Murder in the English Department

Frauen auf den Spuren einer mörderischen Wissenschaft

Von Carmen BirkleRSS-Newsfeed neuer Artikel von Carmen Birkle

1. Der Kampf der Geschlechter?

In den USA hat der Frauenkrimi seit den späten 1970er-Jahren Hochkonjunktur wie kaum eine andere Gattung der modernen Literaturschreibung. Mit dem Aufschwung der Kulturwissenschaften, einem steigenden wissenschaftlichen Interesse an Populärliteratur und -kultur, Film und Musik und einer trotz zahlreicher Backlash-Tendenzen zunehmenden Relevanz der Frauen- und Genderforschung hat auch der Frauenkrimi Eingang sowohl in die Bestseller-Listen als auch in die akademische Welt gefunden. Gleichzeitig beschäftigen sich Wissenschaftlerinnen wie zum Beispiel Evelyne Keitel und Gabriele Dietze in Deutschland oder Maureen Reddy, Kathleen Klein, Sally Munt und Adrienne Johnson Gosselin in den USA mit diesem neuen kulturellen Entwicklungsboom. Dabei wird versucht, die Frage nach Gründen für diese Popularität mit der Schaffung neuer Identifikationsfiguren, -strukturen und -räume zu beantworten: „Die Kriminalromane der 80er und 90er Jahre vermitteln sich über eine weibliche Erzählinstanz. Eine starke Frauengestalt steht im Zentrum dieser Texte, eine Erzählerin, die erlebt und die auch berichtet“[1], sodass die „Figur der Detektivin […] einen utopisch-illusionären Gegenentwurf zur relativen Machtlosigkeit von Frauen in patriarchalen Gesellschaften“ darstellt.[2]

Während sich Krimiautorinnen mit ihren Detektivinnen auf dem Markt der Populärliteratur mehr als nur behaupten, verweisen sie gleichzeitig auf das gesellschaftliche Problem fehlender oder immer noch unzureichend ausgebauter Verwirklichungsmöglichkeiten, dessen Brisanz durch emanzipatorische Gleichheits- und Differenzgedanken noch verstärkt wird. Ähnlich wie die Multikulturalismus-Debatte und die zunehmende Zahl von ethnisch geprägten Publikationen auch im Bereich der Frauenkriminalliteratur auf das problematische Zusammenleben der verschiedensten ethnischen Gruppen in den USA aufmerksam machen, enthüllen die starke Präsenz und der Erfolg von Frauenkriminalromanen den immer noch, oder vielleicht wieder vehement geführten Kampf der Geschlechter. Oftmals setzt der Feminismus selbst unerreichbare Ideale für Frauen, zum Beispiel durch starke Heldinnen in der Literatur. Diese ermöglichen Frauen zwar eine imaginäre Flucht aus der Realität, führen aber aufgrund des zu starken Kontrastes mit der Alltagswelt zu Frustrationen, die wiederum den in den 1990er-Jahren festzustellenden Backlash-Tendenzen in die Hände spielen.

Anhand von im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts erschienenen Kriminalromanen der Bestseller-Autorinnen Patricia Cornwell, Janet Evanovich, Sue Grafton, Sara Paretsky und vieler anderer lassen sich einige Ausschnitte des breiten Spektrums aufzeigen, wie diese Autorinnen traditionell männliche Gattungen wie den hartgesottenen Kriminalroman aufgreifen, mit gesellschaftlichen Rollenerwartungen für Frauen experimentieren, mit ihnen brechen, neue emanzipierte Ideale der Stärke und Unabhängigkeit aufbauen. Diesen Konflikt zwischen Ideal und Realität greifen viele Autorinnen von Krimis mit Amateurdetektivinnen (zum Beispiel Barbara Neelys Blanche White) und professionellen Ermittlerinnen (zum Beispiel Janet Evanovichs Privatdetektivin Stephanie Plum) neu auf. Diese Autorinnen versuchen einerseits, wie Gabriele Dietze schreibt, „das Genre den Händen hauptsächlich britischer alter Damen zu entreißen“[3] und andererseits dem amerikanischen hartgesottenen Männlichkeitswahn eine weibliche Variante gegenüber zu stellen, die sich von der femme fatale dieser Literatur (und des film noir der 1940er-Jahre) deutlich absetzt.[4] Die „tattrige ältere Dame“[5] Miss Marple, die gerade aufgrund ihrer Unscheinbarkeit ihre Fälle löst, erfährt in den Universitätskriminalromanen, um die es hier hauptsächlich gehen soll, eine intellektuelle Aufwertung und Verjüngung durch dem Universitätsmilieu affine Frauen, die ihr Wissen und ihre Kontakte einsetzen, um ganz wie Miss Marple die Fälle zu lösen.

