Eine kompakte und doch breitgefächerte Geschichte der Reformation

Jörg Kailus unternimmt eine Zeitreise ins 16. Jahrhundert

Von Manfred OrlickRSS-Newsfeed neuer Artikel von Manfred Orlick

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Das Reformationsjubiläum 2017 rückt immer näher – eindeutiges Indiz ist die Häufung von Publikationen, meist aus wissenschaftlicher oder theologischer Perspektive. Der Theologe Jörg Kailus erzählt die Geschichte der Reformation dagegen sehr kurzweilig, aber zugleich historisch fundiert und wendet sich damit an Nichttheologen, an einen Leserkreis, der sich bisher wenig mit den historischen Ereignissen vor 500 Jahren beschäftigte.

Obwohl der Titel „Immer Ärger mit diesem Mönch“ klar auf den Reformator Martin Luther abzielt, ist es aber das besondere Plus des Taschenbuches, dass der Autor sich nicht nur auf Luther und Wittenberg beschränkt. Vielmehr bietet er neben der leicht verständlichen Einführung in die Reformation auch einen kompakten Überblick über das geschichtsträchtige 16. Jahrhundert.

Um die historischen Voraussetzungen für seine Darstellung zu schaffen, unternimmt Kailus in den beiden ersten Kapiteln zunächst einen Blick zurück ins feudale Mittelalter und in das Heilig Römische Reich Deutscher Nation, wobei er auch versucht, die damaligen Lebensverhältnisse bildhaft zu verdeutlichen. Frömmigkeit und Glaube im Mittelalter sowie die Ketzerbewegungen und die Vorreformatoren werden ebenfalls angerissen. Hier wird kurz das Wirken des böhmischen Theologen und Reformators Jan Hus skizziert.

Im Mittelpunkt der folgenden Kapitel stehen dann Martin Luther und Philipp Melanchthon, die beiden Hauptakteure der Reformation. Neben ihrer Biografie wird der Leser vor allem mit ihren reformatorischen Bestrebungen vertraut gemacht, wobei das Hauptaugenmerk auf der Reformation in Wittenberg liegt. Die einzelnen Stationen dieser Entwicklung, von der Ablasskampagne über das Augsburger Verhör, den Wormser Reichstag, den Kirchenbann, die Bibelübersetzung bis hin zu Luthers letzter Reise 1546 nach Eisleben werden ausführlich dargestellt. Daneben lernt der Leser auch Weggefährten des Reformators (wie Luthers Ehefrau Katharina von Bora) oder Gegner (wie Kardinal Albrecht) kennen.

Neben der Wittenberger Reformation beleuchtet der Autor auch die reformatorischen Bestrebungen von Johannes Calvin („Reformation auf Französisch“) oder Huldrych Zwingli in Zürich. Den Abschluss bildet eine kurze Darstellung, wie sich die „Reformation der ersten Generation“ über die kommenden Jahrhunderte bis in die Gegenwart weiterentwickelt hat. Ein Glossar mit zahlreichen Begriffserklärungen und ein Literaturverzeichnis komplettieren die Taschenbuchausgabe.

„Immer Ärger mit diesem Mönch“ ist eine breitgefächerte und sehr informative Geschichte der Reformation. Jörg Kailus, der über die Theologie Martin Luthers promoviert hat, erweist sich dabei als ein profunder Kenner, dem es gelingt, die damaligen Akteure als „echte Menschen“ lebendig werden zu lassen. Auf unterhaltsame Weise (mitunter mit belletristischen Mitteln) erklärt er auch die gesellschaftlichen und politischen Hintergründe und weitet den Blick auf die Reformation über Deutschland hinaus.

Ein Beitrag aus der Mittelalter-Redaktion der Universität Marburg

Titelbild

Jörg Kailus: Immer Ärger mit diesem Mönch. Eine kleine Geschichte der Reformation.
Brunnen-Verlag, Gießen 2014.
328 Seiten, 12,00 EUR.
ISBN-13: 9783765542251

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch