Wer sich ungern an Fakten erinnern lassen möchte, will sie lieber selbst neu erfinden

Eine Replik zu dem Beitrag von Sabine Koloch über „Germanistik, Politik und das generationsübergreifende Projekt ‚Vergangenheitsbewältigung‘. Peter Schütts Diskussionsbeitrag für ‚Die Welt‘ 1966“

Von Bernd DammannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Bernd Dammann

Die nachvollziehende Darstellung geschichtlicher Entwicklungen in Form von Ereignisgeschichtsschreibung, verbunden mit Ausarbeitungen zu fortlaufenden und ineinander greifenden Handlungssträngen politischer Akteure, hat in der Regel immer (und das liegt in der Natur der Sache) vielschichtige und verwickelte Zusammenhänge und Prozesse nach Maßgabe der die Geschichtsschreibung bestimmenden erkenntnisleitenden Interessen und Fragestellungen als „Reduzierung von Komplexität“ zu rekonstruieren. Anders geht es eben einfach nicht. Als wissenschaftliche Bemessungsgrundlage des generierten Wahrheitsgehalts solcher Re-Konstruktionen gelten dabei in jedem Fall gleichwohl die als ‚Beweise‘ jeweils ins Feld zu führenden triftigen Quellen und Belege, die für diese Art von Darstellungen und der sich daran anschließenden Ausdeutungen und Schlussfolgerungen die unverzichtbare Grundlage bilden.  

Gibt es diese Beweise nicht oder sind sie nicht hinreichend und stichhaltig genug, stellen die daran bereits vorauseilend und selbstsicher geknüpften, sich als Tatsachenbehauptungen ausgebenden Feststellungen nicht mehr dar als reine Vermutungen. Man kann sie wegen ihres mehr oder weniger spekulativen Charakters im günstigen Einzelfall immerhin, wenn man das wohlwollend betrachtet, als erkenntnisleitende Hypothesen einstufen, die dann – Popper lässt grüßen – zu falsifizieren wären. Hierfür liefert Sabine Koloch in der von ihr herausgegebenen Sonderausgabe von literaturkritik.de über 1968 in der deutschen Literaturwissenschaft allerdings ein abschreckendes Beispiel, wenn sie sich in einem ihrer eigenen Beiträge zu der waghalsigen Tatsachenbehauptung hinreisen lässt: 

Die nicht mit Beweisen untermauerte Schlussfolgerung Dammanns, es sei Peter Schütt gewesen, der [im November 1966] die „inhaltliche Grundlage“ lieferte, „in deren Bezugsrahmen die aufbegehrenden Germanistikstudent(inn)en in den kommenden Jahren ihre Reformforderungen artikulierten“, wird in Zweifel ziehen, wer Schütts Artikel Für die Öffnung nach links inhaltsanalytisch aus[…]wertet und wer die komplexen Vorgänge der 1960er-Jahre und die Fülle des Materials zu den Debatten und Diskursen, Modernisierungs- und Reformprogrammen, Parolen und Flugblattaktionen, autonomen Gruppen und Projekten, Störungen, Streiks, Besetzungen und Polizeimaßnahmen innerhalb der Germanistik dieses Jahrzehnts auch nur einigermaßen überblickt.

Und Koloch führt weiter aus, um – ausdrücklich und namentlich gegen mich gerichtet – das von ihr imaginierte Desiderat einer künftigen ‚Schütt-Forschung‘ wohl zuerst und vor allem für sich selbst zu reklamieren, dass es noch erheblicher wissenschaftlicher Anstrengungen bedarf, bis „die Forschung zukünftig auf methodisch gesicherte, sachlich und begrifflich wohlerwogene Aussagen über Peter Schütt zurückgreifen kann.“

Mit diesen Einlassungen glaubt sie, so scheint es mir, den Abschnitt über Peter Schütt und Michael Pehlke in meinem Beitrag über die Studentenrevolte von ’68 in der Germanistik in der Juli-Ausgabe 2018 von literaturkritik.de hinreichend diskreditiert und damit ein für alle Mal abgeräumt zu haben.

