Berlin als Kulturzentrum des 18. Jahrhunderts

Über den fünften Band der kulturwissenschaftlichen Studien zur Berliner Aufklärung

Von Stefana SabinRSS-Newsfeed neuer Artikel von Stefana Sabin

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Gemeinhin wird das 18. Jahrhundert in der europäischen Geschichtsschreibung und Philosophie als ‚Zeitalter der Aufklärung‘ bezeichnet: „Aufklärung,“ so Kant, „ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“ Die Berufung auf die Vernunft als universelle Instanz, dazu religiöse Toleranz, gesellschaftliche Emanzipation und nicht zuletzt die sogenannte wissenschaftliche Revolution – das sind die zentralen Elemente der Aufklärung.

Von diesen Ideen war die intellektuelle Stimmung im Berlin zur Zeit Friedrichs des Großen (1712-1786) bestimmt, und die preußische Hauptstadt wurde zu einem der wichtigsten Zentren der europäischen Aufklärung. Berlin wurde Buch- und Pressestadt, bekam eine Akademie der Künste und eine Akademie der Wissenschaften – und wurde auch das Zentrum der Haskala, der jüdischen Aufklärung.

Als geistes- und kulturgeschichtliches Forum für eine fachübergreifende Untersuchung der Berliner Aufklärung versteht sich eine Buchreihe, die Ursula Goldenbaum, Philosophieprofessorin in Atlanta, Georgia, und Alexander Kosenina, Germanistikprofessor in Hannover, seit 1999 herausgeben. Ob der Berliner Gesangbuchstreit von 1781, die Ilias-Interpretation von Asmus Jakob Carstens, die Rezeption Shaftesburys oder die Rousseau-Debatte – die in den bisherigen Bänden gesammelten Essays beleuchten je besondere Aspekte der Berliner Geschichte im 18. Jahrhundert, ergänzen und erweitern sich gegenseitig und bieten so einen multiperspektivischen Blick auf die Berliner und deutschen Entwicklung.

Inzwischen ist schon der fünfte Band dieser kulturwissenschaftlichen Buchreihe erschienen. In diesem Band sind Essays über die patriotischen Schriften in Preußen während des Siebenjährigen Krieges, über den Arzt Johann Carl Wilhelm Moehsen als Kunstschriftsteller, über Wilhelm Martini und seine populärwissenschaftliche Naturgeschichte, über eine Nicolai-Satire von Friedrich Schulz, über Karl Philipp Moritz als Übersetzer aus dem Englischen, über den Populärphilosophen Daniel Jenisch, über David Friedländers religionsphilosophischen Versuch einer ‚Vereinigung‘ von Judentum und Protestantismus versammelt.

Zwar sind auch diese Essays in einer eher akademischen – und manchmal glanzlosen – Prosa verfasst, aber sie vermitteln nicht nur einen Eindruck vom regen Kulturgeschehen in Berlin des 18. Jahrhundert, sondern auch vom intellektuellen Austausch in Europa.

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Ursula Goldenbaum / Alexander Košenina (Hg.): Berliner Aufklärung. Kulturwissenschaftliche Studien, Band 5.
Herausgegeben von Ursula Goldenbaum und Alexander Kosenina.
Wehrhahn Verlag, Hannover 2013.
190 Seiten, 25,00 EUR.
ISBN-13: 9783865253453

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