Kurze Geschichten über Karls langes Leben
Judith C. Vogt und Michael Kuhn sammeln persönliche Blicke auf den Frankenherrscher
Von Marc-André Karpienski
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseAuch wenn der Erste Weltkrieg zurzeit öffentlichkeitswirksamer in Büchern und Fernsehsendungen vermarktet wird, so darf man doch nicht vergessen, dass auch weitere Jahrestage Schriften generieren. So hat das Todesjahr Karls des Großen ebenfalls zu einer Fülle neuer und neu aufgelegter Werke geführt, die sich in unterschiedlicher Weise Karl, dem sogenannten Vater Europas, anzunähern versuchen. Unter der Herausgeberschaft von Judith C. Vogt und Michael Kuhn sind nun die „Geschichten eines Großen“ entstanden. Dabei handelt es sich nicht um ein Werk mit wissenschaftlichen Aufsätzen, sondern um die literarische Verarbeitung dieser bis heute wirkmächtigen Figur des Kaisers und Königs der Franken. Die Kurzgeschichten sind unter den zwölf Beiträgen dieses Sammelbandes in der Mehrheit, es finden sich aber auch historische Essays, etwas Lyrisches (ein Beitrag) und eine Anleitung zu einer Stadtrallye durch Aachen.
Judith C. Vogt und Michael Kuhn sind als Schriftsteller, die unter anderem historische Bezüge verarbeitet haben, bekannt und sie sind auch mit eigenen Kurzgeschichten im Band vertreten. Michael Kuhn erzählt von der Selbstbehauptung eines historischen Unbekannten, des Elefantentreibers, der das Geschenk des Kalifen zu Karl führte. Judith C. Vogt beschäftigt eher eine blutige Episode der Ausschaltung von Konkurrenten, an der Fastrada, die vierte Ehefrau Karls, einen Anteil hat. Damit deutet sie dann auch gleich die Sage um Fastradas Ring um. Die anderen Beiträge der Geschichtensammlung fokussieren andere Personen beziehungsweise Begebenheiten der Karlszeit, ohne dass der erste westliche mittelalterliche Kaiser jedes Mal zum geschilderten Figurenensemble gehört. Insgesamt findet sich eine bunte Mischung unterschiedlicher Geschichten, die alle recht unterhaltsam sind, ohne das eine besonders hervorsticht.
Die Beiträge werden auf wenigen Zeilen mit einer persönlichen Reflexion der Autoren zu Karl dem Großen abgeschlossen. Dabei offenbaren sie ihre Sicht auf den Frankenherrscher, die zwischen ‚oberflächlich-belanglos‘ und kritischer Reflexion changiert.
Wer sich also mit kurzen Geschichten über Karl und sein Umfeld unterhalten möchte, der kann zu dem Bändchen greifen.
Ein Beitrag aus der Mittelalter-Redaktion der Universität Marburg
|
||