Computer mit Hirn, Gefühl und Körper: Der Physiker Richard M. Weiner entwirft in seinem zweiten Roman eine Zukunft, der die Gegenwart schon ganz nahe gerückt ist

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Der erfolgreiche Psychoanalytiker George Wilson verliebt sich in Paris anlässlich eines Kongresses über „Künstliche Intelligenz“ in eine außergewöhnliche Frau. Obwohl er mit ihr ein Verhältnis hat, wird ihm ihr Geheimnis erst Jahre später bei einer Wiederbegegnung während der Wagner-Festspiele in Bayreuth bewusst. Der Zukunftsroman spielt in einer Zeit, in der die Computer den Menschen immer ähnlicher werden — und die Menschen den Computern. Die „Denkcomputer“ streiken, fordern gleiche Rechte wie die Menschen, kämpfen gegen Diskriminierung, geben sich eine Verfassung und werden schließlich als vollwertige Bürger anerkannt. In ihrer aufgeklärten und menschenfreundlichen Rationalität zeichnet sich die Utopie einer besseren Welt ab, in der die Schwächen menschlicher Unvernunft überwunden sind. Doch die Denkcomputer denken nicht nur, sondern fühlen auch, lieben und leiden. Einer wird sogar schizophren und lässt sich psychoanalytisch behandeln. Mit Erfolg.

Nach seinem Roman „Das Miniatom-Projekt“ reflektiert der Physiker Richard M. Weiner in seiner spielerischen, zuweilen auch satirischen Phantasie über eine Zukunft, der die Gegenwart bereits ganz nahe gerückt ist, über die anthropologischen Grenzziehungen zwischen Mensch und Maschine und mit ihnen zugleich über die zwischen Mensch und Tier, dem Eigenen und dem Fremden, der Natur und der Kultur, dem Leben und dem Tod. Und über das Glück.

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Titelbild

Richard M. Weiner: Aufstand der Denkcomputer. Ein Zukunftsroman.
Verlag LiteraturWissenschaft.de, Marburg 2014.
322 Seiten, 16,00 EUR.
ISBN-13: 9783936134414

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