Militärische Genies

Helmut Neuhold entschlüsselt „Kriegsstrategien: Von der Antike bis heute“

Von Katharina KemmerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Katharina Kemmer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

In der Schlacht oder generell im Krieg gilt es, den Gegner bestmöglich zu kennen, ihn zu lesen und zu interpretieren. Aus diesen Kenntnissen entwickelt sich die eigene Strategie, den Feind anzugreifen, zu verwunden und wenn möglich vernichtend zu schlagen. Die Wahl der Strategie kann über Leben und Tod von unzähligen Menschen entscheiden, wie zahlreiche Beispiele zeigen. Helmut Neuhold, seines Zeichens Militärhistoriker mit mehreren einschlägigen Veröffentlichungen, lässt in seiner Monographie Kriegsstrategien: Von der Antike bis heute militärische Genies sowie Philosophen und andere Gelehrte zu Wort kommen.

Einleitend reflektiert Neuhold die gegenwärtige europäische Situation und merkt an, dass auf Grund aktueller politischer Gegebenheiten der Gedanke eines dauerhaft befriedeten Europas nicht mehr so real erscheine, wie einst in der Nachkriegssituation des Zweiten Weltkrieges erhofft. Darauf basierend rücke auch „das militärstrategische Denken ins öffentliche Bewusstsein zurück“. Die Gesellschaft beginne, sich wieder vermehrt mit der zwar unangenehmen, wenngleich aber auch hochspannenden Thematik der Kriegsstrategien auseinanderzusetzen.  

Über Strategie zu schreiben, ohne eingangs zu definieren, welche Deutungsmöglichkeiten in diesem Zusammenhang möglich sind, wäre wenig sinnvoll. Deshalb stellt Neuhold seiner epochenübergreifenden Analyse einige grundsätzliche Gedanken zum Thema Strategie und Taktik voran. Damit eröffnet er einem auf diesem Gebiet weniger erfahrenen Leser zunächst ein gewisses Grundverständnis, bevor der Gang durch die Jahrhunderte erfolgt.

Dabei widmet Neuhold sich militärischen Genies wie Hannibal Barkas, Julius Cäsar oder Carl von Clausewitz. Er beschäftigt sich aber auch mit Asien und den Kolonien, gibt somit einen geographisch weiten Raum wieder. Vor allem Clausewitz, der zum Zeitpunkt seines Todes das unvollendete Werk Vom Kriege hinterließ, gilt bis in die Gegenwart hinein als „einflussreichster Militärhistoriker aller Zeiten“. Noch heute wird sein posthum veröffentlichtes Werk als Lehrstoff an militärischen Ausbildungsstätten verwendet. Das wohl umfangreichste Kapitel nimmt in dieser Monographie jedoch das über die Neuzeit ein, worin vor allem die Phase des Dreißigjährigen Krieges expliziert wird: Wallenstein und sein Gegenspieler, der schwedische König Gustav Adolf, kommen hier zur Sprache.

Insgesamt ist der vorliegende Band nicht nur für einen kostbaren Blick in die Vergangenheit wertvoll – er zeigt zudem auf, wie sich Kriegsstrategien über Epochen hinweg halten oder weiterentwickeln konnten und welches alte Wissen noch heute angewendet wird. Abschließend eröffnet Neuhold einen Zukunftsausblick, indem er die Ausbildung künftiger Strategen behandelt, die „Privatisierung“ des Krieges in den Fokus rückt sowie dessen mögliche Zukunftsaussichten darstellt.

Neuhold legt mit dieser Monographie eine Untersuchung vor, die nicht nur für die Wissenschaft gedacht ist. Vor allem der interessierte Laie kann sich einen einfachen Überblick zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Kriegsstrategien verschaffen. Der gut lesbare Stil des Autors trägt zum Lesevergnügen bei.

Ein Beitrag aus der Redaktion Gegenwartskulturen der Universität Duisburg-Essen

Titelbild

Helmut Neuhold: Kriegsstrategien. Von der Antike bis heute.
Marix Verlag, Wiesbaden 2019.
160 Seiten, 6,00€ EUR.
ISBN-13: 9783737410939

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch