Matthias Mohn widmet sich der „Inszenierung von Furcht und Schrecken im Hörspiel“

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Wie wird Angst in einer elektroakustischen Produktion narratologisch, mediengenuin – also zunächst stofflich und sodann auditiv – transformiert, um zum Rezipienten zu gelangen? Worauf stützt sich dessen Dekodierung und welche kommunikative Rolle spielt die Emotion bei der Wahrnehmung? Warum empfindet ein Hörspielrezipient überhaupt Furcht, obwohl er genau weiß, dass es sich bei dem Gehörten um ein künstlerisches, vor allen Dingen aber um ein künstliches Erzeugnis handelt? Welche angstvermittlungsrelevanten Aufgaben übernehmen darin die Figuren, wie erfolgt die sujettypische Umsetzung durch die Sprecher, und welche emotionalisierende Funktionsweise beschreiben die drei übrigen Trägerelemente des Hörspiels – Musik, Geräuschesowie Lautlosigkeit?

Diskutiert werden in Matthias Mohns Buch Die Inszenierung von Furcht und Schrecken im Hörspiel unter anderem diese Fragen in den Zusammenhängen von Reizaufnahme und Reizverarbeitung, kognitiver und emotionaler Wahrnehmung, Angst und Phantasie, Literatur und Spiel oder von Lust und Angst. Berücksichtigung finden ebenso die Debatten über Artefakt-, Fiktions- und Meta-Emotionen, das paradox of fiction sowie Modelle zur Empathie, zu spiegelneuronalen Strukturen und zur Theory of Mind.

In Ergänzung zu den theoretischen Erklärungsmodellen bieten, bei der empfohlenen multimedialen Rezeption der Arbeit, zahlreiche O-Töne namhafter Hörspielschaffender sowie elektroakustische Belegsequenzen einen direkten Bezug zur Praxis. Dabei wurde darauf geachtet, dass die ausgewählten elektroakustischen Inszenierungen eine Mischung verschiedener Genres abbilden, um einerseits die unterschiedlichen Zielgruppen zu berücksichtigen und andererseits der Variationsbreite unterschiedlich komplex angelegter Furcht- und Schreckensszenarien Rechnung zu tragen. Das Spektrum der herangezogenen Hörspieladaptionen reicht von Bertolt Brechts Leben des Galilei, Johann Wolfgang von Goethes Faust und Thomas Manns Zauberberg über Frank Schätzings Der Schwarm, Douglas Adams Per Anhalter durch die Galaxis sowie einiger Folgen der Detektivserie Die drei ??? bis hin zur Hörspielversion Das Tagebuch der Anne Frank.

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Titelbild

Matthias Mohn: Die Inszenierung von Furcht und Schrecken im Hörspiel. Eine interdisziplinäre Untersuchung der Grundlagen, Mittel und Techniken der Angsterregung in der elektroakustischen Kunst.
Waxmann Verlag, Münster 2019.
262 Seiten, 39,90 EUR.
ISBN-13: 9783830939627

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