Nun ist es aber so, um der Wahrheit bei aller Selbstbescheidenheit dennoch die gebührende Ehre zu erweisen, dass ich ob der ‚Gnade meiner frühen Geburt‘ schon mit dem Protagonisten Peter Schütt ‚auf Du und Du‘ stand, als Koloch vermutlich noch nicht geboren worden war. Ich wurde Mitte Juni 1968 in Münster von den Studierenden des Faches Germanistik zum studentischen Fachschaftssprecher Germanistik gewählt; etwa zwei Wochen später fand ich im Postfach der Fachschaft einen an mich adressierten großen Briefumschlag. Darin befanden sich Zeitungsausschnitte aus überregional erscheinenden Tageszeitungen, die sich mit dem Selbstverständnis und der Lage der Germanistik als universitärem Lehr- und Studienfach an den westdeutschen Universitäten vor und nach 1945 beschäftigten.

Dazu muss man wissen, dass die öffentlich geführte Auseinandersetzung über die NS-Vergangenheit der Germanistik und der vor und nach 1945 weiterhin tätigen Germanisten schon 1964/65 am Beispiel des Bonner Altgermanisten Hugo Moser (1909-1989) über einige Monate hinweg in der Wochenzeitung DIE ZEIT einen ersten, letztendlich allerdings im Sande verlaufenden Höhepunkt erreicht hatte. Eine Konsequenz daraus, die jüngere ins Amt gekommene Germanistikprofessoren zogen, war, dass sie sich in lockerer Form in der sog. Stimbekhof-Gruppe in einem Treffen am 27.2.1965  zusammenschlossen, um vordringlich die Themenstellung des anstehenden Germanistentages im Jahr 1966 maßgeblich beeinflussen zu können. Dieser Versuch konnte bei der vorbereitenden Tagung der ‚Vereinigung der deutschen Hochschulgermanisten‘ vom 30.4. bis 1.5.1965 in Mainz nur mit Abstrichen verwirklicht werden; Koloch hat diese Tagung als „Mainzer Treffen des Stimbekhof-Kreises“ missverstanden.

„ad usum delphini“ stand handschriftlich auf dem anonym beschrifteten Zettel, der dem oben erwähnten Briefcouvert beigelegt worden war. Darin fand sich auch der in der WELT vom 26.6.1968 veröffentlichte abstruse Gastbeitrag des Berliner Germanistikprofessors Momme Mommsen (1907-2001) im Nachgang zur Besetzung des Berliner ‚Germanischen Seminars‘ im Mai 1968: „Wird Goethe von der Uni verbannt?“ lautete die Überschrift. Ich will hier beispielhaft nur einige Sätze, aus ihrem Zusammenhang gerissen und fortlaufend wieder zusammengefügt, zitieren:

Gewisse Studentengruppen setzen das Gerücht in Umlauf, es gäbe eine „Misere der Germanistik“, gegen die mit allen Mitteln studentischerseits gekämpft werden müsse. […] Was ist von solcher Klage über die „Misere“ in der Germanistik zu halten? Worin besteht sie, wenn es sie gibt? Jeder halbwegs Orientierte weiß, daß an politischem und soziologischem Interesse in der germanistischen Wissenschaft heute kein Mangel mehr ist, beinahe schon Überfluß. Der Anteil entsprechender Arbeiten im In- und Ausland ist ein immenser, er wächst von Tag zu Tag. Wenn jene Studentengruppen diese Tatsache ignorieren, so deshalb: es genügt ihnen nicht, daß Politik Anteil an der Forschung habe, sie soll vielmehr ausschließlich und totalitär die Literaturwissenschaft beherrschen. […] Literaturwissenschaft – mit ihr die Germanistik – hat zum Gegenstand vorwiegend Werke der Kunst. Es handelt sich also um Wissenschaft von der Kunst, um Interpretation von Kunstwerken. Diese Selbstverständlichkeit zu betonen, ist notwendig, weil jene aggressiven Studentengruppen von ihr nicht mehr wissen wollen. Der Begriff Kunst fehlt in ihren Vorstellungen, er ist für sie ein Tabu. […] [Die] Ursachen solcher Kunstfeindlichkeit [ergeben sich aus dem Umstand, daß man dafür] den Sinn für Kunst [benötigt]. […] Nun liegen die Verhältnisse an unseren Universitäten so: nachdem die Germanistik Massenfach wurde, sind mit den Massen sehr viele Studenten eingeströmt, die für Kunst im Bereich des Sprachlichen kein Organ mehr haben. Sie fahren daher sehr bald fest und spüren, daß sie dem ihnen als besonders leicht vorschwebenden Fach Germanistik nicht gewachsen sind. […] Mangelnder Kunstsinn kann nicht vermittelt, nur vorhandener ausgebildet werden […]. Hier liegt die echte Misere, die niemand eingestehen will. […] Die Hoffnung ist, daß mit der totalen Beschränkung auf Politik die Germanistik noch ein Fach würde, in dem Betätigung auch ohne künstlerische Begabung möglich wäre. Nur das soll betrieben werden, wozu die Fähigkeiten als hinreichend erscheinen: das Beobachten politischer Inhalte in der Literatur. Alles andere wird über Bord geworfen und als gesellschaftlich nutzlos diffamiert […]. Militantes Banausentum rüstet sich damit zum Kampf gegen die Wissenschaft. […] Nun werden Dichter […] wie Goethe, Hofmannsthal  […] als unerwünschte Autoren betrachtet. […] Was die gesamte Menschheit als reichsten Schatz betrachtet und entsprechend mit Dankbarkeit lohnt, es darf nicht mehr gelten, da es den eigenen Horizont übersteigt. Demgegenüber muß betont werden: eine Wissenschaft hat nicht die Ursache, sich selbst aufzugeben, weil einmal in einer Generation von Anfängern unverhältnismäßig viele an Begabungslosigkeit leiden.

