„Poetisches Wasser“: Bernhard Judex widmet sich dem Fluiden in der Literatur

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Wasser prägt und fasziniert das menschliche Dasein seit den Anfängen der Kultur. Seine unerschöpfliche Vielfalt ist ein Spiegel unserer Existenz. In der Dichtung kommt es nicht nur analog zu seiner realen Natur in unterschiedlichsten Formen vor, sondern wird darin zum genuin poetologischen Motiv schlechthin.

Im Zentrum des Essaybands von Bernhard Judex stehen Reflexionen über ausgewählte literarische Texte von Novalis, Friedrich Hölderlin, Gottfried Benn, Ingeborg Bachmann und Paul Celan. Neben den von der Lebensgeschichte und von spezifischen kulturhistorischen Diskursen geprägten Zugängen verweist das Flüssige als Sehnsuchtsbereich in den unterschiedlichen Dichtungskonzepten nicht selten auf einen Regressionswunsch, das Verlangen nach einem wie immer gearteten Ursprung. Umgekehrt verkörpert es als elementares Zeichen jedoch den Differenz-Begriff, das Unfassbare und die offene Vielfalt. An sich gestaltlos, wird Wasser nicht nur zur literarischen Einschreibfläche für die unterschiedlichsten Projektionen, sondern vermittelt das Utopische in der Dichtung: die Identität von Zeichen und Bezeichnetem, von Form und Inhalt. So heißt es in einem Gedicht Ingeborg Bachmanns beispielsweise: „Wasser weiß zu reden/ die Welle nimmt die Welle an der Hand“.

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Titelbild

Bernhard Judex: Poetisches Wasser. Essays zur Literatur.
Mitterverlag, Wels 2017.
216 Seiten, 22,00 EUR.
ISBN-13: 9783950368635

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