Vorbemerkung zum Schwerpunkt „Deutscher Film“

Wer im ersten der dunklen Monate nicht nur lesen, sondern sich auch am Licht bewegter Bilder erfreuen will, kann sich vom Schwerpunkt dieser November-Ausgabe zum „Deutschsprachigen Film“ leiten und inspirieren lassen; maßgeblich mitgestaltet hat den Schwerpunkt Florian Lehmann, der die Redaktion Gegenwartskulturen seit dem Sommer betreut und den wir herzlich willkommen heißen.

Der Blick zurück in die Filmgeschichte der jungen Bundesrepublik erklärt viele spätere Entwicklungen und lässt den „Aufbruch“ des Oberhausener Manifests in anderem Licht erscheinen, auch aus Sicht von Dominik Grafs Filmessay Verfluchte Liebe deutscher Film (Florian Lehmann), der neugierig macht auf das ‚Gegenkino‘ der Edition Deutsche Vita. Dass es zusätzlich zum ‚Gegenkino‘ auch eines in der Parallelwelt DDR gegeben hat, zeigt der Seitenblick auf Aufbrüche und Experimente im Kinder- und Frauenfilm der DEFA.

Wie prekär die Bedingungen für den internationalen Erfolg eines deutschsprachigen Films sind, hat die am Ende dann eben doch nicht Palmen-gekürte Rezeption des Überraschungserfolgs Toni Erdmann von Maren Ade vorgeführt – eine Fehlentscheidung, meint Medientheoretikerin und Filmexpertin Claudia Liebrand, die Ades Film als großes Kunstwerk würdigt. Dass für den internationalen Verleih weniger filmästhetische als thematische Kriterien ausschlaggebend sind, erläutert der italienische Film- und Literaturwissenschaftler Matteo Galli am Beispiel der Verleihparadigmen deutschsprachiger Filme in Italien. Außerdem in dieser Ausgabe: Besprechungen der aktuellen Filme von Nicolette Krebitz (Wild), Maria Schrader (Vor der Morgenröte), Dietrich Brüggemann (Heil) und Andreas Kleinert (Herr Lenz reist in den Frühling) sowie zahlreicher anderer Filme, die im Rahmen des diesjährigen 12. Festivals des Deutschen Films in Ludwigshafen gezeigt wurden und hier von Studierenden der Literatur- und Medienkulturwissenschaft vorgestellt werden: George (Joachim A. Lang) im Gedenken an den im Juni 2016 verstorbenen Götz George, Wir sind die Flut (Sebastian Hilger), Königin der Nacht (Emily Atef), Gruber geht (Marie Kreutzer), Becks letzter Sommer (Friedrich Wittich), Der Äthiopier (Tim Trageser), Schrotten! (Max Zähle), Die vermisste Frau (Horst Sczerba).

Viele der Filme sind Koproduktionen und werden zuverlässiger als im Kino auf Arte, 3sat, in der ARD und im ZDF zu sehen sein, Inseln in einer Fernsehlandschaft, die zunehmend vom Mystery-Genre geprägt zu sein scheint. Wenn Sie sich dem nicht allein aussetzen wollen: Wir sind dabei.

Redaktion Gegenwartskulturen

Ein Beitrag aus der Redaktion Gegenwartskulturen der Universität Duisburg-Essen