Soweit Momme Mommsen mit seinem vermeintlich authentisch bezeugten ‚Horrorszenario‘ über den nicht nur von ihm selbst als „kulturrevolutionär“ erlebten Prozess des sozialen Wandels überhöhter und viel zu lange ganz unhistorisch als heilig und ewig angesehener neuhumanistischer Bildungsgüter und -inhalte.

Erst im Wintersemester 1968/69 waren die Studierenden der Germanistik in Marburg, das sei hier wenigstens angemerkt, mit den Frankfurtern zusammen als Erste überhaupt in einen Generalstreik getreten. Das von den Streikenden in Marburg herausgegebene Heft Nr. 1, veröffentlicht Anfang Februar 1969, trug den Titel STREIK. „La lutte continue“. Blätter für Germanistik. Das Impressum dieses Heftes lautet:  „Herausgegeben von der Studentenvertretung des Instituts für Kulturrevolution (vormals Germanistische Institute) an der Uni Marburg“. Darin findet sich auf zwei doppelseitig bedruckten Blättern im DIN A 4-Querformat mit den Seiten 35 bis 38 ein 8 Schreibmaschinenseiten umfassender Beitrag unter der Überschrift Wider den Methodenpluralismus aus der Feder eines gewissen Marburger Germanistikstudenten namens Uli Wyss (Jg. 1945). Dieser Aufsatz war damals nach Inhalt und Zielrichtung ein markanter Vorbote der sich dann am Horizont schon ankündigenden Ära einer Gründungswelle ‚Roter Zellen Germanistik‘, die an den Universitäten der alten Bundesrepublik dann seit Anfang 1970 ganz andere hochschulpolitische Ziele verfolgten. Auf  Lehr- und Studieninhalte ausgerichtete Studienreformen waren ihnen nur noch Mittel zum Zweck der ideologischen Unterstützung des angeblich im Kampf gegen den Klassenfeind befindlichen Proletariats. In dem 1969 veröffentlichten Aufsatz des Germanistikstudenten Michael Pehlke (1943-2015) plädierte dieser stattdessen in konsequenter Fortführung und Zuspitzung der von Peter Schütt im November 1966 artikulierten Wissenschaftskritik an der Germanistik für eine radikal reformierte Literatur- und Sprachwissenschaft im Sinne einer zukünftigen „Medienkulturwissenschaft“.

