Lokalkolorit rules!
Der Schauspieler Werner Daehn über die Beliebtheit deutscher TV-Krimis
Von der Übung Schreib- und Lektoratswerkstatt
Seit ihm 2002 mit der Rolle des Gegenspielers von Vin Diesel in xXx – Triple X der internationale Durchbrach gelang, ist Werner Daehn ein gefragter Darsteller (nicht nur) von charismatischen Verbrechern. Im Verlauf seiner mehr als 25-jährigen Karriere zog es ihn auch immer wieder in die deutsche Krimi-Landschaft. Unter anderem durch seine Tatort-Rollen als der flüchtige Häftling Timo Lenke in den Folge Der Maulwurf (2014)und Killer in Polizeiuniform in Frohe Ostern, Falke (2015) ist Daehn mit der Rolle des Bösewichts im Krimi bestens vertraut.
Schreib- und Lektoratswerkstatt: Was fasziniert Sie an der Rolle eines „Tatort“-Bösewichts?
Werner Daehn: Tatort ist ein sehr spezielles Format und es kommt immer auf das jeweilige Buch an. Generell schwer zu beantworten.
SL: Wie erklären Sie sich das anhaltende Interesse an Krimis im Allgemeinen?
WD: Es ist schlicht eine alte Tradition im deutschen Fernsehen, dass man Krimis besonders schätzt. Befeuert wird das dadurch, dass man das Genre immer wieder neu mit Leben füllt, das heißt mit dem jeweiligen Zeitgeist geht und Themen von Belang eingebaut werden.
SL: Wieso ist die Marke „Tatort“ im Besonderen so beliebt?
WD: Zur allgemeinen Beliebtheit des Krimis kommt beim Tatort hinzu, dass er regional ist, was wiederum aus dem föderalen Gedanken erwachsen ist. Offenbar findet das viele Anhänger. Lokalkolorit rules.
SL: Wie gesellschafts- und sozialkritisch darf ein „Tatort“ sein? Welche Aufgabe hat der „Tatort“?
WD: Natürlich kann und darf der Tatort gesellschafts- oder sozialkritisch sein. Aber meines Erachtens sollte man es hier nicht übertreiben. Das scheint mir ausgereizt. Der Tatort sollte, wenn er weiter eine Rolle spielen will, vor allem wieder mehr auf Dramaturgie statt auf Experiment setzen.
SL: Welcher Fall hat Sie auch nach Abschluss des Drehs noch beschäftigt?
WD: Offen gestanden: Keiner. Job is done. Move on to the next. Hört sich sehr unsentimental an, ist aber so. Die einzige Arbeit, die mich auch wesentlich später nicht losließ, war die Arbeit an Das Leben der Anderen.
Das Interview wurde von Jeannie Lukaszewicz per E-Mail geführt, nach gemeinsamer Vorbereitung in der im Wintersemester 2018/19 am Institut für Neuere deutsche Literatur der Universität Marburg durchgeführten Übung „Schreib-und Lektoratswerkstatt“ unter der Leitung von PD Dr. Manuel Bauer. In der praxisorientierten Übung, die Bestandteil der Master-Studiengänge „Literaturvermittlung in den Medien“ und „Deutsche Literatur“ ist, erhielten die Studierenden Einblicke in die Arbeitsabläufe der Redaktion von literaturkritik.de. Sie haben unterschiedliche kulturjournalistische Texte eingeworben (zum Teil auch selbst geschrieben), in Redaktionssitzungen gemeinsam diskutiert, redigiert und zu diesem Schwerpunkt zusammengestellt.