Emotionale Fallhöhen – Mirko Bonné und Tom Schulz haben die Anthologie „Trakl und wir“ herausgegeben

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Einhundert Jahre nach seinem Tod ist die Beschäftigung mit Georg Trakls Gedichten keine literaturhistorische Denksportaufgabe, sondern eine im höchsten Maße aktuelle Angelegenheit.

Unter dem Titel „Trakl und wir“ haben Mirko Bonné und Tom Schulz eine Anthologie mit Beiträgen zeitgenössischer Autorinnen und Autoren herausgebracht, die einen eigenen Blick auf das poetische und essayistische Werk dieses Schriftstellers werfen und sich ihm sowohl kommentierend als auch mit eigenen literarischen Texten nähern. Darunter sind Stimmen wie Durs Grünbein, Nico Bleutge oder Ulla Hahn, aber auch Nachwuchslyriker wie Jan Skudlarek oder Nadja Küchenmeister. Auch die Populärkultur bedient sich dieses Autors: Man denke an den Film „Tabu“ mit Lars Eidinger in der Hauptrolle, der die skandalöse Beziehung Trakls zu seiner Schwester Grete thematisiert.

Georg Trakls Werk beschreibt große emotionale Fallhöhen: Seine Gedichten sind Reflexionen über Verfall und Tod, doch in der poetischen Form liegt ihre Kraft; sie sind deshalb zeitgenössisch, weil sie ein Nachdenken über eben jene Themen ermöglichen. Einhundert Jahre nach seinem Tod besteht nun die Gelegenheit, den Lyriker in zahlreichen Biografien, Neuauflagen und Interpretationen (wieder) zu entdecken.

M.F.

Titelbild

Tom Schulz / Mirko Bonné (Hg.): Trakl und wir. Fünfzig Blicke in einen Opal.
Lyrik Kabinett, München 2014.
196 Seiten, 22,00 EUR.
ISBN-13: 9783938776360

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