Verschwinden die Verrisse aus der Literaturkritik?
Zum Status polemischer Wertungsformen im Feuilleton
Von Jan Süselbeck
Praxeologische Perspektiven auf ein literaturkritisches Lamento
In einem 2013 erschienenen Band zur „Zukunft der Literatur“ schreibt Anja Johannsen, die Programmleiterin des Literarischen Zentrums Göttingen: „Wie stark sich die Bedingungen, unter denen Literatur grundsätzlich verfasst, verlegt, vermittelt, gekauft und gelesen wird, in den vergangenen zehn, fünfzehn Jahren verändert haben, ist kaum zu überschätzen.“[1] In ihrem „Plädoyer für eine praxeologische Gegenwartsliteraturwissenschaft“ fordert die Autorin, dass das Augenmerk künftig viel stärker als bislang auch auf die Einflüsse des gesamten Literaturbetriebs auf die Literaturproduktion gerichtet werden müsse.[2]
Auch den gegenwärtigen Wandlungen im Feuilleton und insbesondere im literaturkritischen Habitus kommt aus einer solchen praxeologischen Sicht große Bedeutung zu. In seinem Vorwort zum dem zitierten Band stellt allerdings der Herausgeber Hermann Korte fest, in den meisten Beiträgen seiner Publikation käme „die Literaturkritik mit ihrer marktkontrollierenden Steuerungsfunktion kaum noch vor“.[3]
Derzeit wird allgemein beobachtet, dass die Gatekeeper-Funktion der Literaturkritik gegenüber anderen Formen der teils nonverbalen Bewertung von und vor allem auch der Werbung für Literatur an Bedeutung eingebüßt habe. Der unter anderem für die „Welt“ schreibende Literaturwissenschaftler Marc Reichwein stellt in einem Beitrag fest, dass die „‚Literaturbetriebskunde‘ nicht mehr an der „paratextuellen Markenbildung“ vorbeikomme, deren wiederkehrende „Frames“ und Berichterstattungsmuster zu erhellen seien. Mittlerweile dominierten nämlich Verkaufscharts, Bestsellerlisten bzw. die Long- und Shortlists des Deutschen Buchpreises derart die Buchmarktmoden, dass sich die Literaturkritik offensichtlich nur noch beratend, ja teils „servil“ im Big Business der Literaturvermittlung bewege.[4]
Eine forcierte Eventkultur von medial vielfach multiplizierten und kommentierten Literaturpreisen, Poetikvorlesungen, Open-Mike-Wettbewerben und Poetry Slams, große Literaturfestivals mit vielen Lesungen und Podiumsdiskussionen, die wiederum über Social-Media-Foren wie Facebook oder Twitter mit ganz neuen Formen der Aufmerksamkeitserzeugung flankiert werden können, haben neue, rigide Ausleseprozesse in Gang gesetzt, die ihre Macht ganz unabhängig von der Literaturkritik entfalten. Fast hat man den Eindruck, als sei mittlerweile die Jury möglichst großer Literaturpreise und Wettbewerbe der place to be für die KritikerInnen: Nicht nur SchriftstellerInnen inszenieren sich über die Medien, sondern auch die ‚Stars‘ des Feuilletons.
Daraus resultieren jedoch literaturbetriebliche Mechanismen, die der Unabhängigkeit des literaturkritischen Schreibens nicht eben zuträglich sind: Jeder kennt am Ende jeden, und man trifft sich ständig im Blitzlichtgewitter, bei irgendwelchen Sekt-Empfängen und zu hippen Anlässen wie dem sogenannten Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt, den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt am Main, bei Mega-Events wie „lit.COLOGNE“ oder dem „internationalen literaturfestival berlin“ – wenn man denn zum Inner Circle des Betriebs gehört, der sich mit der medialen Aufmerksamkeit, die diese Gelegenheiten mit sich bringen, auch gerne schmückt.
