Lesenswerte Krimikost abseits des Mainstreams
Friedrich Ani schickt in „Ermordung des Glücks“ Jakob Franck erneut auf eine melancholische Suche in die seelischen Abgründe der Gesellschaft
Von Barbara Tumfart
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseLennard Grabbe, ein elfjähriges, aufgewecktes Fußballtalent, verschwindet an einem Herbstabend nach dem Training. Seine Mutter wartet umsonst mit seinem Lieblingsessen „Toast Hawai“. Auch eine Vermisstenanzeige und die damit einhergehende intensive Suche nach dem Jungen liefern kein Ergebnis . Lennard, der Sonnenschein und Mittelpunkt der Familie Grabbe, bleibt unauffindbar. Bis zu einem Tag im November, 34 Tage nach seinem Verschwinden, als das Glück endgültig ermordet wird. An diesem Tag überbringt der pensionierte Kommissar Jakob Fuchs der Mutter, Hedda Grabbe, die schreckliche Nachricht vom Tod des Sohnes. Lennard wurde ermordet, offenbar erschlagen, in einem Waldstück nahe der Isar aufgefunden. Die Welt der Familie Grabbe gerät dadurch komplett aus den Fugen. Die nach außen hin intakt wirkende Familie droht an dieser Tragödie zu zerbrechen. Eine extra eingerichtete Sonderkommission kann, trotz intensivster Arbeit, wochenlangen Nachforschungen und der Zuhilfenahme modernster kriminalforensischer Methoden, keine Aufklärung des grausamen Mordes bieten. Nur Jakob Franck, der ehemalige Kripobeamte, ermittelt unerbittlich weiter, befragt immer wieder die wenigen zur Verfügung stehenden Zeugen und geht auch jeder im ersten Moment unwichtig erscheinenden Spur nach. Seine unvergleichliche Methode der „Gedankenfühligkeit“ scheint ihn auch tatsächlich immer näher zu einer Lösung des Falles zu führen.
Friedrich Ani zählt gegenwärtig zweifelsohne zu einem der besten und auch meistgelesenen Kriminalautoren deutscher Sprache. Beeindruckend in Ermordung des Glücks sind vor allem die Charakterzeichnung der Figuren und die intensive, melancholische Ausleuchtung der seelischen Abgründe unserer heutigen Gesellschaft. In Anis herausragender Sprache und seinem unnachahmlich nüchtern-analytischen Stil zeigt sich der literarische Anspruch seiner Bücher. Einmal mehr bestätigt er sein Talent, Krimis jenseits des Mainstreams zu erschaffen. Auch der zweite Fall rund um den Ex-Kommissar Jakob Franck ist ein besonders gelungener und lesenswerter Kriminalroman, der dem Leser bis zur letzten Seite niveauvolle Spannung bietet und nachdenklich zurücklässt.
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