Jonas Nesselhauf, Till Nitschmann und Steffen Röhrs legen einen Sammelband über „Körperbewegungen in (Nach-)Kriegszeiten. Zu künstlerisch-medialen Repräsentationsformen von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart“ vor

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Kriege als historische Phänomene stellen nicht nur nachhaltige Einschnitte in der (Kultur-)Geschichtsschreibung dar oder verändern die politische Landkarte dauerhaft; sie beeinflussen ebenso ganze Gesellschaften und letztlich das einzelne Individuum, indem Kriege soziale Ordnungen durcheinanderbringen, Subsysteme (wie Politik, Ökonomie, Kultur) aufwühlen oder zu Flucht und Vertreibung führen. So überrascht es wenig, dass sich literarische Texte seit Homers Epen diesem Zustand der „Un-Ruhe“ annehmen und die unmittelbarsten Folgen des Kriegs exemplarisch an den dargestellten Figuren verhandeln – sei es mit dem Kriegsheimkehrer Woyzeck, der „wie ein Messer“ über die Bühne wetzt oder mit den Soldaten bei Ernst Jünger, die sich in ihren Stellungen regelrecht wie Maulwürfe eingraben. Ohnehin waren es gerade Literatur und Kunst, die – stärker noch als der kriegstheoretische, medizinische oder psychologische Diskurs der jeweiligen Zeit – den Blick auf das Individuum gerichtet haben, besonders in und nach den Europäischen Massenkriegen.

Daran anknüpfend nimmt sich der Wehrhahn Verlag erschienene Sammelband gut 400 Jahre nach Beginn des Dreißigjährigen Krieges und 100 Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs dem Verhältnis von Krieg, Körper und Bewegung in komparatistischer Perspektive an. Die 15 Beiträge schlagen einen Bogen von der Frühen Neuzeit bis ins 21. Jahrhundert und widmen sich in ihren Fallstudien ebenso dem Vorrücken und Einbuddeln während der Schlachten (etwa am Beispiel von Jünger oder der Science Fiction) wie dem Heimkehren und Ankommen nach dem Krieg (etwa bei Erich Maria Remarque oder Otto Dix) in unterschiedlichen Genres und Medien (vom Lehrstück zur Fotografie, vom Roman zum Film).

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Jonas Nesselhauf / Till Nitschmann / Steffen Röhrs (Hg.): Körperbewegungen in (Nach-)Kriegszeiten. Zu künstlerisch-medialen Repräsentationsformen von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart.
Wehrhahn Verlag, Hannover 2019.
356 Seiten, 29,50 EUR.
ISBN-13: 9783865256744

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