Unverzeihlich

Julie Phillips’ Biografie über „Das Doppelleben der Alice B. Sheldon“ brilliert mit profunden Kenntnissen über die Science-Fiction-Autorin und ihr Werk

Von Rolf LöchelRSS-Newsfeed neuer Artikel von Rolf Löchel

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Es dürften kaum mehr als eine Handvoll Science-Fiction-AutorInnen zusammenkommen, die dem Publikum in den letzten beiden Jahrhunderten derart inspirierte und originelle Literatur boten wie James Tiptree jr. Zu denken wäre sicherlich an Joanna Russ und Mellissa Scott, an die über die Genre-Grenzen hinaus gerühmten Schriftstellerinnen Marge Piercy und Margaret Atwood sowie natürlich an Ursula K. Le Guin, aber auch an weniger bekannte AutorInnen wie Anne McCaffrey oder Naomi Mitchison. In jüngerer Zeit sind zudem Tricia Sullivan und Gwyneth Jones hinzugekommen.

Die Romane und Erzählungen einiger der genannten Autorinnen sind hierzulande längst vergriffen. Lange Zeit teilten die Werke von Tiptree dieses Schicksal. Wunderbarer Weise hat der kleine österreichische Septime Verlag jedoch vor einigen Jahren damit begonnen, eine auf sieben Bände angelegte Ausgabe ihrer Erzählungen zu edieren. Richtig: ihrer Erzählungen! Denn James Tiptree jr. ist eines der beiden Pseudonyme von Alice B. Sheldon. Wie die Autorin dazu kam, sich ein männliches Pseudonym zuzulegen lässt sich nun in der ebenfalls im Septime Verlag erschienenen Biografie „James Tiptree jr. Das Doppelleben der Alice B. Sheldon“ nachlesen. Julie Phillips hat sie verfasst und beweist auf rund 800 Seiten ihre profunden Kenntnisse von Sheldons Leben und Werk. Beide sind gleichermaßen außergewöhnlich.

Dies gilt schon für die Kindheit der kleinen Alice. Sie war gerade einmal sechs Jahre alt, als sie von ihren Eltern Mary Hastings Bradley und Herbert Bradley auf eine erste größere Expedition quer durch Zentralafrika mitgenommen wurde. Das war 1921 und Belgisch-Kongo, von wo aus sie ins Unbekannte aufbrachen, war damals in großen Teilen noch ebenso unerforscht und vor allen Dingen unzugänglich wie Britisch-Ostafrika, wo sie nach einem 1.500 Kilometer langen Fußmarsch ein Jahr später eintrafen. Das heißt, das Mädchen bewältigte die Strecke nicht auf eigenen Füßen, sondern wurde von schwarzen „Boys“ in einer Hängematte getragen. Denn die Familie reiste keineswegs allein. Vielmehr wurde sie von 200 afrikanischen Lastenträgern begleitet. Wie Phillips aufzählt, schleppten die Afrikaner zahlreiche „Zelte, Feldbetten, Gewehre, faltbare Badewannen, Marys Schreibmaschine, 65 Kisten mit Nahrungsmitteln, vier Trägerlasten gläserner Negativplatten sowie die Abendgarderobe“, die das Ehepaar „in Britisch-Ostafrika wieder brauchen würde“.

Ihre Schreibmaschine benötigte Mary Hastings hingegen schon unterwegs. Denn sie war eine erfolgreiche Schriftstellerin und verfasste unter anderem Reiseberichte über diese und spätere Afrikaexpeditionen, in denen sie Phillips zufolge „die Betonung auf das Ethnografische legte und die männlichen Entdeckermythen vorsichtig kritisierte“. Den afrikanischen Hexenglauben stellte die Reiseschriftstellerin beispielsweise „in einem wohlwollenden Licht“ dar und Kannibalismus „verteidigte“ sie als „Phänomen, das sowohl im Brauchtum als auch in einem Eiweißmangel in der Ernährung begründet“ sei.