Als Pionierinnen des weiblichen Kriminalromans seit den 1960er-Jahren sind vor allem die feministische Literaturwissenschaftlerin Carolyn Heilbrun (1926–2003), die unter dem Pseudonym Amanda Cross Krimis schrieb[6], und später Marcia Muller (*1944) mit ihrer Privatdetektivin Sharon McCone zu nennen. In den 1980er-Jahren beginnt der Boom des feministischen Frauenkrimis mit Autorinnen wie Sara Paretsky, Sue Grafton, Linda Barnes und Janet Evanovich, deren Detektivinnen alle weiß sind, mit Ausnahme von McCone, die teilweise indianischer Herkunft ist. Fast zum gleichen Zeitpunkt beginnen ethnische Krimiautorinnen in den USA zu publizieren, wie etwa die Afroamerikanerinnen Valerie Wilson Wesley, Barbara Neely, Nikki Baker und Eleanor Taylor Bland, die Amerikanerin mexikanischer Herkunft Judith Van Gieson, die jüdische Amerikanerin Faye Kellerman, die Indianerin Mardi Oakley Medawar, die kubanisch-amerikanische Autorin Carolina Garcia-Aguilera und die puertorikanische Autorin Soledad Santiago. Lesbische Autorinnen wie Barbara Wilson, Sarah Dreher und Katherine V. Forrest bevölkern die Krimiwelt ebenso wie seit den 1990er-Jahren die Bestseller-Autorinnen Patricia Cornwell, Kathy Reichs und Tess Gerritsen, deren Protagonistinnen Gerichtsmedizinerinnen sind und eng mit der Polizei zusammenarbeiten (vgl. Schmieder). Reichs‘ und Gerritsens Romane sind inzwischen zu erfolgreichen TV-Serien („Bones“, 2005–; „Rizzoli and Isles“, 2010–) verarbeitet worden.

Neben Amateurdetektivinnen, die eher durch Zufall in Kriminalfälle geraten und diese oft im Alleingang lösen, und Privatdetektivinnen, die sich ihren Platz in der Männerwelt erkämpfen müssen, sind es vor allem die forensischen Anthropologinnen (wie zum Beispiel Dr. Temperance Brennan [Reichs] und die Gerichtsmedizinerin Dr. Kay Scarpetta [Cornwall] und Dr. Maura Isles [Gerritsen]), die in Zusammenarbeit mit dem FBI oder der lokalen Polizei die Fälle lösen, und die Polizistinnen (wie zum Beispiel Jane Rizzoli [Gerritsen]), die mit Scharfsinn und Intention ihren Platz in der Welt der Kriminalbekämpfung sichern. Die Rollenmodelle und das Umfeld sind vielschichtig und vielseitig, stellen Protagonistinnen vor, die sich in der Männerwelt behaupten, ohne den Wunsch zu haben und auszuleben, wie Männer zu sein. Obwohl sie sich auf traditionell männlichem Terrain bewegen, tragen sie zu den Lösungen auf ihre eigene individuelle Art und Weise bei. Aufgrund der vielfältigen Verortung der Kriminalliteratur möchte ich mich im Folgenden auf den feministisch amerikanischen Universitätskriminalroman konzentrieren, der mit Amanda Cross seinen Ursprung nahm, da er die Methoden der Literaturwissenschaft und der kriminalistischen Spurensuche parallelisiert und deutlich macht, dass auch im Universitätswesen Frauen in vielerlei Positionen ihren Einzug gehalten haben, als Ermittlerinnen, aber ebenso als Mörderinnen. Auch die Universität gerät in den Fokus feministischer Kriminalliteratur.

2. Stand der Ermittlungen

„My name is Agostino Glioma and I am Edward Devere professor of literature at the University of California in Berkeley, which is not, by any means, as great a university as it thinks it is, except, perhaps, in the sciences and engineering. I am, and have been for thirty years, editor of Shakespeare Studies […]. The people whom I killed were all members of the editorial board of the journal and simply had to be eliminated“[7]. Dies sind die Worte des Ich-Erzählers und Mörders Agostino Glioma gleich zu Beginn von Arthur Asa Bergers Kriminalroman „The Hamlet Case: The Murders at the MLA“ (2000). Anlässlich der großen Jahrestagung der Modern Language Association in San Francisco ermordet Glioma das gesamte Herausgebergremium der Zeitschrift „Shakespeare Studies“.

Miriam Held, nach eigener Aussage „a faculty member in the Department of Literature and Rhetoric at Austin University“, schildert in Lynn C. Millers „Death of a Department Chair“ (2006) rückblickend die Ermordung Isabel Vittorios, „chair of [the] department“[8]. Sie beobachtet und berichtet über die Spurensuche der Polizei und die letztendliche Aufklärung des Falles.

Auf dem Cover von Amanda Cross’ Roman „Death in a Tenured Position“ (1981) ist zu lesen: „She [Janet Mandelbaum] was the first female professor in Harvard’s English Department – and the first body to be found on campus. Kate Fansler must find her killer ….“ Kate Fansler, Literaturprofessorin an einer der größten und prestigeträchtigsten amerikanischen Ivy-League Universitäten in New York City, ist die Amateurermittlerin in 12 Romanen von Amanda Cross und, so sagt man, deren Alter Ego. Amanda Cross, so weiß die Literaturwelt seit einigen Jahren zu berichten, ist das Pseudonym Carolyn G. Heilbruns, Anglistikprofessorin an der Columbia University in NYC, bis sie 1993 aus Protest in den vorgezogenen Ruhestand trat und 2003 freiwillig aus dem Leben schied.

Im Radio hört Nan Weaver, die Protagonistin, involvierte Detektivin und hauptverdächtige Professorin der University of California, Berkeley, in Valerie Miners „Murder in the English Department“ (1982) das Ergebnis des Mordfalls: „‚Feminists are hailing it as a victory for women,‘ said the hearty disc jockey voice. ‚Last week, at a landmark case in Oakland, Marjorie Adams was acquitted of the murder of a professor at Cal’s English Department‘“[9].

Diese Liste der amerikanischen Kriminalromane aus dem akademischen Milieu ließe sich noch lange weiterführen. Leicht ließe sich daraus ableiten, dass das akademische Leben, vor allem das im English Department, gefährlich, ja sogar lebensgefährlich sein könnte und dass diese Romane für zukünftige WissenschaftlerInnen eher als eine Warnung vor einer solch mörderischen Zunft zu lesen sei. Das Gegenteil aber scheint der Fall zu sein. Diese Kriminalromane werden vor allem von in der Literatur- und Kulturwissenschaft Tätigen geschrieben und gelesen, die mit Vorliebe literarische Anspielungen enträtseln, Methoden- und Theorienkriege mit Sympathie verfolgen und Machtkämpfe verständnisvoll betrachten. Morde jedoch passieren in der wirklichen Welt Gott sei Dank selten, und die Freude am Wiedererkennungseffekt weicht am Ende der Erleichterung: Der Fall ist gelöst.

Über diese Identifikation und Katharsis hinaus bieten die akademischen Kriminalromane aber noch mehr, wie Susanne Maier argumentiert. Die Romane erzählen

von der detektivischen Suche nach der Wahrheit, die sich in der sinnstiftenden Interpretation der Beziehungen zwischen Individuum und Gesellschaft enthüllt. […] [Sie sind] Ausdruck der Analogie zwischen dem interpretatorischen Gestus der Verbrechensaufklärung und der literaturwissenschaftlichen Deutungsarbeit, die beide auf die Vermittlung von Erkenntniszusammenhängen abzielen.[10]

Kurz gesagt: „‚Aren’t all scholars really detectives?‘“[11], und sagen die Erkenntniszusammenhänge und Einsichten nicht mehr über unsere Profession aus als uns vielleicht lieb ist? Welche Erkenntnisse wir aus der Lektüre und Analyse akademischer Kriminalromane gewinnen können und was diese möglicherweise über English Departments – zumindest in den USA – aussagen, in denen Tradition und Wandel in einem uns allen wohlvertrauten und nicht immer produktiven Spannungsverhältnis zueinander stehen, und welche Hinweise sie uns möglicherweise auch über das Lesepublikum geben, werde ich im Folgenden anhand der Kate-Fansler-Mysteries von Amanda Cross, den „Princeton Murders“ von Ann Waldron (1924–2010) und einer Reihe von MLA und Department Murders diskutieren. Dabei werde ich die Tatorte unter die Lupe nehmen, mich mit den Detektivinnen auf Spurensuche begeben, die Motive für literarische Kriminalfälle beleuchten und schließlich die Schuldigen entlarven.

3. Tatorte unter der Lupe

Princeton, Harvard, Columbia, Berkeley, Bowmouth alias Bowdoin College in Maine, University of Texas at Austin oder Windemere College in der Nähe von Boston werden in vielen Romanen zu Schauplätzen akademischer Verbrechen. Auffällig ist, dass es sich oft entweder um Ivy-League-Universitäten oder kleinere regionale Colleges handelt, jedoch mit einer deutlichen Dominanz der großen Eliteuniversitäten, die als Leuchttürme amerikanischer Wissenschaft auch ein nicht-akademisches Lesepublikum faszinieren.

Wolfgang Weiß spekuliert über die Gründe für die Wahl universitärer Tatorte:

Einmal konnte das Genre des Kriminalromans durch die Wahl eines exklusiven Milieus […] selbst eine Aufwertung erfahren […]. Zum anderen bot sich die Universität, insbesondere ein College, als relativ abgeschottete Lebensgemeinschaft in ähnlicher Weise als Tatort an wie ein schwer zugängliches Country House. Ein weiterer Anreiz, eine Detektivgeschichte in den Kreis akademischer Lehrer zu verlegen, ist aber auch der Kontrast zwischen einem Verbrechen und einem scheinbar-weltfremd unschuldigen Gelehrten, in dem sich vor den Augen der erstaunten Leser plötzlich Abgründe von Bosheit, Haß und Mordlust auftun.[12]

Obwohl Wolfgang Weiß hier mit Klischeevorstellungen vom „Professor als weltfremdem Gelehrten“ arbeitet, die längst durch die wachsende Zahl von Professorinnen und eine zunehmende Diversifizierung der Profession mit Multitasking-Aufgaben wie Forschung, Lehre, Management, Drittmittelaquirierung, Raum- und Finanzmanagement, Public Relations und der Erabeitung neuer berufsqualifizierender und forschungsorientierter Studiengänge als überholt gelten dürfen, bildet die Universität nach wie vor eine Welt für sich, die für Außenstehende faszinierend, aber vor allem unverständlich, undurchdringlich und mysteriös ist – wobei sie das wohl auch für viele Insider ist. Dieses Mysterium aufzudecken, hat sich der akademische Kriminalroman auf die Fahnen geschrieben.

Eine weitere Frage, die sich stellt, ist die nach den Unterschieden im anglo-amerikanischen und zum Beispiel deutschsprachigen Raum. Warum spielen so viele Kriminalromane in Oxford und Cambridge oder in Harvard, Princeton und Columbia? Warum gibt es keine deutschen Äquivalenzen in Berlin oder München, Mainz oder Marburg? Zu Recht begründet Wolfgang Weiß die Produktivität des Genres in einem und die kaum merkliche Existenz im anderen Raum mit den im jeweiligen System liegenden Unterschieden: „Zu diesen Eigenarten gehört, dass die anglo-amerikanische Universität im Gegensatz zur deutschen kein Ort ist, der nur zum Lehren und Lernen aufgesucht wird, sondern wo sich in den Colleges, im Campus und in den Common Rooms ein soziales Leben mit der ganzen Vielfalt von Kontakten und Beziehungen entfalten kann“[13]. Diese für viele oft zu enge, zu geschlossene und hierarchisch organisierte Gemeinschaft[14] führt zu wechselnden Bindungen, Irritationen, zu genauer Kenntnis der Stärken und Schwächen der Mitglieder und potenziell zu erbittertem Konkurrenzkampf, den die Autorinnen und Autoren der Krimis, die oft selbst Mitglieder und daher genaue Kennerinnen der universitären Landschaft sind, im Verbrechen enden lassen, dessen Auflösung, wie in jeder Form von formula fiction durch die Bestrafung der Schuldigen zur Wiederherstellung der Ordnung und der ersehnten Harmonie führt.

Darüber hinaus macht das exklusive Milieu und die gotische Architektur einer Universität wie Princeton, Harvard oder Columbia in New York City Assoziationen mit dem aristokratischen Umfeld des frühen Schauerromans wie zum Beispiel in Horace Walpoles „The Castle of Otranto“ (1764) oder Ann Radcliffes „The Mysteries of Udolpho“ (1794) möglich. Ein Kriminalroman – noch dazu einer im akademischen Milieu – bietet demnach gleichzeitig durch seine Schauplätze die Emotionalität des Gotischen und die Rationalität der Aufklärung, so dass er wie eine Kombination von Edgar Allan Poes „Tales of the Grotesque and Arabesque“ (1840) und „Tales of Ratiocination“ (1840–1844) anmutet. In besonderem Maße trifft für den akademischen Kriminalroman das zu, was Evelyne Keitel für den Krimi generell konstatiert: „Beim Lesen von Detektivliteratur sind nämlich zwei sehr unterschiedliche Phänomene am Werk: die Freude am Rationalen, während der Lektüre wird die Lösung eines Rätsels kognitiv mit nachvollzogen, und die Lust am Entsetzen und Grauen“[15].

Neben einem faszinierenden dokumentarischen Wert wecken die detaillierten Ortsbeschreibungen im Lesepublikum das Gefühl, Teil der universitären Gemeinschaft zu sein oder zumindest interessante Einblicke zu gewinnen. Die Romane diskutieren universitäre Entwicklungen und Spannungen und sind Ausdruck kultureller und politischer Phänomene ihrer Zeit. Kurz gesagt: Princeton, Columbia, Harvard und andere sind bestens geeignete Schauplätze für überraschende Morde, die sowohl Kritik am akademischen System üben als auch inhärente Krisen thematisieren. Meist sind die AutorInnen selbst Mitglied dieser Gemeinschaft und, so behaupten viele Kritiken, schreiben sich ihre eigenen Erfahrungen kreativ und imaginativ und daher symbolträchtig von der Seele.

4. Frauen auf der Spur

Mit wenigen Ausnahmen haben universitäre Kriminalromane Protagonistinnen, die zu Amateurdetektivinnen werden, die im Sinne Poes das Geheimnisvolle durch analytisches Vorgehen rational erklären.[16] Im Falle der Mordserie in Princeton ist McLeod Dulaney eine Außenseiterin aus Tallahassee, Florida, Witwe mit zwei erwachsenen und studierenden Kindern, eine an amerikanischer und britischer Literatur interessierte Journalistin. Sie hat gerade einen Pulitzer Prize gewonnen und wird daher nach Princeton eingeladen, um einen Lehrauftrag über journalistisches Schreiben oder „Literature of Fact“[17], wie man es dort nennt, zu übernehmen. Die Autorin Ann Waldron (*1924) ist selbst Journalistin, lebt in Princeton, belegte Kurse an der Princeton University und verarbeitete ihre Eindrücke in ihren Kriminalromanen. Ebenso wie bei Carolyn Heilbrun, auch bekannt als Amanda Cross, kann man ihre Protagonistin als eine Art Alter Ego der Autorin begreifen. In den Amanda-Cross-Romanen wird die Anglistikprofessorin mit tenure, Kate Fansler, zur Ermittlerin. Beide Detektivfiguren sind Teil der akademischen Gemeinschaft und direkt in die Fälle involviert, im Gegensatz zu ihren distanzierten und recht exzentrischen Vorgängern wie Edgar Allan Poes C. Auguste Dupin und Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes.

McLeod Dulaney ist erfreut über ihre Einladung nach Princeton und unterstreicht in ihrer Reaktion die Elite-Position dieser Universität: „McLeod had never been to Princeton, but the thought of teaching, even if for just a semester, on the campus where Scott Fitzgerald had walked and where her idol among nonfiction writers, John McPhee, taught, was numbing“.[18] Schritt für Schritt wird sie in die Welt Princetons eingeführt; Schritt für Schritt knüpft sie Kontakte, und mit ihr lernt auch das Lesepublikum Schritt für Schritt diese Gesellschaft vor allem des English Departments kennen.

Die wichtigste Methode zur Aufnahme in die recht kleine und in sich abgeschlossene Gemeinschaft sind die zahlreichen gesellschaftlichen Einladungen zu Dinner Parties oder auch zum Brunch. Neben Fragen der Garderobe und des Desinteresses vieler Studierender auch an Elite-Universitäten erhält McLeod vor allem Einblick in die hierarchischen Strukturen der Universitätslandschaft und auch des English Departments. Auch eine Vielzahl von miteinander konkurrierenden Methoden und Theorien tragen zu angespannten Verhältnissen bei: „It had been a pleasant party on the surface, but there had been the usual lines of tension that left her uneasy, and the sensation was worse when she had taken on a hostess’s responsibility“[19]. Und nach zwei dieser Parties sterben zwei Professoren an einer nicht diagnostizierbaren kurzen Krankheit, einer davon „Chairman of the English Department“. Einer von McLeods Studenten bezeichnet schon den ersten Fall als Mord, und so langsam steigen auch in ihr Zweifel auf: „It was simply astounding that two senior members of the English faculty had died a few weeks apart“[20]. Zusammen mit ihren 12 Studierenden beginnt McLeod ihre für die Außenwelt unauffällige Ermittlung: „She sipped some hot tea and knitted away on Rosie’s sweater. For all the world like Miss Marple, she thought“[21]. Prompt wird sie selbst zum Opfer mehrerer Anschläge[22], während ein dritter Mord mit einem anderen modus operandi geschieht. Das Opfer, diesmal assistant professor, wird erdrosselt und nicht, wie McLeod herausfindet, mit Tylenol, einem Schmerzmittel, vergiftet. Schließlich wird sie selbst Opfer eines solchen Gift- und Erdrosselungsanschlages, der jedoch zur Ergreifung der Täterin führt.

Während McLeod als Außenseiterin die universitären Strukturen und Abgründe langsam aufdeckt, ist Kate Fansler, Protagonistin und Amateurdetektivin der Romane von Amanda Cross, ein Teil des Systems. Wie McLeod unterscheidet sich auch Kate Fansler von den klassischen Detektivfiguren durch, wie Susanne Maier darlegt, „ihre berufliche Identität als erfolgreiche Literaturprofessorin und ihre private Unabhängigkeit als alleinstehende Frau, die weder desexualisiert noch altjüngferlich ist“[23]. Darüber hinaus heiratet sie in einem der späteren Romane. Mit Kate Fansler wird im ersten Roman „In the Last Analysis“ (1964) eine feministische Detektivfigur geboren, die viele ihrer Fälle im damals patriarchalen und häufig auch sexistischen Universitätsleben lösen muss. In „Death in a Tenured Position“ (1981) stellt sich Kate Fansler selbst vor:

Determined to be a professional woman when such a determination was, in her milieu, more than mildly eccentric, she had become a Professor of Literature at one of New York’s largest and most prestigious universities. Late in life – at least as these things go – she had married a man who offered companionship rather than dizzy rapture […].[24]

Kate Fansler, Spezialistin für viktorianische Literatur, gelingt es, sich mit Autorität, Disziplin, Attraktivität und Intelligenz und einem klaren Verständnis der institutionellen Politik in der Männerwelt zu behaupten[25]; sie reflektiert über ihre eigene Position als token woman, als einzige Frau in vielen Kommissionssitzungen, und ist bereit, Janet Mandelbaum, die als erste Frau in Harvards English Department tenure bekommt, zu Hilfe zu eilen, als ihre männlichen Kollegen die unerwünschte Kollegin zu schikanieren beginnen. Kate, als Professorin mit tenure, ist mit allen Möglichkeiten ausgestattet, wie Carolyn Heilbrun 1988 erklärt: „Meanwhile, creating Kate Fansler and her quests, I was re-creating myself“[26]. „Yet the real reasons permitted me […] to write my own life on a level far below consciousness, making it possible for me to experience what I would not have had the courage to undertake in full awareness“[27]. Für ihre Nichte, die stellvertretend für die jüngere Generation steht, ist Kate ein Vorbild: „[…] you’re cool and elegant and intellectual and my absolute one and only role model“[28].

Im Gegensatz zu McLeod in Waldrons Romanen steht Kate Fansler nicht am Rande der Ermittlungen, sondern wird häufig von Betroffenen hinzugezogen, die ihre Unschuld beweisen müssen. Ihre eigene Abenteuerlust und Neugier, aber auch ihr persönliches Engagement motivieren sie zur Übernahme der Fälle. Ähnlich wie Poes Dupin oder Doyles Sherlock Holmes hat sie der Polizei die Fähigkeit zur rationalen, systematischen Interpretation von Hinweisen und Indizien und zum Lesen-zwischen-den-Zeilen ebenso wie die künstlerische Vorstellungskraft voraus. Ihre Arbeit als Detektivin gleicht der einer Forscherin, die mit einem klaren Erkenntnisinteresse ihre Arbeit vorantreibt. „Kates literarische Quellen“, wie Susanne Maier darlegt, „liefern […] Erklärungsmodelle, die sie in der Lösung ihrer Fälle kreativ anzuwenden weiß“[29]. „Einmal mehr“, so kann man nach jedem der 12 Romane Carolyn Heilbruns sagen, „hat sich Kates Doppelfunktion als erfolgreiche Literaturwissenschaftlerin und Detektivin bewährt. Einmal mehr wird durch die Figur das Motiv der beiden Bereichen innewohnenden Suche nach Wahrheiten, die neue und andere Wahrnehmungsraster und Erfahrungshorizonte erschließen, eingelöst“[30].

5. Unsterbliche Motive

Durch die Ermittlungstätigkeit von McLeod und ihren Studierenden in „The Princeton Murders“ sind wir als LeserInnen in die Suche nach möglichen Motiven involviert, die schließlich zum Täter oder der Täterin führen sollen. Motive liegen nicht klar auf der Hand, sondern müssen aus dem Verhalten geschlossen, persönlichen Aussagen entnommen oder zwischen den Zeilen herausgelesen werden. Studierende, die mit den Lehrenden Interviews führen als journalistische Hausaufgabe, sind unverdächtig. Diese Form der Spurensuche, motiviert durch journalistische Neugierde, dient der Offenbarung der Spannungen, die unter der Oberfläche liegen, die sowohl für die Studierenden als auch für McLeod überraschend sind. Das eigentliche Motiv muss innerhalb der universitären Gemeinschaft zu finden sein, die somit als eine Art locked-room mystery funktioniert.

Von Beginn an werden Motive, die sowohl im beruflichen als auch im persönlichen Bereich begründet liegen, enthüllt. Der Leiter oder Chair des Departments verbietet einer Radikal-Feministin, Lehrveranstaltungen zu radikal-feministischen Themen abzuhalten; er schreibt schlechte oder gar keine Gutachten und macht Chancen auf Stipendien zunichte; er verhindert Buchpublikationen, die karriereentscheidend sind; er lehnt marxistische Literaturkritik ebenso ab wie Queer Theory und macht damit das Erreichen von tenure unmöglich. Gleichzeitig hat er als verheirateter Mann zahlreiche Liebesaffären, die seine letztendlich verschmähten Liebhaberinnen und seine Ehefrau zu potenziellen Tatverdächtigen machen. Hierarchische Strukturen mit ungleicher Machtverteilung und Machtmissbrauch wecken Neid, Ehrgeiz und Konkurrenzdenken. Schließlich ist es eine Mischung aus verschmähter Liebe, eigenem unterdrückten Ehrgeiz und einem nicht ambitiösen Ehemann, die in „The Princeton Murders“ zu den Morden motivieren.

Motive scheint es genug zu geben, doch in vielen Fällen ist es nicht die erlittene Ungerechtigkeit an sich, sondern der Machtmissbrauch, die Willkür und die emotionale Verletzung einerseits und ideologische Obsessionen andererseits, durch die Verbrechen im akademischen Raum in den Romanen provoziert zu werden scheinen. Wenn auch am Ende des Romans die Schuldige gefunden ist, zeigt die Fülle von Motiven, dass Schuldzuweisungen und Handlungen jeden der Gemeinschaft treffen könnten. So erklärt Kate Fansler in Amanda Cross’ „A Trap for Fools“ (1989): „I understand about communities, and the finding of the guilty individual to return innocence to the rest of the community. But we have moved beyond those halcyon, or Agatha Christie, days. We are all guilty […].“[31] Viele Verbrechen sind aus der Sicht der Autorinnen Folgen des anglo-amerikanischen Universitätssystems, das in diesen Romanen kritisiert wird, die nicht ohne Grund in den Ivy-League Universitäten wie Princeton, Harvard und Columbia angesiedelt sind.

