Heinrich Deterings Gedichtband „Untertauchen“
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseUntertauchen ist der fünfte Gedichtband, den Heinrich Detering seit 2004 im Wallstein Verlag veröffentlicht hat. Mit den vorangehenden verbinden ihn die Neugier auf unterschiedlichste geographische und historische Schauplätze und Figuren, auf die Übergänge zwischen realistischem Detail und Mystik des Augenblicks, die Hinwendung zu Tieren und Pflanzen, zum Abseitigen, Übersehenen, Gescheiterten. Auch das lakonische Spiel mit gereimten und reimlosen, silbenzählenden und prosaischen Formen wird hier weitergeführt, allerdings weiter zurückgenommen und in eher gedämpften Tönen. Neu erscheint die dichtere Komposition des Bandes als eines Zyklus aus fünf Teilen. Der zentrale, das Triptychon „Der Untertaucher“ über einen Zeichner und Tauch-Pionier des 19. Jahrhunderts, entwirft die Konstellation, die in den flankierenden Teilen variiert wird: den Versuch eines Rückzugs aus der Welt, der in abenteuerliche Abgründe führen kann und der doch niemals ganz gelingt. –
Passend zur Jahreszeit hier als Leseprobe das Gedicht Bienen, März:
in meiner Wohnung lebt ein stiller Imker
er zeigt mir Bilder seiner Bienenvölker
aus einem grünen Tal im Libanon
er spricht von dunklem und von hellem Honig
wie man ihn nur im späten Sommer erntet
und deutet auf die Möbel zum Vergleich
er hört kein Radio liest nicht in der Zeitung
er möchte keine Fernsehbilder sehen
im späten März erwartet er den Mai
er liest im Wald die Spuren seiner Bienen
und zeigt die Stelle wo der Stich verheilt
ein stiller Imker wohnt in meinem Haus
Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert nicht die Bücher von Mitarbeitern der Zeitschrift, Angehörigen der eigenen Universität oder aus dem Verlag LiteraturWissenschaft.de. Diese Bücher können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.
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