Stefan Neuhaus thematisiert in einem Beitrag zu „Strategien der Aufmerksamkeitserzeugung in der Literaturkritik“ zudem die sogenannten Laienrezensionen im Internet, deren Konkurrenz die Deutungshoheit der etablierten Kritik in den Feuilletons in Frage gestellt habe. Neuhaus konstatiert eine forcierte Ökonomie der Aufmerksamkeitserzeugung durch Popularisierung.[5] In einem weiteren Beitrag zu den „Veränderungen der Literaturkritik seit 1990“ meint der Autor sogar, das Feuilleton weise mittlerweile mittels Skandalisierungen „jede politische Einflussnahme durch Literatur“ zurück, die es früher noch verteidigt habe. Stattdessen sei „nach dem Ende des Sozialismus nur noch die Ideologie des freien Marktes“ geblieben.[6]
Der mutmaßliche Bedeutungsverlust der Literaturkritik treibt jedoch nicht nur die Literaturwissenschaft, sondern auch AutorInnen und namhafte JournalistInnen seit geraumer Zeit um. Insbesondere die Befürchtung, der sogenannte Qualitätsjournalismus drohe zu einem verlängerten Arm der Public Relations und der Verlagswerbung zu verkommen, führte in den letzten Jahren bereits zu verschiedentlichen Rufen nach dem guten, alten Verriss, dessen Verschwinden in solchen kulturkritischen Einwürfen bitter beklagt wurde. In einem seltsam kulturkonservativ anmutenden Beitrag fragte etwa die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff im Jahr 2010: „Warum sind die Kritiken bloß so schlaff?“[7]
Ein Jahr später meldete sich Hubert Winkels in der Zeitung „Volltext“ mit einem weiteren Weckruf zu Wort, in dem er feststellte, es gebe tatsächlich „kaum noch Verrisse“ und „noch weniger Auseinandersetzung um einzelne Bücher“. Es sei „vielmehr so, dass keiner mehr den Verriss braucht, weil keiner mehr an die moralische Sendung der Literatur glaubt, weil keiner dem Gegenstand einen potentiellen Wahrheitswert mehr unterstellen will“, so Winkels. „Sagt mir, was mir gut tut und ich kaufe das, kaufe Euch das ab, kaufe Euch. Der Markt ersetzt den Raum der öffentlichen Sinndebatte.“[8]
Ähnlich wie Winkels schien auch Roman Bucheli der Einschätzung von Stefan Neuhaus Recht zu geben, als er im Mai 2013 in der „Neuen Zürcher Zeitung“ mit entwaffnender Offenheit feststellte, Redaktionen könnten, „um es zugespitzt auszudrücken, genau jene Zeitung produzieren, die der Werbemarkt zulässt“.[9] Volker Weidermann verfasste daraufhin eine belustigte, aber auch sichtlich befremdete Entgegnung in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“: „Diesen Satz im Kulturteil einer Zeitung zu lesen, die auf eine so große, stolze, ruhmreiche Geschichte zurückblickt wie die ‚NZZ‘, ist wirklich beunruhigend. Beziehungsweise: Wenn er stimmt, dann ist der Abgrund nicht nur nahe, sondern dann sind wir schon längst hineingestürzt.“[10]
Vergleichbare Hiobsbotschaften häufen sich also, und sie werden nicht nur in Deutschland geäußert. Um auch noch eine internationale Stimme zur Rolle der Neuen Medien im literaturkritischen Feld, also von Social-Media-Foren wie Twitter, zu zitieren: Im August 2012 meldete sich der New Yorker Publizist Jacob Silverman bei dem Online-Magazin Slate.com mit dem Artikel „Against Enthusiasm. The epidemic of niceness in online book culture“ zu Wort.[11] Silverman stellt bei Twitter und in der sogenannten Blogosphäre eine verlogene Fan-Kultur der haltlosen Begeisterung selbst über ungelesene Bücher und eine Stimmung der allumfassenden Liebenswürdigkeit gegenüber allem und jedem fest, in der so etwas wie Dissens schlicht kaum noch vorkomme.[12] Der Autor konstatiert in den Neuen Medien also eine Kommunikationsform, die Kurt Tucholsky bereits einmal als „Lobesversicherungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit“ bezeichnete.[13]
Ob es insgesamt tatsächlich schon so schlecht um das Feuilleton steht, bleibt jedoch unklar. Verschwinden die Verrisse wirklich aus der Literaturkritik? Welchen Status haben polemische Wertungsformen im heutigen Feuilleton, und inwiefern beeinflussen diese die Gegenwartsliteratur?
Der Verriss in Geschichte und Gegenwart
„Verriss, wo bist Du?“ So witzelte Marc Reichwein 2011 bei „Welt Online“, um am Ende seines launigen Kommentars zu den zitierten Artikeln von Lewitscharoff und Winkels zu betonen: „Ein echter Verriss kennt keine Toleranz und erlaubt auch keine Langeweile. Er unterhält sich selbst beim Vernichten. Und uns dazu.“[14] Doch wie denken die KritikerInnen heute allgemein darüber?