6. Entlarvung der Schuldigen

Mehr noch als bei Tatorten, Detektivfiguren und Motiven trifft bei den TäterInnen zu, dass im Wohlvertrauten und Bekannten etwas Unheimliches unter der Oberfläche schlummert. Hier möchte ich daher über diese Feststellung hinaus die eingangs gemachten Verknüpfungen zum Schauerroman noch einmal aufgreifen und mit Sigmund Freuds Theorie des Unheimlichen verbinden. Bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das Schauerliche, das Monströse, das Furchterregende mit bösen Träumen assoziiert, die unter anderem von Francisco de Goya (1746–1828), Henry Fuseli (1741–1825) und William Blake (1757–1827) auch in der Malerei dargestellt wurden. Unschuldige Frauen werden in diesen Bildern während des Schlafes von fürchterlichen Figuren heimgesucht, und diese Konstellationen dienten als Vorlage für den Schauerroman, in dem es immer eine sogenannte damsel in distress gibt, die von einem Bösewicht in alten Gemäuern von Kirchen, Abteien, aristokratischen Herrschaftshäusern oder Schlössern und Burgruinen verfolgt wird. Der Schauerroman hatte, wie Mary Shelley es in ihrer Einleitung zu „Frankenstein or, The Modern Prometheus“ (1818) beschreibt, zum Ziel, das Lesepublikum physisch zum Schaudern zu bringen: „One [story] which would speak to the mysterious fears of our nature and awaken thrilling horror – one to make the reader dread to look round, to curdle the blood, and quicken the beatings of the heart“[32].

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde dieses Unheimliche auch von Malern wie Edvard Munch (1863–1944) und in zahlreichen Geistergeschichten umgesetzt. Selbst der amerikanische Schriftsteller Nathaniel Hawthorne (1804–1864) verwendet Elemente des Unheimlichen wie Begegnungen mit dem Teufel und Teufelsverherrlichung zum Beispiel in seiner puritanisch-inspirierten Kurzgeschichte „Young Goodman Brown“ (1835) in Verbindung mit Traumdeutung beziehungsweise lässt es am Ende offen, ob es sich um einen zu interpretierenden Traum oder um tatsächlich Erlebtes handelt.

Traumdeutung und das Unheimliche werden schließlich von Sigmund Freud psychoanalytisch theoretisiert, sodass Träume und Vorstellungen des Unheimlichen zum Ausdruck des Unbewussten und des triebgesteuerten Es werden. Ohne nun weiter auf Freuds Psychoanalyse eingehen zu wollen oder zu können, sei hier nur angemerkt, dass für Freud das Unheimliche eng mit dem „Heimischen“ oder „Heimeligen“ verbunden ist. Schließlich ist das Unheimliche das, was im Heimischen und Vertrauten versteckt ist und nur in bestimmten Situationen, wie zum Beispiel in Träumen, aber auch in Stresssituationen ausgedrückt wird. Der Mord durch eine Person, der niemand so etwas zugetraut hätte, kann als ein solcher Fall des eindringenden Unheimlichen ins Heimische gelesen werden und gleichzeitig als etwas, das den Menschen in dem ein oder anderen Sinne bekannt und vertraut ist. Um mit Freud zu sprechen: „Das Unheimliche ist also auch in diesem Falle das ehemals Heimische, Altvertraute. Die Vorsilbe ‚un‘ an diesem Worte ist aber die Marke der Verdrängung“[33].

Im Laufe der Untersuchung der Princeton-Morde schließen McLeod und ihre Studierenden nur eine Person konstant als Verdächtige aus. Ginger Kingsley empfängt McLeod enthusiastisch und ist die Hilfsbereitschaft in Person. McLeods Schlussfolgerung ist: „‚I think we can safely say that Ginger Kingsley is not a murderer‘“[34], sodass sie ihr auch im Laufe der Ermittlungen immer wieder Vertrauen schenkt, mit ihr Theorien bespricht und sie über neue Erkenntnisse informiert. Auch die Studentin, die Ginger Kingsley interviewt, berichtet: „‚She thought you were too nice to be a murderer‘“[35] wie McLeod sagt. Erst beim dritten Mord beginnt McLeod über Ginger nachzudenken und Ungereimtheiten zu erkennen. Schließlich wird Ginger zur Inkarnation des Unheimlichen, lässt alle Masken fallen und versucht, McLeod zum Schweigen zu bringen:

McLeod shrank away from Ginger, whose curly hair today looked menacing, like lightning bolts. She had always thought Ginger was adorable looking, but today she seemed like some horrible Greek avenger. Medusa. […] her mouth was contorted and her eyes were cold. […] Again the frightening smile. […] smiling her hideous smile. […] that smile gave her away. It wasn’t Ginger’s old, marvelous smile at all. Even a stranger could see that.[36]

Unter der vertrauten und freundlichen Oberfläche hat es seit Jahren gebrodelt, verletzter Stolz und erfolgloser Ehrgeiz gepaart mit der Gleichgültigkeit des Ehemanns, der nur Kochen und Kochbücher im Kopf hat, während sie in Princeton unterrichten will, aber nur zur Verwaltung herangezogen worden ist, finden nur noch im Mord des sie verschmähenden Liebhabers ihren Ausdruck. Dieser Mord lässt sie schließlich zur Serienmörderin, zur Medusa, die Männer zu Stein erstarren lässt, mit drei gelungenen Morden und einem missglückten Mordversuch werden.

