Barbara Klemms fotografische Reise durch das Leben und Werk Hölderlins

Eine Wanderausstellung mit begleitendem Bild-Text-Band zum 250. Geburtstag des Dichters

Von Manfred OrlickRSS-Newsfeed neuer Artikel von Manfred Orlick

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Anlässlich des 250. Geburtstages von Friedrich Hölderlin hat die Fotografin Barbara Klemm nicht nur die Orte aufgesucht, die in der Biografie des Dichters eine wichtige Rolle spielten, sondern auch Orte und Landschaften, die in seine Gedichte eingegangen sind. Die rund vierzig Schwarz-Weiß-Fotografien werden im Hölderlin-Jubiläumsjahr 2020 in einer Wanderausstellung der Universitätsstadt Tübingen präsentiert. Sie startet im schwäbischen Nürtingen und macht sich von dort aus auf die Reise zu verschiedenen Orten in und außerhalb Deutschlands.

Die biografischen Stationen dieser fotografischen Reise sind Lauffen am Neckar, Nürtingen, Heidelberg, Bad Homburg, Bad Driburg und Jena, das Kloster Maulbronn und natürlich Tübingen mit dem Hölderlinturm. Dabei ging es der Fotografin aber weniger um das Ablichten von biografischen Gebäuden als um das, was in Hölderlins Werk eingegangen ist. So hat sie anstelle des einstigen Geburtshauses das Hölderlin-Denkmal und das Flüsschen Zaber in Lauffen mit der Kamera festgehalten. Andere Fotos zeigen das evangelische Stift Tübingen, Schillers Arbeitszimmer in Jena (Hölderlin hatte den Dichter dort aufgesucht) oder die Büste von Susette Gontard in Bad Homburg. Andere Aufnahmen widmen sich Hölderlins Aufenthalt in Frankreich. Anfang 1802 hatte er einen beschwerlichen Fußmarsch nach Bordeaux unternommen, um dort eine Hauslehrerstelle anzutreten. Aber bereits nach einigen Monaten kehrte er verwirrt und völlig verwahrlost nach Württemberg zurück. Ein Foto vom Ätna nimmt Bezug auf den Schauplatz seiner Tragödie Der Tod des Empedokles, ein anderes mit dem Apollotempel von Delphi auf Hölderlins Gedicht Der Main:

Ach! Einmal dort an Suniums Küste möcht‘
Ich landen, deine Säulen, Olympion!
Erfragen, dort, noch eh der Nordsturm
Hin in den Schutt der Athenertempel
Und ihrer Götterbilder auch dich begräbt …

Klemms Fotografien lenken den Blick ins Weite, ganz nach Hölderlins Gedichtzeile „Komm! ins Offene“ (aus Der Gang aufs Land). In den poetischen Aufnahmen (Landschafts- oder Wolkenstudien) kommt es nicht auf Bildschärfe und Details an, vielmehr stehen Stimmungen und Atmosphäre im Vordergrund. Obwohl die Fotografin von konkreten Textstellen ausgeht, enthalten die Bilder mit ihren Perspektiven und Kompositionen eine allgemeinere Aussage.

Im Kerber Verlag ist ein begleitender Bild-Text-Band zu dieser Wanderausstellung erschienen, der 25 ausgewählte Fotografien versammelt, die mit zahlreichen Hölderlin-Gedichten und Auszügen aus anderen Werken kombiniert werden. Ergänzt wird die Sammlung durch das Nachwort „Hölderlins Orte“ von Sandra Potsch (Leiterin im Museum Hölderlinturm Tübingen), in dem sie einen recht ausführlichen Überblick zur Biografie von Friedrich Hölderlin gibt.

Titelbild

Barbara Klemm: Hölderlins Orte. Fotografien. Eine Wanderausstellung der Universitätsstadt Tübingen zum Hölderlin-Jubiläumsjahr 2020.
Hg. von Sandra Potsch und Wiebke Ratzeburg.
Kerber Verlag, Bielefeld 2020.
128 Seiten , 22,00 EUR.
ISBN-13: 9783735606587

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