In Halle haben John, Paul, George und Ringo ein Zuhause

Das Beatles-Museum in Halle

Von Manfred OrlickRSS-Newsfeed neuer Artikel von Manfred Orlick

Halle, die Stadt an der Saale, ist als Musikstadt weithin bekannt, schließlich ist sie die Geburtsstadt von Georg Friedrich Händel. Neben dem Geburtshaus des großen Sohnes und den alljährlich stattfindenden Händel-Festspielen verfügt Halle seit zwanzig Jahren über ein musikalisches Juwel ganz anderer Art: Am 8. April 2000 wurde das Beatles-Museum eröffnet.

Bereits in den 1960er Jahren begann der Kölner Rainer Moers, alles von und über die berühmten vier Liverpooler zu sammeln, was er in die Finger bekam. 1975 stellte er dann die Schätze seiner Sammlung erstmals in der Domstadt aus, danach ging die Ausstellung auf Wanderschaft. Bis 1984 konnten Beatles-Fans diese Sammlung unter dem Titel Das Phänomen Beatles in ca. 25 deutschen Städten bewundern, so in Bonn, Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt/M, Hamburg, Köln und Stuttgart. Aber auch in Österreich, den Niederlanden und in Ungarn konnten Interessenten in die Welt ihrer Idole eintauchen. Damals spöttelten die Zeitungen: „Das Beatles-Museum auf Wanderschaft“.

1989 war es dann soweit und die Sammlung bekam eine feste Heimstatt: am 18. Juni 1989 eröffnete in Köln das Beatles-Museum. Seit diesem Tag war die Wanderausstellung endlich ein ‚richtiges Museum‘ mit festen Öffnungszeiten und allem, was zu einem Museum gehört. Moers, der seinen Beruf als Musikjournalist aufgegeben hatte, verfügte inzwischen über gute Kontakte in die Beatles-Szene und konnte so die Sammlung immer weiter ausbauen. Die Beatles-Fotografin Astrid Kirchherr steuerte z.B. Fotos aus ihrem Privatarchiv bei. Bereits im ersten Jahr verzeichnete man einen Besucherrekord von 50.000 Gästen. Die Räumlichkeiten waren allerdings sehr bescheiden, denn mit gerade einmal 60 qm hatte das Museum fast Wohnzimmercharakter. Der Platz reichte bald nicht mehr aus, immer mehr Exponate verschwanden im Keller oder in Nebenräumen und konnten so dem Publikum nicht zugänglich gemacht werden. Dennoch kamen über viele Jahre hinweg täglich fast fünfzig Besucher aus aller Welt in die Ausstellung über die Fab Four.

Nach zehn Jahren, am 31. Juli 1999, schloss das Museum in der Domstadt zur Enttäuschung aller Fans jedoch seine Pforten und es dauerte wiederum zehn Jahre, ehe nach einer intensiven Suche in 24 deutschen Städten am 8. April 2000 das neue Beatles-Museum in Halle eröffnet wurde. Hier konnten die rund 5.000 Ausstellungsstücke endlich auf einer Fläche von über 400 qm ansprechend präsentiert werden. Hinzu kamen noch weitere 200 qm für das umfangreiche Archiv. Neben Rainer Moers war Matthias Bühring, ein gebürtiger Thüringer, der Museumsgründer. Er hatte ebenfalls im Laufe der Jahre zahlreiche Sammlerstücke und Memorabilien zusammengetragen. Leider verstarb Bühring ein halbes Jahr nach Museumseröffnung im Oktober 2000 und so führte Moers das Museum alleine weiter. Das neue Musikmuseum in Halle fand schnell Anklang und bis Ende 2000 kamen bereits über 20.000 Besucher.