Das Unheimliche dringt an die Oberfläche, verzerrt das Vertraute zu einer grotesken Erscheinung und kann nur durch die Rationalität, das heißt das Lösen des Falles unter Kontrolle gebracht werden. Durch die Einweisung Gingers in eine psychotherapeutische Klinik wird das Unheimliche vom Vertrauten getrennt, es wird an einen anderen Ort, eine Heterotopie, um mit Michel Foucault zu sprechen, verlagert, wo es unter Kontrolle zu sein scheint. Wie im klassischen Detektivroman wird das Individuum und nicht die Gesellschaft für die Tat verantwortlich gemacht: „[T]he detective intervenes and proves that the general suspicion is false. He [hier: She] proves the social order is not responsible for the crime because it was the act of a particular individual with his own private motives“[37]. Somit ist die Ordnung wiederhergestellt, bis, da es sich um eine Romanserie handelt, der nächste Mord passiert.

7. Aufklärung der Verbrechen?

Wie wir in den Kriminalromanen gesehen haben, sind Universitäten Tatorte, an denen das Schauerliche beziehungsweise das Unheimliche mit der Ordnung in Konflikt steht, immer wieder an die Oberfläche tritt, durch Rationalität unter Kontrolle gehalten werden soll, diese Rationalität aber selbst konstant hinterfragt und unterminiert. Der Feminismus hat das Leben in der akademischen Welt nicht grundsätzlich leichter gemacht. Frauen ist es inzwischen gelungen, in Führungspositionen zu gelangen, doch nicht für alle ist dieser Durchbruch durch die berühmte Glasdecke akzeptabel, wie der Mord an der Princeton-Präsidentin in einem der Romane von Ann Waldron zeigt. Nicht für alle ist die erste Professorin mit tenure in Harvard in einem von Heilbruns/Cross’ Romanen ein Moment der Freude, sodass die Titelfigur am Ende Erlösung vom Mobbing im Freitod sucht. Die Detektivinnen McLeod Dulaney und Kate Fansler, Journalistin und Literaturwissenschaftlerin, werden als analytisch denkende und Details beobachtende Amateurdetektivinnen dargestellt, die deutlich über das Snooping einer Miss Marple hinausgehen, und denen es gelingt, die Untiefen der Universitäten Schritt für Schritt aufzudecken. Gleichzeitig verändern Autorinnen und Ermittlerinnen die traditionell mit wenigen Ausnahmen männlich geprägte Welt der Kriminalliteratur, indem sie die Alltagswelt, hier die universitäre, aufgreifen, darstellen und bedeutend machen, auch für die Lösung der Fälle, auch wenn beide die Ordnung wiederherstellen und somit für eine Detektivfigur stehen, die von manchen KritikerInnen als „‚Agentin des Patriarchats‘“[38] bezeichnet wird. Auch den Leserinnen bieten diese Romane Möglichkeiten der Identifizierung, vor allem da die Detektivinnen nicht unerreichbar sind, sondern wie alle mit Alltagsproblemen zu kämpfen haben. Die gesellschaftliche Ordnung wird in den vorgestellten Romanen wiederhergestellt, das Bewusstsein jedoch für die Präsenz von weiblichen ermittelnden Figuren ist gestiegen. Darüber hinaus haben diese Frauen einen Beruf, in dem sie äußerst erfolgreich und dadurch finanziell unabhängig und selbständig sind und somit weiteres Identifikationspotential für die nächsten Generationen junger Frauen bieten.

Anmerkungen

[1] Keitel, S. 4.

[2] Ebd., S. 79.

[3] Dietze, S. 11.

[4] Vgl. Birkle, „Femme Fatale“.

[5] Keitel, S. 41.

[6] Vgl. Birkle, „‚To Create a Space for Myself‘“.

[7] Berger, S. 15.

[8] Miller, S. 3f.

[9] Miner, S. 166.

[10] Maier, S. 11.

[11] Ebd.

[12] Weiß, S. 165f.

[13] Ebd., S. 3f.

[14] Vgl. Suerbaum, S. 110.

[15] Keitel, S. 10.

[16] Vgl. Buchloh und Becker, S. 38.

[17] Waldron, PM, S. 1.

[18] Ebd., S. 2.

[19] Ebd., S. 69.

[20] Ebd., S. 71.

[21] Ebd., S. 121.

[22] Vgl. ebd., S. 134.

[23] Maier, S. 22.

[24] Cross, DTP, S. 6.

[25] Vgl. Cranny-Francis, S. 71f.

[26] Heilbrun, S. 117.

[27] Ebd., S. 120.

[28] Cross, DTP, S. 38.

[29] Maier, S. 36.

[30] Ebd., S. 141.

[31] Cross, ATF, S. 13.

[32] Shelley, S. 53f.

[33] Freud, S. 64.

[34] Waldron, PM, S. 164.

[35] Ebd., S. 105.

[36] Ebd., S. 246–250.

[37] Cawelti, S. 96.

[38] Zitiert in Rühl, S. 282.

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