Zurück zu Mommsens Zeitungsartikel, geziert von einem Konterfei des Autors. Er wurde von uns im Institut am Fachschaftsbrett im Original ausgehängt. Frei zugängliche Kopiergeräte zu erschwinglichen Preisen für Studierende gab es zu jenem Zeitpunkt in den Gebäuden der Uni Münster und anderswo noch nicht. Er bildete die Zielscheibe zahlreicher, daneben in unterschiedlichen Farben (schwarz, blau, rot, grün) der jeweils benutzten Kugelschreiber aufgebrachter launiger Kommentare. Nicht einmal eine Spur aus einer angeblich existierenden und von Koloch gepriesenen „Fülle des Materials zu den Debatten und Diskursen, Modernisierungs- und Reformprogrammen“ aus dem Gesamtzeitraum der 1960er Jahre in und für die Germanistik vermochten die kommentierenden Münsteraner Studis zu jenem Zeitpunkt, d.i. Mitte 1968, in diesem ungewollt realsatirischen Text von Momme Mommsen wiederzuentdecken.

In der Logik von Koloch ist das vermutlich nicht anders zu erklären als durch den Umstand, dass die Germanistikstudenten eines der größten Germanistik-Institute in der alten BRD (9 Lehrstühle) eben noch nicht auf der Höhe der Zeit und in der Lage waren, ihre universitäre und geisteswissenschaftliche Lebenswelt so wahrzunehmen, wie sie sich Koloch in ihrer zeitbezogen absurden Fehleinschätzung des Geschehens jetzt ausmalt. Sie liegt damit ganz auf der revisionistischen Linie derjenigen, die die inneruniversitäre, antiautoritäre wie basisdemokratische Studentenrevolte in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre in den Philosophischen Fakultäten im Nachhinein für historisch überflüssig erklären, weil auch ohne diese Studentenrevolte, d.h. ohne studienreformpolitisch engagierte Reformträger aus der Studentenschaft und dem akademischen Mittelbau, alles so gekommen wäre wie es dann, allerdings politisch-administrativ erheblich abgeschwächt und ausgedünnt, auch wirklich gekommen ist.

Meine Beschäftigung mit Veröffentlichungen des Autors Peter Schütt (Jg. 1939) war mit der Lektüre der mir in diesem Briefcouvert u.a. zugeeigneten WELT-Artikel (auch denen, die von Schütt anlässlich des Münchener Germanistentages 1966 verfasst worden sind) aber noch nicht erschöpft.

Im Wintersemester 1969/70 besuchte uns der Bonner Großordinarius Benno von Wiese in Münster, wo er bis 1957 selbst tätig gewesen war. Vor seinem für das Sommersemester 1970 vorgesehenen Eintritt in den Ruhestand gedachte von Wiese (1903-1987) einen für den 27.1.1970 geplanten Vortrag in Münster im Rahmen seiner Tournee durch die NRW-Universitäten als Apotheose an derjenigen Universität zu zelebrieren, „an der ich meine schönsten Jahre verlebt hatte.“ Das ,Vorprogramm‘ einer studentischen Sponti-Gruppe im größten Hörsaal F 1 des Fürstenberghauses (dem Gebäude der Philosophischen Fakultät), das nicht unter Kontrolle gebracht werden konnte, machte ihm allerdings einen gehörigen Strich durch die Rechnung.  

Ich war inzwischen gewählter Sprecher der in der Philosophischen Fakultät eingeschriebenen Studierenden und hielt es für meine hochschulpolitische Pflicht, den bevorstehenden Auftritt von Wieses im brechend vollen Hörsaal mit einigen deutlichen Worten an das Publikum, das äußerst gespannt darauf wartete, was da jetzt wohl passiert, zu kommentieren, ehe die Veranstaltung mit (dem dann letztendlich überhaupt nicht erschienenen) von Wiese beginnen sollte. In den vorderen Reihen hatten zahlreiche Zuhörerinnen mittleren Alters in Ordenstracht Platz genommen. Es waren Deutschlehrerinnen katholischer Mädchengymnasien aus Münster und dem Münsterland, die in Münster vermutlich bei von Wiese studiert hatten und nach so vielen Jahren ihren akademischen Lehrmeister „Benno“ noch einmal leibhaftig erleben wollten.

Benno von Wiese berichtet über den Geschehensablauf seines Besuchs in Münster aus einer ganz persönlichen und damit parteilich sehr einseitigen Sicht in seinen „Lebenserinnerungen“.[1] Über den tumultuarischen Ablauf des ‚Vorprogramms‘ wurde dem andernorts wartenden von Wiese berichtet, so dass er in der Rückschau seiner Lebenserinnerungen auch meiner Person, „dem jungen Studenten“, und meinem Rekurs auf Peter Schütts Aufsatz in seiner resignativen Darstellung zum Münsteraner Eklat eine kritisch akzentuierte Nebenrolle zuwies: er “las aus dem Aufsatz von Schütt vor“.[2]

Nach wenigen Minuten betrat dann, so erinnere ich mich, ein mit der Wahrnehmung einer wissenschaftlichen Assistentenstelle betrauter Mitarbeiter am ‚Lehrstuhl Weydt (1906-2000)‘ den Ort des Geschehens und verkündete laut und unmissverständlich: „Der für hier und jetzt angekündigte Vortrag von Professor von Wiese fällt aus.“ 

Ich will damit sagen: Wenn Koloch mit ihren kritischen Bemerkungen an meine Adresse insinuiert, ich hätte es nötig gehabt, mich hinsichtlich des Schütt-Artikels „Für eine Öffnung nach links“ bei ihr zu bedienen, um mich dann „vollkommen unerwartet“ aus der Zusammenarbeit in Sachen ‚1968‘ zu verabschieden (siehe dazu: Anmerkung 57), so ist das eine selbstgefällige Überschätzung der Reichweite und des Tiefgangs ihres Forschungsprojektes zu 1968 in der deutschen Literaturwissenschaft.

Gegen Kolochs Attacke auf meine Einschätzung der Bedeutung von Schütts WELT-Artikel von November 1966 ist im Sinne ihrer Forderung nach zukünftig „methodisch gesicherten, sachlich und begrifflich wohlerwogenen Aussagen“ zu Schütt in fachgeschichtlicher Rekonstruktion einzuwenden, dass die studentische Revolte in der Germanistik erst ein Jahr später richtig Fahrt aufnahm. Bis zum Ende des Sommersemesters 1967 (mit der Erschießung des Germanistikstudenten Benno Ohnesorg am 2.6.1967) herrschte an der studentischen Germanistik-Front in der alten BRD noch weitgehend Friedhofsruhe. Die von den Aktivitäten der außerparlamentarischen Opposition (APO) ausgelösten unruhigen Verhältnisse im weit entfernt liegenden Westberlin waren die Ausnahme vom bundesweiten ,Normalzustand‘.

Der Freiburger Germanistikprofessor Gerhard Kaiser (1927-2012), von Hause aus promovierter Historiker, beschreibt in seinen Lebenserinnerungen (2000) „als Zeitzeuge“ das Davor und das Danach aus seinem professionell geschultem Blickwinkel:

Gegen Ende des Wintersemesters 1967/68, ich war seit vier Semestern Ordinarius in Freiburg, wurde mir ein Fackelzug gebracht, vielleicht der letzte an der Albert-Ludwigs-Universität. […] Die Ehrung, einem alten akademischen Brauch entsprechend, kam spontan von den Studierenden. Es war der Dank für meine Ablehnung eines Rufs an die Universität Basel, den ich kurz nach meinem Amtsantritt in Freiburg erhalten habe […]; ich fühlte mich, nicht nur durch mein Amt, ich fühlte mich auch von Wohlwollen und Vertrauen der Studierenden und meiner Kollegen gehalten. Wenig über ein Jahr später [April 1969] stand ich im vollen Auditorium maximum, meinem damaligen Vorlesungsraum, und Haß und Wut von vielen schlugen mir entgegen.

Als der Fackelzug für mich [Anfang Februar 1968] stattfand, […] entsprachen solche Veranstaltungen schon nicht mehr der Zeitstimmung. So hatte sich auch die Fachschaft Germanistik, die bei meiner Berufung nach Basel noch eine Unterschriftensammlung für mein Bleiben veranlaßt hatte, nach der Ablehnung des Rufs dem Fackelzug für mich verweigert und entgegengestellt. Er kam trotz des fachschaftsoffiziellen Widerstands durch die Aktivität einzelner zustande […]. Bereits bei der Berufung nach Basel herrschte Unruhe in der Studentenschaft an den deutschen Universitäten, und wenn auch Freiburg zunächst provinziell verspätet war, wurden doch auch hier die Zeichen der Zeit deutlich wahrnehmbar.[3]

Was war da in der dazwischen liegenden Zeit nach dem Tod des Berliner Germanistikstudenten Benno Ohnesorg am 2.6.1967 in Freiburg passiert? – Kaiser beantwortet diese Frage verklausuliert mit dem Hinweis auf seine persönliche Wahrnehmung, die im Klartext besagt: Die 68er Studentenrevolte in der Germanistik hatte mit einem gewissen Zeitverzug im Laufe des Jahres 1968 auch in Freiburg Einzug gehalten.