Ebenfalls 2011 erschien eine Ausgabe der „Neuen Rundschau“, in der namhafte RezensentInnen mit Walter Benjamins berühmter „Technik des Kritikers in dreizehn Thesen“ (1928) konfrontiert wurden und auf diese antworten sollten.[15] Die Ergebnisse waren erwartungsgemäß sehr unterschiedlich und bestätigten die referierten Befürchtungen der letzten Jahre nicht unbedingt. Auch wenn Ina Hartwig in Anspielung auf Benjamins erste These, die bekanntlich besagt, der Kritiker sei „Stratege im Literaturkampf“,[16] meinte, die „erfolgreichsten Strategen“ seien „heute die Schwärmer“,[17] so gab es doch in der „Neuen Rundschau“ auch eine Reihe von Wortmeldungen, die das Recht der Polemik, für das Benjamin Ende der 1920er-Jahre so vehement eintrat, ausdrücklich weiter hochhielten. So etwa Richard Kämmerlings von der „Literarischen Welt“, der betonte, dass der „Verkaufsstratege“ kein Literaturkritiker sei, das Marketing niemals der Kunst diene und eine „Vernichtung“ eines Autors durch die Kritik „auch dem Vernichteten“ dienen könne: „Er kann davor bewahrt werden, sein Leben an ein nicht ausreichendes Talent zu verschwenden“.[18]
Ganz unabhängig von diesen verschiedenen Standpunkten bleibt also die Frage, ob es überhaupt stimmt, dass die Rezensionsform des Verrisses so selten geworden ist. Gemeint ist damit eine polemische Auseinandersetzung mit einer Publikation, die laut Benjamin auch vor deren buchstäblicher Vernichtung nicht zurückschrecken dürfe. Im Gegenteil: Benjamins neunter These nach könne sogar nur derjenige kritisieren, der auch zu vernichten vermöge. Wieviele solche Verrisse heute im Vergleich zu früheren Jahrzehnten in den Zeitungen und mittlerweile eben auch online und an teils vollkommen unabhängigen Publikationsorten erscheinen, dürfte nur durch aufwändige empirische Erhebungen zu klären sein, die hier nicht geleistet werden können. Fraglich wäre zudem, welche Portale in derartige Statistiken mit einbezogen werden müssten oder sollten – und vor allem auch, ab wann ein Artikel denn genau als ‚vernichtender‘ Verriss zu bewerten sein sollte. Bekanntlich kann hier die Wahrnehmung bei dem Verrissenen, dem Autor des Verrisses, der publizierenden Redaktion, falls diese überhaupt noch existiert, und den verschiedenen Lesern mitunter beträchtlich differieren. So kommt es etwa alltäglich vor, dass verrissene AutorInnen glauben, eine justiziable Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte vor sich zu haben und dem Autor beziehungsweise der verantwortlichen Redaktion mit einer Klage drohen zu können, während ein solcher juristischer Schritt bei nüchterner Beurteilung keinerlei Aussicht auf Erfolg hätte.[19]
Von daher soll im Folgenden nur zweierlei unternommen werden: Zum einen muss geklärt werden, warum Verrisse auch heute im Feuilleton weiter wichtig bleiben, und zum anderen sollen anhand einiger weniger Beispiele aus der Literaturkritik der letzten Jahre Qualitäten und Probleme von lobenden und ablehnenden Rezensionen analysiert werden, um ihre Wirkungsweise zu erhellen. Gleicht man die zitierten Artikel Volker Weidermanns und anderer mit einem weiteren grundsätzlichen Statement ab, das Marcel Reich-Ranicki bereits 1970 verfasste, so scheint nach wie vor klar zu sein, dass gewisse Errungenschaften oder auch Utopien unabhängiger Bewertungen von Werken und Akteuren im literarischen Feld weiter als Richtlinie zu gelten haben, will die Literaturkritik nicht tatsächlich bedeutungslos werden.
In seinem einleitenden Essay zu seinem Buch „Lauter Verrisse“ erläuterte Reich-Ranicki bereits vor Jahrzehnten, warum negative Kritiken so notwendig sind. Der Autor holt in seinem immer noch lesenswerten Aufsatz weit aus und diagnostiziert in Deutschland seit dem 18. Jahrhundert und der Entstehung der Literaturkritik bei Schriftstellern wie Lessing eine geradezu antikritische Tendenz, die er mit einer besonderen Untertanengesinnung und dem deutschen Obrigkeitsdenken erklärt.[20] Kritisieren und Werten werde in Deutschland seither kaum als Form des Unterscheidens, Analysierens oder Beurteilens verstanden, sondern mit pejorativem Unterton gerne mit dem Abwerten, Urteilen oder Verurteilen verwechselt.[21] Reich-Ranicki verweist nicht zuletzt auf das Verbot der Literaurkritik im Nationalsozialismus sowie eine bis weit in die Nachkriegszeit hinein virulente öffentliche Ablehnung der Kritik, um dagegen mit Theodor W. Adorno zu unterstreichen, dass eine Demokratie durch Kritik „geradezu definiert“ werde, weil jede Demokratie in ihrer Gewaltenteilung durch die gegenseitige Kritik dieser Gewalten die Willkür einschränke.[22]
Reich-Ranicki spricht dem Verriss eine besondere Symptomatisierungsfunktion, eine jeweils möglichst genau zu begründende Form der Zeitkritik zu, mit der das Extreme im Exemplarischen erkundet werde.[23] Ähnlich wie Jahrzehnte nach ihm Simone Winko und Renate von Heydebrand in ihrer „Einführung in die Wertung von Literatur“[24] macht Reich-Ranicki dabei auf die geistesgeschichtliche und gesellschaftliche Gebundenheit solcher Urteile aufmerksam, deren Heftigkeit im Rückblick oft erst durch die Rekonstruktion dieses soziokulturellen Hintergrunds verständlich werde.[25] Letztlich seien Verrisse in der Unbedingtheit ihrer Kritik, die bessere Literatur fordere, in solchen sich wandelnden historischen Kontexten jedoch immer Ausdruck eines positiven Strebens gewesen: „Was sie anstreben ist nichts anderes als eine aggressive Verteidigung der Literatur“, so Reich-Ranicki.[26]
Möglicherweise muss im Zeitalter von Netz-Communities, die auf die kommunikative Konvention des demonstrativen Daumen-oben-Enthusiasmus setzen, um nirgends mehr anzuecken, auch wenn der Grund der allgemeinen Begeisterung fraglich erscheint, erneut an eine solche Ethik des Verrisses erinnert werden, wie sie Reich-Ranicki formuliert hat: Einem Kritiker, dem „der Vorwurf erspart bleibt, er sei anmaßend, und der auch nicht der schulmeisterlichen Attitüde“ bezichtigt werde, sei mit Skepsis zu begegnen.[27] Mit dem Mut zur rücksichtslosen Deutlichkeit und Klarheit des literaturkritischen Werturteils, das Reich-Ranicki forderte, steht und fällt also auch im vielzitierten Zeitalter des Web 2.0 die Zukunft des Feuilletons.