Für ihre Tochter bedeuteten die Afrikareisen vor allem zweierlei. Einmal wurden sie ihr zu dem, was sich ein Schopenhauer-Erlebnis nennen ließe. So wie der Philosoph als Jugendlicher mit der seine innere Haltung und sein späteres Werk prägenden Grausamkeit einer Sklavengaleere konfrontiert wurde, erlebte Alice in Afrika das dort „ganz alltägliche Grauen“. Als 15-Jährige stieß sie etwa unvermutet auf mehrere gefolterte und im Sterben liegende Männer. Zum anderen erlebte sie sich in Afrika als Fremde, womit ihr ‚das Fremde‘ zum eigentlich Vertrauten wurde. So bleibt offen, ob sich das Mädchen, das einen Großteil ihrer Kindheit in Afrika verbrachte, auf dem bis dahin noch weitgehend unerforschten Kontinent fremder fühlte oder vielleicht doch in Chicago, wo sie und ihre Familie herstammten und wohin sie nach ihren ausgedehnten Afrikareisen immer wieder zurückkehrten. Sicher aber ist, dass die Faszination für das Fremde ihr Leben und ihr Werk nicht weniger prägten als der „Horror Vitae“, von dem sie später schrieb, sie habe sich in Afrika mit ihm „infiziert“.

Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter stellt sich in Phillips’ Biografie ambivalent dar. Einerseits standen sich beide „außerordentlich nahe und die Tochter bekam viel Aufmerksamkeit“, andererseits war ihr Verhältnis „von Unehrlichkeit getrübt“, wie die Biografin Alice Sheldon zitiert. Zudem habe Mary Hastings Bradley ihre Tochter als ihren „einzigen Besitz und ihre Projektion in die Zukunft“ betrachtet. Die Autorin Sheldon jedenfalls maß sich und ihren Erfolg zeitlebens an dem ihrer Mutter, deren Reisebücher, Novellen und historischen Romane zu ihrer Zeit wahre Verkaufsschlager gewesen waren.

Als Heranwachsende entwickelte Alice Hastings Bradley zwar „immer wieder Leidenschaften für Frauen“, auch erklärte sie später einer Brieffreundin, „die 2 oder 3 großen Lieben meines Lebens“ seien „Mädchen“ gewesen, doch handelte sie ihrer Biografin zufolge „nicht danach“. Stattdessen heiratete sie mit gerade einmal 21 Jahren den heute nur noch wenig bekannten Romancier William Davey. Obwohl sich die Ehe auf Dauer nicht als allzu romantisch erwies, hielt sie es bis ins ‚verflixte siebte Jahr‘ hinein mit ihm aus. Davey bestritt zwar später einmal auf sie geschossen zu haben, räumte aber ein, seine Frau „durch die Fensterscheibe geworfen“ zu haben, nachdem er gesehen habe, dass sie „es einer anderen Frau mit dem Mund gemacht hatte“. Sie selbst erklärte ihrer feministischen Freundin und Science-Fiction-Kollegin Joanna Russ Jahrzehnte später: „Was Sex angeht, bin (war) ich notorisch gestört“, denn, so erklärt die Biografin diesen Selbstbefund, „ein Sexualobjekt zu sein, ist für sich noch kein erotisches Erlebnis“.

Doch hat sich Alice B. Sheldon nicht nur mit ihrer eigenen Sexualität kritisch befasst, sondern auch mit dem Wesen menschlicher Sexualität schlechthin. In einem Fragment gebliebenen Essay mit dem Titel „Weiblichkeit und Gesellschaft: Eine Diskussion aus der Perspektive der atypischen Frau“ – es entstand vermutlich um 1935 – hat sie eine ganz eigene Geschlechter-Typologie entworfen, in der die Geschlechter nicht wie üblich in Männer und Frauen aufgeteilt werden, sondern in Männer und Mütter. Hinzu kommt ein ‚drittes Geschlecht‘, das der „atypischen Frau“, deren Angehörige, wie Phillips formuliert, „physisch keine Männer sind und von der Veranlagung her keine Mütter“. Ihnen rechnete sich die Essayistin selbst zu.

