Spektralanalyse – Ein von Frank Müller herausgegebener Sammelband bietet Hinweise zu Ulrich Horstmann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Es mag nach einem Paradoxon klingen, aber der Amerikanist, Philosoph und Literat Ulrich Horstmann ist tatsächlich in zahlreichen Textsorten zuhause und unterwegs. Wissenschaftliche Monographie, Aufsätze und Essays zählen ebenso zu seinem Œuvre wie Romane, Erzählungen, SF-Stories, Gedichte, Aphorismen, Komödien, Hörspiele und Rezensionen.

Ähnlich breit gefächert ist das Spektrum der Beiträge eines von Frank Müller unter dem Titel „Jenseits der Apokalypse“ herausgegebenen Sammelbandes zu Horstmann. Wie Müller im Vorwort erklärt, arbeiten sie „Einflüsse auf Horstmanns Denken“ heraus, „die bislang im Dunkeln lagen“, „stellen seine Arbeiten in neue Kontexte und lassen sie ‚sprechen‘. Und sie stellen Hautkontakt her mit einer engen Verbündeten von Horstmanns Gedankenkosmos, der Kunst“. Denn es wurden sowohl Beiträge wissenschaftlichen wie auch künstlerischen Charakters aufgenommen.

Wolfgang Schröder ist gleich mit zwei Texten vertreten. Zieht er in seinem ersten Beitrag „eine Entwicklungslinie von der Blütezeit des neuzeitlichen Selbstbewusstseins (Pico) über die Parodierung der Menschwerdung in der Moderne (Kafka) bis zu Horstmann“, so widmet er sich in seinem zweiten Horstmanns Theaterästhetik. Winfried H. Müller-Seyfarth untersucht die Beziehung des satirischen Propagandisten der Apokalypse zu einem Entropie-Philosophen des 19. Jahrhunderts, der unter dem Pseudonym Philipp Mainländer  publizierte. Martin Arndt geht hingegen Parallelen im Denken von Horstmann und dem theologisierenden Nietzsche-Amigo Franz Overbeck nach, während Rolf Löchel die Geschlechterkonstruktionen in Horstmanns satirischem SF-Roman „Das Glück von OmB’assa“ beleuchtet.

Persönlichere Bezüge zu Horstmann stellen die Beiträge von Frank Stückemann und Walter Gödden her. Stückemann bietet Einblicke in einen Briefwechsel, den er anlässlich eines literarischen Projekts mit Horstmann führte. Walter Gödden stellt die Typoskripte zweier von ihm mit Horstmann geführter Video-Interviews vor. Bernhard Kraller räsoniert anhand von Porträtfotografien darüber, „How Mr. Horstmann Meets Himself“. Der Lyriker Günter Kunert ehrt Horstmann mit einem Gedicht und der Herausgeber des Bandes berichtet von der „Schwierigkeit, aufzuhören“. Er überwindet sie, indem er den Band mit einer Bibliographie der Veröffentlichungen Horstmanns beschließt.

R.L.

Titelbild

Frank Müller (Hg.): Jenseits der Apokalypse. Hinweise zu Ulrich Horstmann.
Aisthesis Verlag, Bielefeld 2014.
294 Seiten, 29,80 EUR.
ISBN-13: 9783895289170

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