„Kein bayerischer Nationaldichter“: Ulrich Dittmanns und Waldemar Fromms kleine Biographie über Oskar Maria Graf

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

In der Reihe „Kleine bayerische Biographien“ ist zum 50. Todestag Oskar Maria Grafs ein Band von Ulrich Dittmann und Waldemar Fromm erschienen – mit dem Untertitel „Rebellischer Weltbürger, kein bayerischer Nationaldichter“.

„Kein bayerischer Nationaldichter“ greift Grafs Befürchtung auf, er könne als „bayrischer Nationaldichter“ in Ludwig Thomas Tradition enden: „Das Bayrische war nur eine Hälfte von mir.“ Dittmann, geboren in Berlin, und Fromm, geboren in Hermannstadt, sind beide selbst keine Bayern, sondern in München „Zugereiste“. Ostblock-sozialisiert kamen sie als Flüchtlinge. Der eine war seit der Gründung der Oskar Maria Graf-Gesellschaft 1992 bis 2015 ihr Vorsitzender, der andere ist sein Nachfolger. Statt für die in den Medien dominierende Inszenierung des Dichters in der Lederhose interessieren sich diese Literaturwissenschaftler für Grafs Erzählkunst und seine Lebens- und Leidensgeschichte: Aus dem „lautesten Dichter Münchens“ wurde er im Exil einer der frühesten „and most outspoken opponents of the Nazis“, wie die New York Times in ihrem Nachruf auf Graf am 29. Juni 1967 schrieb. Nach 1945 fiel er in beiden Deutschländern auch durch seine Lust an Provokationen auf. In der DDR verlegte man vor allem seine Bücher über die seit der Rätezeit in Bayern wachsende NS-Bewegung; in der BRD wurde der politik-kritische Autor lange Zeit auf seine Bauerngeschichten und das von ihm später verwünschte Bayrische Dekameron reduziert; wesentliche Werke Grafs waren dort erst posthum zu lesen. Ein Jahr nach seinem Tod holte man seine Urne auf den Prominentenfriedhof in der bayerischen Landeshauptstadt.

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Titelbild

Ulrich Dittmann / Waldemar Fromm: Oskar Maria Graf. Rebellischer Weltbürger, kein bayerischer Nationaldichter.
Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2017.
144 Seiten, 12,95 EUR.
ISBN-13: 9783791728933

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