Sexualität und Tod sind die beiden großen Themen zahlreicher ihrer späteren Science-Fiction-Storys. „Die Liebe (zwischen Mann und Frau, Mensch und Alien) ist ein unerbittlicher, biologischer Trieb; aber er bleibt unbefriedigt, aussichtslos, und ist so gut wie immer tödlich“, bringt Phillips den Grundgedanken zahlreicher Science-Fiction-Storys Sheldons auf den Punkt. Bevor Sheldon jedoch beginnen würde, Science-Fiction zu schreiben, sollte es noch eine Weile dauern.

Zunächst einmal ist daher von ihrem beruflichen Werdegang zu reden. Ende Dezember 1941, also schon bald nach der Scheidung von Davey wurde sie Kunstkritikerin der „Chicago Sun“ und fand großen Gefallen daran, „ihre eigene Meinung öffentlich kund zu tun“. Doch noch im gleichen Monat griffen die Japaner Pearl Harbour an und Hitler erklärte den USA den Krieg. So meldete sie sich im folgenden Herbst bei der Army und trat dem „Women’s Army Auxiliary Corps“ bei, wo sie als Teil der „Army Air Forces Photo-Intelligence Group“ Spionagefotos und Luftaufnahmen feindlicher Stellungen auswertete und interpretierte. Die Kameradschaft unter den allesamt selbständigen Frauen ließ sie aufblühen. Doch war sie entsetzt über den offenen Alltagssexismus der männlichen SoldatInnen. Sheldons lapidares Statement, der Mann habe „der Frau ihre Existenz nie verziehen“, führt Phillips auf eben diese Erfahrung zurück. Doch war die Misogynität der Zivilgesellschaft der 1950er-Jahre für Davey – so hieß sie damals noch immer – kaum weniger schockierend. Mit dem Sexismus der Nachkriegszeit konfrontiert, schrieb sie ein flammendes Essay über „The Women-Haters“, doch lehnten zunächst die „Saturday Evening Post“ und so dann alle anderen Redaktionen eine Veröffentlichung ab.

Bereits unmittelbar nach Kriegsende hatte Captain Davey den zwölf Jahre älteren Colonel Huntington D. Sheldon kennen gelernt, einen Ting genannten CIA-Agenten, den sie noch im gleichen Jahr heiratete. 1952 trat sie der Organisation ebenfalls bei. Doch während ihre Tätigkeit für den Nachrichtendienst „kurz und bescheiden“ blieb (sie trat 1955 wieder aus), blieb Ting 17 Jahre in der Organisation. In dieser Zeit „bestand der Freundeskreis der Sheldons fast nur aus CIA-Kollegen“.

Ihre kurze Tätigkeit als Kunstkritikerin bei der „Chicago Sun“ hatte sie jedoch auch während ihrer geheimdienstlichen Tätigkeit nie ganz vergessen und so begann sie schon bald nach dem Krieg an einem Buch zur „Psychology of Value in the Graphic Arts“ zu schreiben, das sie anderthalb Jahrzehnte beschäftigen sollte, ohne dass es je fertiggestellt werden würde. Das gleiche Schicksal erlitten mit Ausnahme ihrer Dissertation über ein Thema experimenteller Psychologie auch alle ihre späteren Versuche, größere wissenschaftliche Texte zu verfertigen.

So arbeitete sie etwa an einem Text „zur Frage der Frauen“, in dem sie, den Worten Phillips’ gemäß, erkunden wollte, „wer sie waren, wer sie sein könnten, ob sie ihre Feinde waren, ihre Schwestern oder alles zusammen“. Doch verlor sie sich ähnlich wie bei ihren früheren Vorhaben „schnell im Detail, ging emotionalen Wahrheiten aus dem Weg, und nahm einen aufgesetzt rationalen Ton an“. Dabei barg das Manuskript durchaus originelle Gedanken. Beispielsweise „beklagt“ sie in dem überlieferten Textfragment aus den 1950er-Jahren, „dass die Frau sich ihre Versklavung gefallen lasse, sich gegen Veränderungen sträube und ‚alles in allem den schändlichen Charakter des Kollaborateurs zeigt’“. Damit nahm sie eine Überlegung vorweg, die Jahrzehnte später von Christina Thürmer-Rohr in die feministische Theorie eingebracht wurde und dort als These der weiblichen Mittäterschaft für Diskussions- und Zündstoff sorgte. Im gleichen Text machte sich Alice Sheldon zudem für „sehr vielmehr homosexuelle Aktivitäten vonseiten der Frauen“ stark und entwarf wiederum eine ganz eigene Geschlechterdifferenzierung, indem sie die Menschheit versuchsweise in fünf Geschlechter einteilte: „Männer, Frauen, Kinder, Mütter und Menschen“. Als Frauen gelten dem Text zufolge diejenige „Personen, die etwas Wesenseigenes sind, das weder kindlich noch männlich noch mütterlich ist“.

