Jana Scholz nimmt in „Die Präsenz der Dinge“ „anthropomorphe Artefakte in Kunst, Mode und Literatur“ unter die Lupe

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

In Fotografie, Mode und Literatur spielen menschenähnliche Dinge eine bedeutende Rolle. Das liegt nicht zuletzt daran, dass uns Dinge in Menschengestalt in besonderem Maße herausfordern. Unser Blick bleibt an ihnen hängen, denn wir glauben auch ihren Blick zu spüren. Sie lösen Gefühle und Imaginationen aus, sie beeinflussen unsere Körperhaltung und unsere Mimik. Woher rühren unsere bisweilen starken Reaktionen auf anthropomorphe Artefakte? Warum neigen wir dazu, sie wider besseren Wissens zu verlebendigen?

Mal humorvoll, mal unheimlich demonstriert die Kunst der vergangenen 200 Jahre die Irritationen, die in der Begegnung mit menschenähnlichen Dingen entstehen. Am Beispiel der Olimpia-Figur in E.T.A. Hoffmanns Sandmann (1816), Hans Bellmers Fotoserie Die Puppe (1934) und den animierten Mannequins in der Ausstellung The Fashion World of Jean Paul Gaultier (2015) präsentiert Jana Scholz’ Buch Die Präsenz der Dinge materielle Artefakte, die Leben gewinnen, wenn wir sie ansehen. Es zeigt, wie leblose Dinge in der ästhetischen Wahrnehmung Agency entwickeln und eröffnet neue Sichtweisen auf die Beziehungen von Dingen und Menschen – in einer Zeit, in der diese zunehmend undurchdringlich scheinen.

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Titelbild

Jana Scholz: Die Präsenz der Dinge. anthropomorphe Artefakte in Kunst, Mode und Literatur.
Transcript Verlag, Bielefeld 2019.
220 Seiten, 34,99 EUR.
ISBN-13: 9783837648171

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