Ein großer Artikel des Berliner Altgermanisten Peter Wapnewski (1922-2012) wurde am 25.8.1967 in der Wochenzeitung DIE ZEIT unter dem eingängigen Titel: Die alte Germanistik und die jungen Studenten. Gedanken zum Kanon unserer Bildungsvorstellungen veröffentlicht. Auch noch im August 1967 erschien unter dem Titel Germanistik. Reform oder Politisierung? das Heft Nr. 55 der linken Berliner Zeitschrift alternative, das dann in den darauf folgenden Monaten bundesweit eine massenhafte Verbreitung fand. Und dann kam noch die ungeheuer medienwirksame Aktion von zwei vormaligen Hamburger AStA-Vorsitzenden dazu, die anlässlich der Rektoratsübergabe im vollbesetzten Hamburger Audimax am 9.11.1967 das Spruchband „Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren“ entfalteten. Alles zusammen änderte die bis dahin vorherrschende Konstellation der „Friedhofsruhe“ an der Germanistikfront in der alten BRD mehr oder weniger schlagartig und grundlegend. Denn viele der Studierenden im Fach Germanistik bezogen vor allem den an den Pranger gestellten „Muff von 1000 Jahren“ auf das ihnen verpflichtend auferlegte Studium der gotischen, alt- und mittelhochdeutschen Sprache und Literatur, mit dem sie nach dem Willen so gut wie aller Germanistikordinarien immer noch mindestens die Hälfte ihres gesamten Germanistikstudiums verbringen mussten.

Schütt hatte aber bereits im November 1966 die wissenschaftsinhaltlichen Punkte konzise formuliert, die sich gegen das am ‚status quo‘ orientierte Studienmodell Germanistik der WR-Empfehlungen vom Mai 1966 richteten und um deren Durchsetzung im Sinne eines Gegenkonzeptes es uns dann in der studentischen Interessenvertretung und VDS-Fachverbandspolitik der Germanistik bis zum Ende des Wintersemesters 1969/70 zuerst und vor allem ging (siehe dazu: Rhedaer Memorandum, Oktober 1969). Von einer aus publizistischer Aktivität westdeutscher Studenten und/oder Professoren stammenden „Fülle und Komplexität“ wissenschaftsinhaltlicher Reformvorstellungen und Pläne in der Germanistik, auf welcher Seite in und außerhalb der Universitäten auch immer, kann – entgegen der sonderbaren Behauptung von Koloch – bis zum Ende der 1960er Jahre überhaupt nicht die Rede sein.

So hatte der dem Stimbekhof-Kreis zugehörige Neugermanist Kurt Otto Conrady (Jg. 1926) in seiner bei Rowohlt im Mai 1966 veröffentlichten Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft noch die Parole ausgegeben, dass die Zeit für wissenschaftsinhaltliche Studienreformen in der Germanistik noch nicht gekommen sei: „Die Zeit ist wohl noch nicht reif dafür, doch es ist sicher, daß so, wie sich seit dem vorigen Jahrhundert die neuere Literaturgeschichte gegen manche Widerstände durchgesetzt hat, eines Tages auch den als unerläßlich erkannten Bedingungen einer modernen Literaturwissenschaft entsprochen werden wird.“[4]

Dem von mir an anderer Stelle wiederholt als Quelle und Beleg für meine eigene Argumentation herangezogenen, gründlich recherchierten SPIEGEL-Artikel (Heft Nr. 31/Juli 1969, S. 86-95) ist eine „Fülle des Materials in der Germanistik dieses Jahrzehnts“ zur wissenschaftsinhaltlichen Reform der Lehr- und Studieninhalte in der Germanistik nicht zu entnehmen; zutreffend ist dagegen, dass die Autoren dieses Artikels den Mangel an fachspezifisch unbedingt notwendigen und zugleich zeitgemäßen Reformkonzepten vehement beklagen.

