Philologie für Loher, Maller und Herzog Herpin

Eine kurze Rezension zum Kommentar und zur Erschließung von Ute von Bloh und Bernd Bastert

Von Martin BaischRSS-Newsfeed neuer Artikel von Martin Baisch

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Dank der überaus verdienstvollen Arbeit von Bernd Bastert und Ute von Bloh und ihren Mitarbeitern in Bochum und Potsdam liegen exzellente Neuausgaben von den in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts im Umkreis der Elisabeth von Lothringen und Nassau-Saarbrücken entstandenen Prosaromanen ‚Loher und Maller’ und ‚Herzog Herpin’ vor. Diese zählen zu den ersten und wichtigsten Zeugnissen großepischen Erzählens des späten Mittelalters. Der hier zu besprechende Untersuchungsband bietet zum näheren Verständnis dieser Epen wertvollste philologische Hilfestellung. Er enthält sorgfältig erarbeitete und überaus informative Stellenkommentare zu beiden Werken, deren Verständnis durch die Sacherläuterungen gerade in Hinblick auf die Alterität mittelalterlichen Erzählens erheblich verbessert wird.

An die Sachkommentare schließen ausführliche kodikologische Beschreibungen der überlieferten Handschriften und Erstdrucke an. Hierbei handelt es sich um intensive Auseinandersetzungen mit der Bebilderung der Handschriften und Frühdrucke. Die Überlieferungszeugen werden genau beschrieben: Gegeben werden Erläuterungen zu  Entstehung und Besitz, Einrichtung und Layout sowie eine ausführliche Kommentierung zur Herstellung der (bebilderten) Handschriften oder zur Rezeptionslenkung.

Schließlich enthält der informative Band eine gelungene Übertragung des ‚Gormont und Isembart’ aus dem Altfranzösischen. Die Chanson de geste, von Ronny F. Schulz übersetzt, ist nur in einem anglonormannischen Fragment von 661 Versen überliefert und stellt eine Vorstufe zu dem ebenso schlecht tradierten altfranzösischen Lohier et Malart dar. Ein Abdruck des französischen Textes wäre wünschenswert gewesen.

Ein Beitrag aus der Mittelalter-Redaktion der Universität Marburg

Titelbild

Ute von Bloh / Bernd Bastert: Loher und Maller · Herzog Herpin. Kommentar und Erschließung.
Erich Schmidt Verlag, Berlin 2017.
406 Seiten, 79,95 EUR.
ISBN-13: 9783503174751

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