William Shakespeare aus gärtnerischer Sicht

Ein wunderbarer Bildband über die Häuser und Gärten des Dramatikers

Von Manfred OrlickRSS-Newsfeed neuer Artikel von Manfred Orlick

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Am 23. April 2016 (nach Gregorianischem Kalender am 3. Mai) jährt sich zum 400. Mal der Todestag von William Shakespeare – da ist eine Vielzahl von Publikationen schon vorprogrammiert. Nun auch noch ein Bildband, wo es doch kaum Belege, geschweige denn Bilddokumente von dem englischen Dramatiker gibt.

Die Gartenarchitektin und Landschaftshistorikerin Jackie Bennett geht in ihrem neuen Buch den heute noch sichtbaren Beweisen für das Leben von William Shakespeare nach, den Häusern und Gärten, in denen er und seine Familie lebten. Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit dem Shakespeare Birthplace Trust (SBT), der diese Häuser verwaltet und bewahrt und darüber hinaus auch eine Fülle von Büchern und Dokumenten über den Dichter besitzt.

Zunächst gibt die Autorin einen Einblick in die Elisabethanischen Gärten der Tudorzeit, die im Vergleich zu den mittelalterlichen Gärten geradezu verschwenderisch waren. Die Elisabethaner liebten Muster und Ornamente, so regierte auch Ordnung in den Gärten. Sie waren geometrisch mit rechteckigen Beeten angelegt. Auf ihnen wuchsen einheimische Blumen und Pflanzen und zunehmend auch importierte Gewächse.

Im Mittelpunkt stehen natürlich die Häuser und Gärten in Stratford-upon-Avon, deren Geschichte und Bezüge zu Shakespeare die Autorin detailliert erzählt. Da ist das Geburtshaus in der Henley Street, wo William im Frühjahr 1564 zur Welt kam. Zu dem Haus gehörte ein Garten und laut Besitzurkunde auch ein Obstgarten. Bennett entwirft dabei ein Bild, wie dieser Garten vor über 400 Jahren möglicherweise aussah, mit Blumen, Kräutern und Gemüse. Die weitere Entwicklung des Gartens bis in die heutige Zeit wird ebenfalls kurz skizziert.

Mit Mary Arden’s Farm, Anne Hathaway’s Cottage, Hall’s Croft und New Place Garden werden weitere Shakespeare-Gärten in Stratford-upon-Avon besucht und vorgestellt. Auch ein Gartenausflug nach London in die Gärten der Inns of Court wird unternommen, die heute zu den ältesten Grünflächen der englischen Hauptstadt gehören. Der Gartenfotograf Andrew Lawson hat die vorgestellten Gärten in wunderbaren Farbfotografien festgehalten – in Gesamtaufnahmen oder mit Detailaufnahmen von Beeten, Hecken, Gehölzen oder Blüten. Neben diesen meist großformatigen Farbfotos bereichern zahlreiche historische Abbildungen die Publikation.

Auf Extra-Seiten wird auf botanische Besonderheiten eingegangen beispielsweise die Rosen der Shakespeare-Zeit, das Kräuterbuch des berühmten Chirurgen John Gerard oder die Kräuter und Gemüsearten der Tudorzeit. Natürlich wäre es kein „Shakespeare“-Bildband, würde nicht immer wieder auf die Verbindung von Shakespeare und den Gärten seiner Zeit hingewiesen. Blumen und Pflanzen finden in seinen Werken häufig Erwähnung – und manche dieser Textstellen geben der Literaturwissenschaft noch immer Rätsel auf. Denken wir zum Beispiel an Ophelia, die in einer beklemmenden Szene ein seltsames Arrangement aus Kräutern und Blumen an imaginäre Anwesende verteilt. Darüber hinaus ist der informationsreiche Text mit zahlreichen Shakespeare-Zitaten gespickt. Komplettiert wird der „grüne“ Bildband durch einen umfangreichen Anhang. Ein Vergnügen für Shakespeare- und Gartenfreunde!

Titelbild

Jackie Bennett: Shakespeares Gärten.
Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Anke Albrecht.
Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2016.
194 Seiten, 29,95 EUR.
ISBN-13: 9783836921114

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