Carolina Kapraun beleuchtet in „Literatur und Wissen. Zum anthropologischen Wissenstransfer bei Gottfried Benn“ das Verhältnis zweier Kategorien und prüft ihre Anwendbarkeit

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die Studie „Literatur und Wissen. Zum anthropologischen Wissenstransfer bei Gottfried Benn“ von Carolina Kapraun nimmt sich dem Verhältnis von Literatur und Wissen unter Berücksichtigung des gegenwärtigen literaturwissenschaftlichen Diskurses um diese Begriffe kritisch an. Die Autorin misst überdies der synchronen Einordnung des Wissensbegriffes innerhalb einer zeithistorischen Diachronie eine zentrale Bedeutung bei. Damit wird ein performativer Wissensbegriff hypothetisierbar. Einführend bildet die eingehende begriffliche und hermeneutische Analyse des Wissens beziehungsweise der Wissenstransformation (um 1900) für den Leser die Grundlage, auf der die Bennsche Dichtungstheorie sowie medizinhistorische Episteme für die anschließende exemplarische Textuntersuchung fruchtbar gemacht werden. Im Zentrum stehen dabei Gottfried Benns Essays „Provoziertes Leben“ (1943) und „Zur Problematik des Dichterischen“ (1930) sowie die Gedichte „Gehirne“ (1914) und „Orphische Zellen“ (1927).

Kapraun legt in ihrem Buch Wert auf definitorische Klarheit, Struktur und Abgrenzung und hat sich vorgenommen, das begriffliche Grundlagensystem auch für andere literarische Textanalysen, nicht nur für die hier vorgelegten, verwendbar zu machen. Mit der Studie werden sowohl an Wissenstheorie Interessierte als auch Benn-Forscher angesprochen, die sich mit Fragen textueller Verfahrensweisen beschäftigen.

Sandy Scheffler

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Titelbild

Carolina Kapraun: Literatur und Wissen. Zum anthropologischen Wissenstransfer bei Gottfried Benn.
Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2015.
286 Seiten, 62,00 EUR.
ISBN-13: 9783825365059

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