Dies kann allerdings nicht ohne das notwendige literarhistorische und gegenstandsbezogene Wissen des Kritikers, seine notwendige Belesenheit, gelingen. Als anonymer „Kundenrezensent“ bloße apodiktische „Meinungen“ zu verkünden, wie es etwa Amazon aller Welt problemlos ermöglicht, ist keine große Kunst: „Schließlich dürfen die Kritiker nicht deshalb eine Meinung äußern, weil sie ein Amt verwalten“, so Reich-Ranicki, „vielmehr dürfen sie ein Amt verwalten, weil sie eine Meinung haben.“ Und zwar eine kontrollierbare und nachvollziehbare Meinung, insbesondere im Fall extremer Werturteile: „Wer kritisiert, hat natürlich auch die Pflicht, sich selbst der Kritik zu stellen.“[28]
Das bedeutet allerdings, dass es sich bei solchen Kritiken, wie Reich-Ranicki sie fordert, letztlich gar nicht mehr um bloße „Meinungen“ handelt, die sich in ihrer betonten Subjektivität als kaschiertes Geschmacksurteil jeder Plausibilisierung entbehren, sondern um fundierte und begründete Werturteile.
Fallbeispiele aus der gegenwärtigen Verriss- und Lob-Praxis der Literaturkritik
Auch wenn es zweifelsohne ein gewisses Risiko bedeutet und Mut braucht, um sich persönlich mit einem fulminanten Verriss zu exponieren, geschieht dies allen Unkenrufen zum Trotz nach wie vor – nicht zuletzt aus Gründen der Aufmerksamkeitserzeugung auf verschiedenen Ebenen.
Thomas Anz hat in einem Handbuchbeitrag zu „Literaturkritik und Rezensionswesen in Deutschland“ darauf hingewiesen, dass selbst im Bereich der Laienkritik unter den ca. 2.500 ‚Kundenrezensionen‘ zu dem Mega-Erotikbestseller „Shades of Grey“ von E. L. James ausgerechnet ein Verriss von den Usern per Klick-Voting als ‚hilfreichste‘ Rezension eingestuft wurde. Anz verweist in seinem Artikel darauf, dass insbesondere Verrisse in der Aufmerksamkeitsökonomie des Buchhandels auch positive Effekte haben können, weswegen diese Einstufung einer negativen Kritik auf einer rein gewinnorientierten Konzernseite nicht unbedingt paradox sei.[29]
Doch es geht nicht nur um die Aufmerksamkeit für ein kritisiertes Buch, sondern auch um das symbolische Kapital desjenigen Rezensenten, der verreißt. Dies zeigte zuletzt etwa der Fall einer Kritik an Frank Schirrmachers Buch „Ego. Das Spiel des Lebens“, die im März 2013 im „Merkur“ erschien.[30] Der Autor Joachim Rohloff ist ein langjähriger, an der Sprachkritik von Karl Kraus und Hermann L. Gremliza geschulter (freier) Mitarbeiter der „Konkret“ und Mitherausgeber der „Jungle World“, der jedoch seit Jahren nichts mehr geschrieben hatte. Sein plötzlicher Schirrmacher-Verriss an so prominenter Stelle, der dem kritisierten Buch massive sprachliche Schwächen und sachliche Fehler nachwies und dies mit allerlei genüsslichen polemischen Invektiven gegen die vernachlässigten Sorgfaltspflichten des Autors koppelte, war im Frühjahr 2013 sofort in aller Munde: Joachim Rohloff war als ein Publizist, der für Jahre vollkommen von der Bildfläche verschwunden war, mit einem einzigen, strategisch überraschend platzierten und ‚getimeten‘ Verriss gleichsam über Nacht wieder ein bekannter Autor geworden.
Auch die Debatte um Christian Krachts Briefwechsel mit David Woodard und seinen Roman „Imperium“ im Jahr 2012 liefert hier aussagekräftiges Anschauungsmaterial. Die riesige Aufregung, die der „Spiegel“-Kritiker Georg Diez mit einem bei Lichte besehen überaus holperig geschriebenen, vor Stilblüten und schiefen Bildern nur so strotzenden Artikel auszulösen vermochte, einem Verriss also, der selbst schon wieder Thema einer geharnischten Sprachkritik wie der von Joachim Rohloff an Schirrmacher sein könnte, verblüffte. Diez trat mit seinem literaturkritischen Rundumschlag „Die Methode Kracht“ am 13. Februar 2012, also wenige Tage vor dem offiziellen Erscheinungstermin von „Imperium“, eine große Debatte über vermeintlich „rechtes Gedankengut“ bei Kracht los, die am Ende der Kontroverse im Feuilleton jedoch zu einer fast einhelligen Verurteilung von Diez als ‚Rufmörder‘ des Autors führte (so jedenfalls der explizite Vorwurf von Christoph Schmidt in der „Süddeutschen Zeitung“ vom 16.02.2012). An einer der zentralen Stellen seines Verrisses schreibt Diez über Krachts Roman:
Denn nach ein paar Seiten schon schleicht sich auch hier ein anderer Ton in die Geschichte, eine unangenehme, dunkle Melodie. Der Roman [Imperium] spielt „ganz am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts“, schreibt Kracht, „welches ja bis zur knappen Hälfte seiner Laufzeit so aussah, als würde es das Jahrhundert der Deutschen werden, das Jahrhundert, in dem Deutschland seinen rechtmäßigen Ehren- und Vorsitzplatz an der Weltentischrunde einnehmen würde“.