Zwar hatte Alice Sheldon bereits Ende der 1950er-Jahre damit begonnen, einige Science-Fiction-Storys zu schreiben, doch wagte sie es erst ein Jahrzehnt später, die ersten einzureichen – unter dem Pseudonym James Tiptree jr.. Mitte der 1970er-Jahre wurde es gelüftet. Bis dahin hatte Sheldon unter dem angenommenen Namen nicht nur etliche erfolgreiche Science-Fiction-Geschichten veröffentlicht, sondern auch mit prominenten Kollegen und Kolleginnen korrespondiert, so etwa mit Ursula K. Le Guin und Joanna Russ. Mit beiden entwickelte sie echte Freundschaften. Hinzu kamen zahlreiche Briefkontakte zu anderen Größen des Science-Fiction-Geschäfts wie Frederik Pohl oder Harlan Ellison. Auch führte sie einen „kurzen, intensiven und chaotischen Briefverkehr mit Philip K. Dick.“

Die erste von Tiptrees beziehungsweise Sheldons veröffentlichte Science-Fiction-Story war „Birth of a Salesman“. Sie erschien im März 1968 in dem Magazin „Analog – Science Fiction and Fact“. Doch ihr „eigentliches Debüt“ sei „The last Flight of Dr. Ain“ gewesen, findet Sheldons Biografin Phillips, denn erst in der Geschichte des Mannes, der aus Liebe zur Erde die Menschheit auslöscht, habe Sheldons Kunstfigur Tiptree „seine Stimme und seinen Stoff“ gefunden. Sie erschien exakt ein Jahr nach „Birth of a Salesman“ ebenfalls im Monat März, jedoch in der Science-Fiction-Zeitschrift „Galaxy“. Ein weiteres Jahr später wurde sie mit dem Nebula Award ausgezeichnet, einem der beiden bedeutendsten Science-Fiction-Preise. „Damit war Tiptree als ein Schriftsteller etabliert, den es im Auge zu behalten galt, jemand mit Tiefgang, Welterfahrung und Erzählstil.“

Tiptrees Storys beeindruckten von Anfang an Science-Fiction-Fans beider Geschlechter. „Während die weiblichen Leser oft Tiptrees überraschenden Feminismus hervorheben, begründen Männer ihre Bewunderung mit seiner moralischen Haltung und dem Eindruck, dass er echte wissenschaftliche Gedankenexperimente durchführte.“ Anfang der 1970er-Jahre wollte Sheldon „einen neuen Erzählstil ausprobieren, den sie mit dem Weiblichen verband“, und legte sich hierfür ein zweites, diesmal weibliches Pseudonym zu: Raccoona Sheldon. Unter diesem Namen erschien etwa die Story „The Screwfly Solution“, die Phillips als „eine von Allis besten Erzählungen“ gilt. In ihr nutzen Außerirdische den „aggressiven Trieb, der an das männlich-sexuelle Annäherungsverhalten gekoppelt ist“, um die Menschheit auszurotten und den Planeten in Besitz zu nehmen. Im Laufe der 1970er-Jahre entwickelte Alice Sheldon ihr drittes Ich zur „bekennende Feministin“.