Bis heute kann man hier den musikalischen Werdegang von John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr nachvollziehen. Im Erdgeschoss werden anhand von Belegen und Raritäten die gemeinsamen Beatles-Jahre bis 1970 dokumentiert, während die Räumlichkeiten im ersten Stock den Solo-Karrieren der vier Liverpooler gewidmet sind. An den Wänden und in den Vitrinen kann man Fotos, Autogramme, rare Schallplatten, Filmplakate oder Poster bestaunen und in fast allen Räumen erklingen Musikaufnahmen. Besondere Raritäten sind der der erste Arbeitsvertrag von 1962 mit dem Hamburger „Star-Club“ oder die Kopie der FBI-Akte über John Lennon mit seinem Antrag auf US-Staatsbürgerschaft. Die meisten Exponate sind jedoch Originale. Das wertvollste Ausstellungsstück ist wohl eine Fotografie der Musiker von 1969 mit den Autogrammen aller vier Band-Mitglieder.

2007 konnte sogar eine weitere Etage nutzbar gemacht werden, seitdem erstreckt sich das Museum über drei Stockwerke. Insgesamt umfasst die Sammlung etwa 15.000 Objekte, davon sind rund 5.000 in der Ausstellung zu sehen. Dabei ist es keine starre Ausstellung – nein, das Museum lebt und wird ständig umgestaltet und attraktiver gemacht, wie z.B. mit einem kleinen Streifzug durch die Geschichte der Schallplatte. Außerdem gibt es einen Raum, in dem der Besucher die Möglichkeit hat, selbst musikalisch tätig zu werden. Nicht nur die Erfolgsgeschichte der Beatles, die vor fast sechzig Jahren begann, wird dokumentiert, auch das Flair der 60er und 70er Jahre weht durch alle Museumsräume. Eine wahre Fundgrube ist auch der kleine Museumsshop, wo Bücher, Zeitschriften, Kalender, CDs, Schallplatten und andere Beatles-Artikel angeboten werden.

Besonders vielfältig ist das spezielle Angebot für Schulklassen und Gruppen; außerdem wird Schülern und Schülerinnen die Möglichkeit eines kostenlosen Praktikums geboten. Häufig stellt das Museum auch einen Ausbildungsplatz zur Verfügung. So wird das Museum inzwischen von einem jungen Team geleitet – mit Martin Schmidt und Stefan Lorenz an der Spitze. Rainer Moers hat sich etwas zurückgezogen; der Urvater der Einrichtung widmet sich vor allem dem hauseigenen Fan-Magazin THINGS, das seit November 1977 erscheint. Jeden Monat präsentiert es auf 36 Farbseiten in deutscher Sprache Neuigkeiten zum Thema Beatles (Neuerscheinungen, Konzerte, Veranstaltungen usw.). Neben aktuellen Themen wird auch die Historie der vier Liverpooler und der Beatlemania behandelt.

Für Halle-Besucher ist das Museum in der Innenstadt leicht zu finden. Vom Stadtzentrum, dem Marktplatz mit der Kirche Unser Lieben Frauen und dem Roten Turm, gelangt man nach ein paar Schritten zum Alten Markt mit dem berühmten Eselsbrunnen. Hier ist der mittelalterliche Siedlungskern der Saalestadt und so befindet sich das Beatles-Museum auch in keinem modernen Neubau sondern in einem historischen Gebäude, in einem sanierten Bürgerhaus aus dem Jahre 1705. Eine interessante und gelungene Symbiose von Barock und Pop. Nach einigen stadtinternen Querelen um die weitere Nutzung des Gebäudes wurde 2013 schließlich eine Vereinbarung geschlossen, dass das Beatles Museum auf Dauer in der Saalestadt bleibt. Nachdem das privat betriebene Museum „Beatlemania“ auf der Hamburger Reeperbahn 2012 nach nur drei Jahren seine Pforten wieder schließen musste, ist das Museum in Halle zudem das einzige Beatles-Museum in Deutschland. Nach dem Museumsbesuch ist wohl jeder erstaunt, dass sich hier soviel Sehenswertes aus dem Leben der Beatles angesammelt hat, obwohl die vier Pilzköpfe nie in Halle waren.