Eine Spalte öffnet sich in diesem Satz. Unter der Oberfläche raunt es: Deutschlands rechtmäßiger „Ehren- und Vorsitzplatz“? Wer spricht da? Wer sagt, dass dieser Platz rechtmäßig sei? Wer denkt so? Durch den schönen Wellenschlag der Worte scheint etwas durch, das noch nicht zu fassen ist. Das ist die Methode Kracht.[31]
Auch wenn die eklatante sprachliche Unsicherheit bei Diez befremdet, die unter anderem dazu führt, dass der Kritiker so blumige Bilder wie den schönen Wellenschlag der Worte benutzt und eine sich öffnende Spalte imaginiert, die ja gar keine Oberfläche haben kann, unter der es raunt, so stellt der „Spiegel“-Autor doch eine im Kern legitime Frage, die bislang einer genaueren narratologischen Analyse harrt: Wer genau spricht in Krachts Texten, wenn es um den Nationalsozialismus geht? Bis auf einige wenige weitere kritische Artikel über den Schweizer Autor, die im Gefolge von Diez’ Intervention erschienen, warf sich jedoch der halbe Literaturbetrieb, Autorenkolleginnen und -kollegen bis hin zu Elfriede Jelinek, umgehend für Kracht in die Bresche und empörte sich in teils schrillen Tönen über Diez.[32]
Sprachliche Schwächen hatte aber auch eine der ersten Lobpreisungen, die über „Imperium“ erschien und die in Zukunft wohl weit weniger in Erinnerung bleiben wird als die fulminante Kritik des „Spiegel“-Autors. Felicitas von Lovenberg publizierte am 10. Februar 2012 eine der ersten Rezensionen über Krachts Roman. Die verantwortliche Redakteurin für Literatur und literarisches Leben der „F.A.Z.“ stieg unter anderem mit folgendem, gleichermaßen launigen wie holperigen Satz in ihre Besprechung ein:
Die Geschichte eines abenteuerlichen Herzens, die hier mit weit ausholendem, nah heranzoomendem angelsächsischem Klassikeratem erzählt wird, hat in mancher Hinsicht ein Jahrhundert auf dem Buckel; doch wie sie erzählt wird, das ist von einer schwerelosen Heiterkeit, die erst der neugierige, aber eben unbeteiligte Blick durch den Rückspiegel auf eine Massenkarambolage zulässt, wie sie das zwanzigste Jahrhundert darstellt.[33]
Die Autorin geht in ihrem Artikel, wie man an dem Zitat schon ablesen kann, auch auf das Thema des Nationalsozialismus ein. Allerdings zitiert von Lovenberg, die die Verbrechen des „Dritten Reiches“ also mit einer Massenkarambolage gleichsetzt, in ihrer Besprechung selbst eine der zentralen Passagen aus „Imperium“, in der auf äußerst feinsinnige und daher stilkritisch zu beleuchtende Weise auf Auschwitz angespielt wird, vollkommen bedenkenlos. Wie es dazu kommt, kann man leicht an von Lovenbergs Geschichtsbild ablesen, wie es sich in ihrer zitierten Wortwahl widerspiegelt: Wer die Judenvernichtung in einer Rezension nicht als zielgerichteten und geplanten Massenmord, sondern als bloßen Verkehrsunfall unter vielen anderen des 20. Jahrhunderts metaphorisiert, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, offensichtlich gar nicht über das notwendige kritische Bewusstsein und die historische beziehungsweise semantische Sensibilität für die Beurteilung manieristischer Ästhetisierungen dieses Themas zu verfügen, wie sie für Kracht typisch sind. Vor allem deshalb, weil die Autorin für jene heiklen Aspekte dieser spezifischen literarischen Darstellungweise bei dem von ihr rezensierten Autor blind blieb, die wenig später in der Presse so breit diskutiert wurden, wird die lobende Kritik von Felicitas von Lovenberg wohl bald vergessen sein.