Koloch widerspricht sich auch selbst, wenn sie als zeitlichen Bezugspunkt für ihre eklatante Fehleinschätzung, die sie explizit auf den gesamten Zeitraum der 1960er Jahre bezieht, Institutsbesetzungen als Entstehungs- und Resonanzraum studentischer Studienreform-Vorstellungen benennt. Die erste germanistische Institutsbesetzung überhaupt fand in der alten BRD erst Ende Mai 1968 in Berlin statt. Bezeichnend ist dabei, dass etwa Helmut Lethen (Jg. 1939), der ja damals dabei war, in seiner Autobiographie (2012) diese Berliner Institutsbesetzung des Germanischen Seminars gleich zwei Mal in das Jahr 1967 zurück verlegt.[5] Es ist diskreditierend für die Ansprüche der Fachgeschichtsschreibung, wenn Schlüsselereignisse wider besseres Wissen falsch datiert werden. So hält auch Peter Mosler (Jg. 1944) seit Mitte der 1970er Jahre in seinen einschlägigen Veröffentlichungen hartnäckig daran fest, dass die neuen Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Reform des Germanistikstudiums erst 1973 (statt zutreffend 1970) ausgesprochen worden seien[6] – vermutlich, um den kommunistischen Hochschulgruppen, die sich in der Nachfolge der Roten Zellen Germanistik seit 1971/72 auch in den germanistischen Instituten breit machten, rückblickend ein Alibi für ihr parteipolitisch tolldreistes und wissenschaftsfeindliches Treiben zu verschaffen.

Suchen wir nach markanten, fachgeschichtlich auszumachenden Ausgangs- und Anknüpfungspunkten für die von Germanistikstudenten seit Ende der 1960er Jahre geforderte Reform der Lehr- und Studieninhalte, so führt kein Weg an der Veröffentlichung des Artikels Öffnung nach links vom November 1966 vorbei; die von Peter Schütt stellvertretend für die Studierenden der Germanistik darin markierten Studienreform-Vorstellungen werden in den Diskussionen als bekannt vorausgesetzt. Von ihnen wird in den darauf aufbauenden studentischen Forderungskatalogen in der Folgezeit dann auch reichlich Gebrauch gemacht. Dazu mir momentan zur Verfügung stehende Belege:

1. Das Heft Nr. 55 der linken Berliner Zeitschrift alternative erschien im August 1967 unter dem Titel Germanistik. Reform oder Politisierung?. Darin werden die wissenschaftsinhaltlichen Studienreform-Forderungen der Berliner Germanistikstudenten in augenfällig enger Anlehnung an Schütt wie folgt formuliert:

(a) Ignorierte bzw. vernachlässigte Methoden der Unterrichts- und Forschungspraxis (so die marxistischen, psychoanalytischen, die vergleichenden strukturalistischen, informationstheoretischen und linguistischen Methoden) seien aufzugreifen. „Aus ihrer praktischen Anwendung sind die Methoden wiederum auf ihre veränderte und verändernde Funktion im Zusammenhang Fach – Gesellschaft zu diskutieren.“

(b) „Die traditionell vernachlässigten Stoffgebiete seien aufzuarbeiten, vor allem die Tradition der Aufklärung, die Minderheitenliteratur (auch Arbeiterliteratur, politische Dichtung, Exilliteratur).“

(c) Bisher „nur publizistisch verwaltete Randgebiete (u.a. Sprache der Massenmedien, der Bürokratie, Parteien, Werbung, Technik …)“ seien in das Lehrangebot aufzunehmen.

(d) „Die eigene Fachgeschichte“ müsse Gegenstand fachspezifischer Selbstreflexion werden.

(e) „Trivialliteratur, Literatur- und Sprachsoziologie (klassenspezifische Artikulationsvermögen)“ seien in den Kanon germanistischer Forschungsvorhaben und Lehrveranstaltungsangebote aufzunehmen.

