Von #MeToo zu #MenAreTrash
Die Septemberausgabe von literaturkritik.de widmet sich Geschlechterdiskursen
Von Stefan Jäger
Waren die Sommerwochen bei literaturkritik.de geprägt von lediglich sporadisch eintreffenden Neuerscheinungen oder Nachlieferungen, gähnend leeren (Uni-)Fluren – über vorbeifliegende Steppenläufer hätte man sich nicht allzu sehr gewundert – und automatischen Mailantworten, in denen zu lesen war, dass die/der Angeschriebene erst wieder in drei Wochen am Arbeitsplatz sei, während man selbst bei saunaähnlichen Temperaturen in den Redaktionsräumen vor sich hin schwitzte, herrscht nun wieder rege Betriebsamkeit allerorten. Ein untrügliches Zeichen, dass die Frankfurter Buchmesse bevorsteht, sind nicht nur die in den letzten Tagen stapelweise eingetroffenen Bücherpakete, sondern auch die alljährlich zu beobachtenden Bestrebungen der Verlage, ihre auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis nominierten AutorInnen respektive deren Romane ins rechte Licht zu rücken. In der Oktoberausgabe werden wir ausführlich über die wichtigsten Neuerscheinungen sowie das Gastland Georgien berichten.
Dass sich die Redaktion von literaturkritik.de in den letzten Wochen trotz der erschwerten Bedingungen durch Hitze und Co. nicht tatenlos zurückgelehnt hat, zeigt die Septemberausgabe, die wieder prall gefüllt ist mit Besprechungen zu den unterschiedlichsten Themen: Neben mehreren Rezensionen deutschsprachiger Lyrikbände finden sich Artikel, die die Schnittstelle zwischen Natur, Tier und Kultur beleuchten, sowie ein Text zum Programmheft von Toshio Hosokawas Oper Erdbeben. Träume, zu der kein geringerer als Marcel Beyer das Libretto geschrieben hat. Besonders widmen wir uns in der aktuellen Ausgabe einem Thema, das in der Öffentlichkeit seit Wochen, ja Monaten intensiv und kontrovers diskutiert wird: den Geschlechterdiskursen. Mag man dabei zuerst an die wirkmächtige #MeToo-Bewegung denken, die besonders die Machtverhältnisse zwischen Frau und Mann tangiert, sind damit auch Fragen wie die nach eindeutigen Geschlechterzuschreibungen, -identitäten und Rollenverhältnissen verbunden, denen sich Walter Delabar ausführlich in seinem Artikel widmet. Dass das Thema kein neues bei literaturkritik.de ist, wissen regelmäßige LeserInnen der Zeitschrift bereits. Ein Rezensent, der sich schon lange und intensiv mit dem Themenfeld beschäftigt und der auch zu dieser Ausgabe Wichtiges beigesteuert hat, ist Rolf Löchel. In seinen Rezensionen geht es dieses Mal unter anderem um eine Geschlechtergeschichte der Menschenrechte im 20. Jahrhundert, eine neu herausgegebene Essaysammlung der Frauenrechtlerin Rosa Mayreder (1858–1938) und einen Sammelband der Störenfriedas.
Da bei Redaktionsschluss noch nicht alle Texte zum Themenschwerpunkt vorlagen, darf man sich auf weitere freuen, die im Laufe des Septembers folgen werden.
Vielen Dank allen, die zum Gelingen dieser Ausgabe beigetragen haben und die unsere Arbeit unterstützen!
Eine anregende Spätsommer-Lektüre wünscht
Stefan Jäger