Mehr noch: Unter bestimmten Umständen können auch lobende Kritiken zu empfindlichen Rufschädigungen und Niederlagen im literaturkritischen Feld führen. Aufgrund ihres spezifischen Erregungseffekts wiederum können dagegen Verrisse ad hoc weit stärkere Aufmerksamkeit erzeugen, und zwar selbst dann, wenn sie sprachliche Mängel aufweisen, wie das Beispiel von Diez zeigt: Offensichtlich muss die sprachliche Form für die emotionale Wirkung solcher Texte nicht unbedingt prioritär sein. Wichtig ist eine pointierte Kritik, deren Wertungskriterienbeim Publikum als unhintergehbar und dringlich anerkannt werden – wobei es dem Erregungseffekt keinen Abbruch tut, wenn selbst maßgebliche Teile dieses Publikums die Anwendung dieser negativen Bewertung auf das Objekt der Kritik für verfehlt halten. In jedem Fall aber können solche Verrisse lediglich auf der Grundlage eines gesellschaftlichen Konsenses über bestimmte axiologische Werte, wie sie Winko und von Heydebrand nennen, Anerkennung und Aufmerksamkeit finden.[34]
Miniatur einer Morphologie des modernen Verrisses
Mit Pierre Bourdieu und Georg Franck kann man konstatieren, dass es seit dem 19. Jahrhundert eine komplexe Mischökonomie von finanziellem und symbolischem Kapital gibt, auf deren Märkten sich nicht nur Literaten, sondern eben auch Literaturkritiker und andere Mitglieder des Literaturbetriebs bewegen. Ab einem bestimmten Bekanntheitsgrad wird den Äußerungen solcher Akteure, die über große Aufmerksamkeit verfügen, per se besondere Bedeutung beigemessen. So fasst Georg Franck zussammen: „Es ist etwas anderes, wenn ein prominenter Kritiker sein Urteil spricht, als wenn irgendjemand urteilt – und zwar unabhängig von den Argumenten, die vorgebracht werden. Diejenigen, die bekannt dafür sind, dass sie reich an Beachtung sind, sprechen mit einem anderen Gewicht.“[35]
Damit wäre zum Beispiel erklärbar, warum jemand wie Frank Schirrmacher, der ständig unsinnige und kulturpessimistische Bücher voller grammatikalischer und sachlicher Fehler schrieb, von seiner Warte als „F.A.Z.“-Herausgeber und ‚Debattenmacher‘ aus mit jeder neuen Publikation so große Aufmerksamkeit bekam. Zugleich können Verrisse dieser viel diskutierten Bücher wie der Joachim Rohloffs dazu führen, dass der Kritiker auf eine ‚ketzerische‘ Weise an der Aufmerksamkeitsökonomie, die das kritisierte Werk generiert, teilhat. Dies wiederum kann allerdings nur gelingen, wenn der Verriss a) auf Anhieb schlüssig wirkende Argumente und Textbelege vorweisen kann, b) noch dazu pointiert geschrieben ist, wobei Stilblüten im Text offenbar für dessen unmittelbare Wirkung nicht einmal unbedingt negativ ins Gewicht fallen müssen, und c) an einem Ort erscheint, der in der Medienökonomie auch angemessen wahrgenommen wird und wie der „Merkur“ ein gewisses symbolisches Kapital vermittelt. Für alternative Publikationsorte im Internet wie Blogs oder Onlineportale gilt im Grunde das Gleiche: Hier hat sich eine neue Aufmerksamkeitsökonomie herausgebildet, in der es jedoch ebenfalls keinesfalls egal ist, wer etwas äußert und wo er dies tut.
Auffällig sind unter anderem in der Kracht-Debatte zwei Typen von Verrissen, die offensichtlich aufgrund gewisser axiologischer Grundannahmen in unserer Gesellschaft immer noch besonders effektvoll wirken: Einerseits der sprachkritische Ansatz nach Karl Kraus, wie er unter anderem auch bei Rohloff vorliegt. Im Fall von „Imperium“ hat Gerhard Henschel eine solche ausführliche, beinahe ausschließlich auf sprachliche Fehler von Krachts Roman konzentrierte Rezension in der Satirezeitschrift „Titanic“ vorgelegt, die eine teils beachtliche polemische Verve generiert und daher nicht zuletzt komisch wirkt.[36] Diese Form des Verrisses wird zur Zeit auffälligerweise vor allem unter Autoren des linken publizistischen Spektrums kultiviert, was insofern erstaunen mag, als die bloße Kaprizierung auf einen korrekten sprachlichen Ausdruck einem ausgesprochen konservativen Habitus entspricht.
Andererseits aber ist die direkte Attacke eines Autors ad hominem mittels eines ideologiekritischen Ansatzes, wie sie Georg Diez vorführte, trotz aller Beschwörungen eines gegenwärtigen postideologischen Zeitalters offensichtlich immer noch die effektivste Methode, um mit einem Verriss öffentliche Erregung herzustellen. Anders als man annehmen könnte, werden solche Verriss-Strategien, die etwa auf die Erhebung des Antisemitismusvorwurfes zielen, längst nicht nur in der linken Presse praktiziert, sondern sind, etwa auch bei Autoren wie Henryk M. Broder, auch in einer Springer-Zeitung wie der „Welt“ gängig.
