Zwischen richtig und falsch ist keine Grauzone, sondern pure Hoffnungslosigkeit

Mit „kein richtig kein falsch. Die Masken meiner totgesagten Freunde“ schafft Johannes Jansen ein Werk für all jene, denen das Leben zu bunt und lebenswert erscheint.

Von Vanessa KölschRSS-Newsfeed neuer Artikel von Vanessa Kölsch

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der 1966 geborene Johannes Jansen lebt als freier Schriftsteller in Berlin und wurde mehrfach mit Preisen, zuletzt 1996 mit dem Preis des Landes Kärnten beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb, ausgezeichnet. Drei Jahre nach seinem letzten Werk „Fortschritt“ erscheint nun „kein richtig kein falsch. Die Masken meiner totgesagten Freunde“.

Der Inhalt ist so düster wie Cover und Titel es bereits versprechen. Jansen begibt sich in seiner Prosagedichtsammlung mit dem Leser auf eine poetische Reise in die Abgründe unserer  Gesellschaft. Zwischen Kriegsschauplätzen, Tablettensucht und Alkoholmissbrauch bis hin zu Todessehnsucht bleibt kein Platz für einen Hoffnungsfunken. Dabei zeigt Jansen die düstere Seite der Welt überdeutlich auf. Nackt. Beunruhigend. Dem Untergang nicht nur geweiht, sondern bereits mittendrin. Unser Lachen bleibt uns im Halse stecken, wenn wir uns in dem Buch wiederfinden. „[…]denn was wir Lachen nennen, ist nur die Angst vor diesem Herrschaftswahn.“

In der bedeutungsschwangeren Atmosphäre, die Jansen erschafft, werden die Worte zu einer Guillotine: schneidend, bedrohlich und endgültig. Sein von Zynismus triefendes Werk soll den Leser nicht unterhalten und das muss es auch nicht - ganz nach Franz Kafkas Maxime „Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.“ Vielmehr regt es den Leser zum Mitdenken an, indem es weit mehr Fragen aufwirft, als es zu beantworten bereit ist. „Doch wie soll Leben ohne Liebe laufen?“, fragt Jansen und findet selbst keine Antwort.

Jansen als gelernter Graveur spielt geschickt mit der Typografie und fügt seinem Werk so eine gewisse Leichtigkeit hinzu; eine Leichtigkeit, die es bitter nötig hat.

Mit „kein richtig kein falsch“ gewinnt der Buchmarkt ein fesselndes Buch, das sich in seiner beklemmenden Art an den Leser heftet und ihn in seinen Bann zieht. Was bleibt sind „lauter Wunden, die niemand will“ und das ungute Gefühl, dass Jansen mit dem, was er sagt, vielleicht Recht haben könnte.  

Ein Beitrag aus der Komparatistik-Redaktion der Universität Mainz

Titelbild

Johannes Jansen: Kein richtig, kein falsch. Die Masken meiner totgesagten Freunde.
Ripperger & Kremers Verlag, Berlin 2015.
142 Seiten, 16,90 EUR.
ISBN-13: 9783943999129

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