen und einen protestantischen Zweig führte.

Obwohl sich Malteser und Johanniter (so die modernen verkürzten Bezeichnungen) weiterhin als Ritterorden bezeichnen, widmen sie sich heute allein karitativen Zielen. Neben dem Deutschen Orden kann also der Johanniterorden auf eine über 800jährige Geschichte zurückblicken. In Anbetracht des limitierten Umfangs der Bände aus der Wissen-Reihe des Verlages C.H. Beck gelingt es Jürgen Sarnowsky, eine vielschichtige und umfangreiche Materie übersichtlich zu ordnen und darzustellen, die Wege der Forschung nachzuzeichnen und auch aufzuzeigen, welche Fragen das überlieferte Material nicht beantworten kann. Als Einführung in das Thema kann der Band somit nur empfohlen werden.

Ein Beitrag aus der Mittelalter-Redaktion der Universität Marburg

Titelbild

Jürgen Sarnowsky: Die Johanniter. Ein geistlicher Ritterorden in Mittelalter und Neuzeit.
Verlag C.H.Beck, München 2011.
128 Seiten, 8,95 EUR.
ISBN-13: 9783406622397

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