„Deutschland im Mittelalter“
Bernd Fuhrmann legt eine umfassende Einführung in die Zeit zwischen 500 und 1500 vor
Von Katharina Kemmer
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseDer Titel Deutschland im Mittelalter lässt den erwartungsfrohen Leser sofort an berühmte Personen wie Kaiser Karl den Großen, Otto I., Friedrich I. Barbarossa und viele mehr denken. Des Weiteren erscheinen vor dem inneren Auge des Betrachters die Universalgewalten von Sacerdotium und Imperium, große Ereignisse wie der Investiturstreit oder die Goldene Bulle, der Ausbruch der Pest oder Kriege und Kreuzzüge, um nur einige wenige Punkte zu nennen. Letztere sind wohl auch einer der ersten Anhaltspunkte historischer Laien, wenn man sie fragt, was sie mit dem Mittelalter verbinden.
Dabei ist jene Epoche, die gemeinhin für den Zeitraum von etwa 500 n. Chr. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts steht von einer derartigen Vielfalt geprägt, dass es als unmöglich erscheint, diesen Zeitraum in seiner Komplexität innerhalb nur eines Buches abdecken zu können. Dies und die Forschungsschwerpunkte des Autors erklären sogleich auch den einschränkenden Untertitel Wirtschaft – Gesellschaft – Umwelt, sodass kein allgemeiner Überblick gegeben wird, sondern ein fokussierter Blick auf wenige, aber dennoch wichtige Aspekte möglich ist.
Die Einleitung ist angenehm kurz gehalten, gewährt aber dennoch gleichzeitig einen Überblick über damals wichtige Gegebenheiten, um dem Leser ein gewisses Basiswissen zum besseren Verständnis thematischer Zusammenhänge zu ermöglichen. Dazu gehören unter anderem das mittelalterliche Klima, die Bevölkerungsentwicklung, naturräumliche Gegebenheiten sowie das Geldwesen.
Da nicht nur das Mittelalter selbst, sondern auch die hier vorgestellten Themen der Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt überaus vielschichtig und umfangreich sind, bedarf es einer strukturierten Darstellung. Die einfachste und in diesem Fall auch gewählte Methode liegt in der Einteilung der Hauptkapitel entsprechend der verschiedenen Phasen des Mittelalters. Die hierzu gewählten Unterkapitel wie beispielsweise Agrarsektor, Handwerk, Handel, Städtewesen, Soziale Strukturen und die Bildung des Adels sind in den drei Kapiteln Früh-, Hoch- und Spätmittelalter nahezu identisch. Dies bietet den entscheidenden Vorteil, die unterschiedlichen Phasen bezüglich der genannten Punkte leichter vergleichen und damit mögliche Unterschiede oder Veränderungen entsprechend feststellen zu können. Die verschiedenen Epochen des Mittelalters werden bei Bedarf um neu hinzugekommene Bereiche wie unter anderem dem Verkehrswesen, Wald- und Forstwirtschaft und Jüdisches Leben um nur einige wenige Punkte zu nennen, ergänzt. Auch hierdurch werden Unterschiede zwischen Früh-, Hoch- und Spätmittelalter deutlich. Abschließend zieht der Autor ein Resümee über das von ihm Dargestellte.
Ein flüssiger Schreibstil, zahlreiche im Text enthaltene Beispiele, dazu ein umfangreiches Literaturverzeichnis ermöglichen ein besseres Textverständnis und das Einholen zusätzlicher Informationen. Hilfreich sind in diesem Falle ebenfalls die vorhandenen Fußnoten, die allerdings in deutlich höherer Zahl vorhanden sein dürften.
Ein Beitrag aus der Redaktion Gegenwartskulturen der Universität Duisburg-Essen
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