Eine wissenschaftliche Erzählung – Hartmut Vinçon stellt Werk und Person Frank Wedekinds neu vor

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Hartmut Vinçon, langjähriger Herausgeber der Werke Frank Wedekinds, zeichnet in seinem soeben unter dem Titel „‚Am Ende war ich doch ein Poet …’ Frank Wedekind: Ein Klassiker der Literarischen Moderne. Werk und Person“ erschienenen Buch das Leben dieses bekannten Schriftstellers der Literarischen Moderne nach und verknüpft dessen Biografie mit einer neuen Interpretation der Werke Wedekinds, wobei er gerade vermeidet, letztere unter Rückgriff auf Wedekinds Biografie zu erklären. Zwar mögen in das eine oder andere Stück „auch biografische ‚Tatsachen’ eingeflochten“ sein, doch rechtfertigt dies Vinçon zufolge keineswegs, es als „Selbstporträt“ zu interpretieren.

Die biografischen Abschnitte des Buches bieten etliche – oft unbekannte – Details aus dem Leben des Literaten, die der Autor anhand von zahlreichen und nicht selten sehr ausführlichen Zitaten aus dem von ihm zusammengetragenen Quellenmaterial belegt. Zugleich scheut sich Vinçon nicht vor Spekulationen über das Innenleben seines Protagonisten, die er allerdings als seine eigenen Fantasien deutlich zu machen pflegt, wie etwa diejenigen über Wedekinds Gefühle und Gedankengänge auf dem Nachhauseweg nach einem durchzechten Abend.

Diese beiden Momente – akribische Recherche und spekulative Fantasie – zur Biografie Wedekinds vereint Hartmut Vinçon mit innovativen Interpretationen auch bislang unpublizierter Fragmente und Skizzen Frank Wedekinds zur „Form einer wissenschaftlichen Erzählung“, in die er sein Buch über den Literaten gegossen hat.

R.L.

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Titelbild

Hartmut Vinçon: "Am Ende war ich doch ein Poet ...". Frank Wedekind: Ein Klassiker der literarischen Moderne. Werk und Person.
Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 2014.
356 Seiten, 38,00 EUR.
ISBN-13: 9783826053931

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