Dies stellt jedoch die eingangs zitierte Annahme von Winkels und Neuhaus in Frage, wonach die Literaturkritik heute größtenteils nur noch den Gesetzen des freien Marktes folge. Offensichtlich spielen hier auch ganz andere axiologische Werte nach wie vor eine bedeutende Rolle, wie vor allem die Kracht-Debatte eindrucksvoll gezeigt hat. Unabhängig von einer eingehenderen Bewertung der unterschiedlichen literaturkritischen Konkurrenzen zwischen den hier exemplarisch herausgegriffenen Publikationsorganen beziehungsweise AutorInnen wird man daher abschließend konstatieren können: Solange so etwas wie die genannten Kontroversen überhaupt entstehen kann und sich nicht alle LiteraturkritikerInnen wie lobbygeschädigte Analysten in einer Rating-Agentur verhalten, dürften auch die Verrisse nicht aus der Literaturkritik verschwunden sein.
Anm. der Red.: Der Essay basiert auf einem Vortrag, den der Autor im Jahr 2013 beim Deutschen Germanistentag in Kiel gehalten hat. Eine ausführlichere Version des Aufsatzes erscheint in Kürze in dem von Heinrich Kaulen und Christina Gansel herausgegebenen Band: Literaturkritik heute. Tendenzen – Traditionen – Vermittlung. V&R unipress, Göttingen 2015. Zum Inhalt dieses Buches finden Sie hier eine genaue Übersicht.
[1] Anja Johannsen: To pimp your mind sachwärts. Ein Plädoyer für eine praxeologische Gegenwartsliteraturwissenschaft. In: Hermann Korte (Hrsg.): Zukunft der Literatur. TEXT + KRITIK. Sonderband. München 2013, s. 179-186. Hier: S. 179.
[2] Ebd., S. 182.
[3] Hermann Korte: Zum Sonderband „Zukunft der Literatur“ im 50. Jahr von TEXT + KRITIK. In: Ders. (Hrsg.). Zukunft der Literatur, S. 5-17. Hier: S. 12.
[4] Marc Reichwein: Wieviel Kritik braucht der Betrieb? Zur anhaltenden Konjunktur in literarischen, literaturkritischen und literaturwissenschaftlichen Texten. In: literaturkritik.at, 23.06.2013. Online abrufbar unter: http://www.uibk.ac.at/literaturkritik/zeitschrift/1093407.html (letzter Zugriff: 13.07.2013).
[5] Stefan Neuhaus: Strategien der Aufmerksamkeitserzeugung im Internet. In: Ders. / Oliver Ruf (Hrsg.): Perspektiven der Literaturvermittlung. Innsbruck 2011, S. 149-162. Hier: S. 149f.
[6] Stefan Neuhaus: Das hybride Kritikersubjekt. Veränderungen in der Literaturkritik seit 1990. In: Norber Otto Eeke / Stefan Elit (Hrsg.): Deutschsprachige Literatur(en) seit 1989. Zeitschrift für deutsche Philologie 131 (2012), S. 39-55. Hier: S. 46
[7] Sibylle Lewitscharoff: Warum sind die Kritiken bloß so schlaff? In: Die Welt, 22.05.2010. Online abrufbar unter: http://www.welt.de/welt_print/kultur/literatur/article7739669/Warum-sind-die-Kritiken-bloss-so-schlaff.html (letzter Zugriff: 05.02.2015).
[8] Hubert Winkels: Den Autor umarmen. Was macht eigentlich die Literaturkritik? In: Volltext. Zeitung für Literatur, 13.07.2011. Online abrufbar unter: http://volltext.net/magazin/magazindetail/article/5311/ (letzter Zugriff: 05.02.2015).
[9] Roman Bucheli: Literaturkritik unter Druck. Ein Leben nach dem Papier. In: Neue Zürcher Zeitung, 11.05.2013. Online abrufbar unter: http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/literatur/ein-leben-nach-dem-papier-1.18079214 (letzter Zugriff: 05.02.2015).
[10] Volker Weidermann: Wer steht hier am Abgrund? Die Literaturkritik muss sich vor dem Internet nicht fürchten. Sie muss nur wieder so modern werden, wie sie einmal war. In: FA.Z., 30.05.2013. Online abrufbar unter: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/literaturkritik-im-netz-wer-steht-hier-am-abgrund-12194632.html (letzter Zugriff: 05.02.2015).
[11] Jacob Silverman: Against Enthusiasm. The epidemic of niceness in online book culture. In: Slate.com, 04.08.2012. Online abrufbar unter: http://www.slate.com/articles/arts/books/2012/08/writers_and_readers_on_twitter_and_tumblr_we_need_more_criticism_less_liking_.html (letzter Zugriff: 05.02.2015).
[12] Vgl. dazu auch Roberto Simanowski: Elektronische und digitale Medien. In: Thomas Anz (Hrsg.): Handbuch Literaturwissenschaft. Band 1: Gegenstände und Grundbegriffe. Stuttgart / Weimar 2007, S. 244-249. Hier: S. 247. Auch Simanowski problematisiert eine besondere Kommunikationsform im Internet, die auf der Favorisierung gemeinsam geteilter Interessen und einer schnellen „Angliederung an Gleichgesinnte“ beruhe und somit eine „Gefahr für die demokratische Diskussionskultur“ darstellen könne, da dadurch kritische Auseinandersetzungen mit anderen Standpunkten vermieden würden.
