Wie lukrativ war der Ablasshandel wirklich?

Schwerpunkt 500 Jahre Reformation – Letzter Akt

Von Mittelalter-RedaktionRSS-Newsfeed neuer Artikel von  Mittelalter-Redaktion

Die Spätfolgen von Martin Luthers Thesenanschlag vor 500 Jahren sind manchmal recht skurril: Um rund 3 Milliarden Euro sinkt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands durch den zusätzlichen Feiertag in diesem Jahr (Schätzung des statistischen Bundesamts). Das entspricht etwa den BIPs von Gambia und Liberia zusammen.

Weniger BIP heißt aber auch weniger Steuereinnahmen – und damit natürlich auch weniger Kirchensteuereinnahmen.

Da bewirkt also der größte Kritiker des einstmals florierenden Ablasshandels, dass:

1. 500 Jahre später

2. in seinem Namen

3. in einem säkularen Staat

4. die christlichen Kirchen

5. freiwillig

6. auf Geld verzichten

7. damit die Leute zuhause faulenzen können

95. WOW!

Nochmal: Die Kirchen verzichten auf Geld, damit die Leute „sündigen“ dürfen. Man könnte fast vom Glauben abfallen…

In Anlehnung an Luthers These Nr. 88 „Warum schenkt er [der Papst] nur einmal am Tag allen Gläubigen Vergebung und nicht hundertmal täglich?“ muss man sich allerdings fragen: Warum schenkt man uns nur einmal im Jahr einen zusätzlichen Feiertag und nicht hundertmal?

Doch nun zu unserer vierten Schwerpunktausgabe zum Thema Reformation, mit der die 500 Jahre Reformation-Jubiläums-Serie ihren Abschluss findet. Wie Martin Luther von den Deutschen gesehen wurde, beleuchtet Marcel Nieden, dessen Monographie Manfred Orlick bespricht. Mit der Person Luthers beschäftigen sich zwei Beiträge, wobei eine Rezension ein Werk bespricht, das Luther intim in den Blick nimmt, die andere dagegen eine kritisch-distanzierte Auseinandersetzung mit Luther vorstellt. Stefanie Leibetseder nimmt uns in ihrer Besprechung von Insa Christiane Hennens DKV-Führer zu Wittenberg mit auf einen Stadtspaziergang durch die Lutherstadt. Thomas Glonings Rezension zur Edition der Badener Disputation von 1526, in der Reformatoren und Altgläubige zu einem Streitgespräch zusammenkamen, leitet schließlich über zur Rolle der Päpste vor und nach der Reformation, die in vier Ausstellungskatalogen thematisiert wird.

Und damit viel Spaß beim Lesen, Stöbern und Entdecken.

Ihre Redaktion Mittelalter und Frühe Neuzeit

Ein Beitrag aus der Mittelalter-Redaktion der Universität Marburg