Hauptkommissar Schneiders dritter Fall

Martin Kuchejda setzt in „Winterlicht“ auf einen altbekannten Serienmörder, Spannung und trockenen Humor

Von Stephanie KeuneckeRSS-Newsfeed neuer Artikel von Stephanie Keunecke

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Nach Herbstwind (2005) und Frühlingsduft (2011) ist mit Winterlicht nun der dritte Teil der Krimireihe erschienen, die mit Humor und Ironie das Leben in der oberbergischen Kleinstadt Gummersbach karikiert. Mit einem liebevollen Zwinkern nimmt Kuchejda alles und jeden aufs Korn: seine Figuren, die Kleinstadt, das Oberbergische und sogar die Handlung selbst.

Von Anfang an wird deutlich, dass es sich nicht um einen typischen Krimi oder Thriller handelt, denn es geht nicht um einen Mord, dessen Aufklärung bis zum Schluss geleistet werden muss, sondern um eine ganze Serie von Geschehnissen, bei denen immer wieder Statisten sterben. Nicht die Ermittlungen stehen im Vordergrund, sondern das Katz- und Mausspiel zwischen Hauptkommissar Schneider und dem aus den vorangegangenen Teilen schon bekannten Serienmörder Michael Kleinewetter.

Durch die rasanten Perspektivwechsel erfährt der Leser gleichzeitig von Kleinewetters Plänen und Intrigen sowie von Schneiders Kampf mit den Erinnerungen an die letzte Begegnung mit dem Serienmörder. Die ungewöhnlichen Charaktere, die der Autor hier vorstellt, sind mit ihren Spleens und ihrem glaubwürdigen Alltagsbezug dem wahren Leben viel näher als so mancher unnahbare schwedische Ermittler, der unerbittlich und unaufhaltsam auf ein furioses Ende hinarbeitet. Ganz anders Schneider, der Filmkenner und -liebhaber, der sich gerne gemeinsam mit seiner Frau ins Heimkino setzt und ständig Filmdialoge zitiert; und ganz anders als die grausamen Killer der Schweden: Kleinewetter. Er ist ein schräger Typ, der gerne Spielchen spielt und dem es scheinbar nur ganz nebenbei ums Töten geht. Hauptsächlich ist er darauf aus, Spaß zu haben, ja sogar ein ganzes Dorf abzuschotten – mit Hilfe der Einwohner, die schon immer etwas gegen „die da draußen“ hatten.

Die Mischung aus staubtrockenem Humor, beißendem Witz und leicht absurder Handlung machen den Kriminalroman zu einer heiteren Lektüre – vorausgesetzt, man kann über das Dorfleben und die eingeschworene Gemeinschaft schmunzeln. Insgesamt zählt das Buch zur leichteren Kost, aber seine Kuriosität macht es durchaus unterhaltsam.

Ein Beitrag aus der Redaktion Gegenwartskulturen der Universität Duisburg-Essen

Titelbild

Martin Kuchejda: Winterlicht. Ein Krimi aus dem Oberbergischen.
Gardez Verlag, Remscheid 2014.
243 Seiten, 9,90 EUR.
ISBN-13: 9783897962408

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