[13] Kurt Tucholsky: Kritik als Berufsstörung. In: Ders.: Gesammelte Werke. Herausgegeben von Mary Gerold-Tucholsky und Fritz J. Raddatz. Band III 1929-1932. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag 1961, S. 964-967. Hier: S. 967.
[14] Marc Reichwein: V wie Verriss. In: Welt Online, 30.07.2011. Online abrufbar unter: http://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article13516303/V-wie-Verriss.html (letzter Zugriff: 05.02.2015).
[15] Hans Jürgen Balmes u. a. (Hrsg.): Thesen zur Literaturkritik. Neue Rundschau, 122. Jahrgang, Heft 1 (2011).
[16] Walter Benjamin: Die Technik des Kritikers in dreizehn Thesen. Ebd., S. 7.
[17] Ina Hartwig [ohne Titel], ebd., S. 17.
[18] Richard Kämmerlings [ohne Titel], ebd., S. 22.
[19] Der Autor des vorliegenden Beitrags spricht hier aus langjähriger persönlicher Erfahrung sowohl als freier Autor als auch als Redaktionsleiter von literaturkritik.de.
[20] Marcel Reich-Ranicki: Nicht nur in eigener Sache. Bemerkungen über Literaturkritik in Deutschland. In: Ders.: Lauter Verrisse. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1992, S. 11-45. Hier: S. 14.
[21] Ebd., S. 16.
[22] Ebd., S. 14f.
[23] Marcel Reich-Ranicki, Nicht nur in eigener Sache, S. 36.
[24] Simone Winko / Renate von Heydebrand: Einführung in die Wertung von Literatur. Systematik – Geschichte – Legitimation. Paderborn / München / Wien / Zürich: Ferdinand Schöningh 1996.
[25] Marcel Reich-Ranicki, Nicht nur in eigener Sache, S. 36.
[26] Ebd., S. 37.
[27] Ebd., S. 40.
[28] Ebd., S. 42.
[29] Vgl. Thomas Anz: Literaturkritik und Rezensionskultur in Deutschland. In: Gabriele Rippl / Simone Winko (Hg.): Handbuch Kanon und Wertung. Theorie, Instanzen, Geschichte. Stuttgart: Metzler 2013. S. 146-153. Hier: S. 148.
[30] Joachim Rohloff: Sorgfaltspflichten. Wenn Frank Schirrmacher einen Bestseller schreibt. In: Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken. Nr. 766, März 2013. Online abrufbar unter: http://www.merkur-blog.de/2013/02/sorgfaltspflichten-wenn-frank-schirrmacher-einen-bestseller-schreibt/ (letzter Zugriff: 05.02.2015).
[31] Georg Diez, Die Methode Kracht. In: Der Spiegel, 13.02.2012. Online abrufbar unter: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-83977254.html (letzter Zugriff: 05.02.2015).
[32] Vgl. zu dieser Kontroverse Jan Süselbeck: Im Zeichen von Elisabeth Förster-Nietzsches Yerba-Mate-Tee. Ein Kommentar zur Debatte um Christian Krachts Roman „Imperium“ und seinen „Briefwechsel“ mit David Woodard, in: literaturkritik.de 3/2012. Online abrufbar unter: https://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=16430 (letzter Zugriff: 24.05.2013).
[33] Felicitas von Lovenberg: Ein kultischer Verehrer von Kokosnuss und Sonnenschein. Unser Mann im Pazifik: Christian Kracht hat mit „Imperium“ einen lässigen Abenteuerroman über einen deutschen Romantiker geschrieben. In: F.A.Z., 10.02.2012. Online abrufbar unter: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/christian-kracht-imperium-ein-kultischer-verehrer-von-kokosnuss-und-sonnenschein-11644821.html (letzter Zugriff: 05.02.2015).
[34] Der Begriff stammt aus dem Griechischen: „axios“, deutsch: wert, würdig. Laut Winko und von Heydebrand handelt es sich dabei um übergeordnete Wertungsmaßstäben oder -prinzipien, die auf verschiedene Objekte (etwa auf den Autor als Person, seine Absichten oder Fähigkeiten, auf literarische Texte oder ihre intendierte oder tatsächliche Wirkung auf den Leser) beziehungsweise „attributiv“ auf gewisse Eigenschaften dieser Objekte angewendet werden können. Die Autorinnen betonen, dass solche Wertungshandlungen „keineswegs immer bewußt“ vollzogen werden. Siehe Simone Winko / Renate von Heydebrand, Einführung in die Wertung von Literatur, S. 40f.
[35] Georg Franck: Autonomie, Markt und Aufmerksamkeit. Zu den aktuellen Medialisierungsstrategien im Literatur- und Kulturbetrieb. In: Markus Joch / York-Gothard Mix / Norbert Christian Wolf gemeinsam mit Nina Birkner (Hrsg.): Mediale Erregungen? Autonomie und Aufmerksamkeit im Literatur- und Kulturbetrieb der Gegenwart. Tübingen: Niemeyer 2009, S. 11-21. Hier: S. 16.
[36] Gerhard Henschel, Götterdämmerung der Handfläche. Über Christian Krachts Roman „Imperium“. In: Titanic 04/2012.