Doch wie war es um ihr ‚erstes Ich‘ bestellt? War Sheldon selbst ebenfalls Feministin? Zweifellos! „Ich bin überzeugte Feministin“, wenn auch „von der alten Schule“, erklärte sie 1980 in einem von Phillips zitierten Interview. Trotz dieser eindeutigen Selbstauskunft macht die Biografin ein ambivalentes Verhältnis Sheldons zur Frauenbewegung aus. „Als politisches Programm begrüßte sie den Feminismus sofort“, konstatiert Phillips. Denn Sheldon trat der von Betty Friedan und anderen Feministinnen 1966 ins Leben gerufenen „National Organisation for Women“ schon bald nach deren Gründung bei und abonnierte die von Gloria Steinem herausgegebene feministische Zeitschrift Ms von der ersten, 1972 erschienenen Ausgabe an. Obwohl Sheldon von der Frauenbewegung „begeistert“ war, habe sie zugleich Angst bekommen, „da der Feminismus ihr Ideal der Selbstaufopferung in Frage stellte“.

Theoretisch „schwankte“ Sheldon wie manche andere auch „zwischen zwei traditionellen feministischen Positionen hin und her: der einen, dass die geschlechtsspezifische Rollenverteilung künstlich sei und verworfen werden sollte, und der anderen, dass Frauen inhärente Eigenschaften besäßen wie etwa die Veranlagung zur Fürsorge, welche eine höhere Wertschätzung erfahren sollten“, erklärt Phillips, und tatsächlich lassen sich für beide Positionen etliche Belege in Sheldons Werken und Briefen finden. „Eine der Ironien in Allis Werdegang als Tiptree besteht jedoch darin, dass sie den Standpunkt der biologischen Determiniertheit der Geschlechter in dem Moment am vehementesten vertrat, als sie gerade zu beweisen schien, dass alles nur eine Show war, dass Geschlecht das war, was man gerade behauptete“, merkt Phillips nicht ohne Grund an.

All dies belegt die Biografin ausführlich anhand zahlreicher kürzerer und längere Zitate aus den Korrespondenzen, die Sheldon mit feministischen Science-Fiction-Autorinnen ihrer Zeit führte, so dass man ganz en passant eine Menge über den damaligen Diskurs innerhalb der feministischen Science-Fiction-Gemeinde der USA erfährt.

Überhaupt zeugt Phillips’ Buch von einer ganz exzeptionellen Kenntnis des Lebens und des Werkes von Alice B. Sheldon, wobei sie auch intime, gelegentlich allzu intime Details nicht immer verschweigt. Jedenfalls muss man lange suchen, bis man einmal auf eine unzutreffende Tatsachenbehauptung stößt. Sie findet sich auf Seite 646. Denn tatsächlich wurde „The Screwfly Solution“ entgegen Phillips’ dort getroffener Feststellung sehr wohl verfilmt. Doch auch diese Fehlinformation kann man ihr schwerlich ankreiden. Denn der Film und die Autobiografie entstanden zeitlich parallel. Beide erblickten sie 2006 das Licht der Öffentlichkeit.

Tiptrees wahre Identität wurde Ende 1976 enttarnt, elf Jahre vor Sheldons Freitod. Sie und ihr Mann hatten schon in den 1970er-Jahren vereinbart, gemeinsam in den Tod zu gehen, „wenn sie zu alt würden, um weiterzumachen“. Alice Sheldon hatte die „Grundannahmen“ des Suizid-Entschlusses bereits in einem „Abschiedsbrief“ aus dem Jahr 1979 dargelegt. Acht Jahre später erschoss die inzwischen 72-jährige ihren schlafenden Mann, informierte telefonisch seinen Sohn sowie ihren Anwalt von der Tat und tötete sich anschließend selbst.

Man muss kein Science-Fiction-Fan sein, um von dieser Biografie eines erfolgreichen Doppellebens mit selbstbestimmtem Ende fasziniert zu werden.

Titelbild

Julie Phillips: James Tiptree Jr. Das Doppelleben der Alice B. Sheldon.
Übersetzt aus dem Amerikanischen von Margo Jane Warnken.
Septime Verlag, Wien 2013.
783 Seiten, 29,00 EUR.
ISBN-13: 9783902711052

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