(f) „Die Verbindung zur Weltliteratur, und zwar ohne politische Grenzen, ist herzustellen.“ (S. 183)

2. Am 1. Juli 1968 verschickte der Frankfurter Germanistikstudent Thomas Schmid im Namen der Fachschaft und Basisgruppe des Walter-Benjamin-Instituts die Einladung zu einer Tagung des VDS-Fachverbandes Germanistik vom 5. bis 8. Juli 1968 in Frankfurt. Darin heißt es zu dem Papier, das dieser Einladung beilag: „dieses Paper ‚Schafft die Germanistik ab!‘ ist die erste Fassung eines Beitrags Frankfurter Germanisten zu einem Buch, das die EVA (Europäische Verlagsanstalt) zur Politischen Universität herausbringt. Wir haben darin versucht zu entwickeln, durch welche Wissenschaft die Germanistik in der Politischen Universität ersetzt werden kann.“ Da unserer Münsteraner Gruppe die hier angesprochene Publikation in Buchform bei der Abfassung unseres Beitrags noch nicht vorlag, haben wir die in dem uns verfügbaren Entwurf (Stand: Juli 1968) enthaltenen Punkte zur wissenschaftsinhaltlichen Studienreform der Frankfurter SDS-Genossen in unsere für den VDS erstellte Übersicht eingearbeitet (siehe Sternsdorff/Dammann 1969). Auf den Seiten 162-165 des dann in dem genannten Buch Universität und Widerstand (Frankfurt 1968) abgedruckten Textes Schafft die Germanistik ab! werden diese Punkte ausformuliert und erläutert.

3. Die in dem von Jürgen Sternsdorff und Bernd Dammann für den Verband deutscher Studentenschaften verfassten Beitrag Was heißt: Politisierung der Germanistik? (geschrieben im November 1968, veröffentlicht im April 1969) aufgelisteten Forderungen zur Reform der Studieninhalte lauten wie folgt:

(1) Klärung der eigenen Fachgeschichte;

(2) Aufgabe der Selbstbeschränkung auf eine ‚Dichtungswissenschaft‘, d.h.  Berücksichtigung von Trivialliteratur und Flugschriftenliteratur, der Sprache der Massenmedien, der Bürokratie, Parteien, Werbung, Technik und der Berufe;

(3) Aufarbeitung vernachlässigter Stoffgebiete, vor allem der aufklärerischen und demokratischen Tradition (Junges Deutschland, politische Dichtung, Exilliteratur, Gegenwartsliteratur, Literatur des ‚besseren Deutschland‘);

(4) Vermittlung zur Weltliteratur;

(5) Schritte zur Literatur- und Sprachsoziologie (klassenspezifisches Artikulationsvermögen) und zu marxistischen, psychoanalytischen, informationstheoretischen, strukturalistischen und linguistischen Methoden nicht als beziehungslose Aneinanderreihung, sondern als wechselseitige Beeinflussung sich ergänzender Betrachtungsweisen (S. 117).

4. Der Freiburger Germanistikprofessor Hans Peter Herrmann (Jg. 1929) kennzeichnete 2009 in seinem Aufsatz Wie sinnvoll reden über „68 und die Germanistik“ die Verdienste der 1968er Revolte in der Germanistik:

Die ‚68er‘ haben „entscheidend dazu beigetragen […], daß in der Literaturwissenschaft [der 1970er Jahre, B.D.] der Literaturbegriff ausgedehnt wurde auf Trivial- und Gebrauchsliteratur, auf Arbeiter- und Unterschichtenliteratur, auf Gegenwartsliteratur und auf die „Medien“, und daß die politische Vormärzliteratur und die „linke“ Literatur der Weimarer Republik in breitem Umfang aufgearbeitet wurden.[7]

Dass Schütts Beitrag (November 1966) für solche reformpolitischen Forderungen der engagierten Germanistikstudenten in den darauf folgenden Jahren Pate gestanden und die „Blaupause“ geliefert hat, ist für mich bereits bei vergleichender Betrachtung dieser Kataloge hinreichend belegt. Die besondere Bedeutung des Schütt-Artikels vom November 1966 für die inhaltliche Ausformulierung studentischer Reformvorstellungen der bis dahin von der Ordinariengermanistik bevorzugten Forschungsgegenstände und Lehrinhalte kommt auch in der Geschichte der Germanistik (1994) von Jost Hermand gebührend zum Ausdruck. Er widmet diesem Artikel fast eine ganze Druckseite[8], worauf Koloch auch ausdrücklich hinweist.

Der Freiburger Germanistikprofessor Gerhard Kaiser ordnete den studentischen Kampf um die Durchsetzung dieser auf veränderte Wissenschaftsinhalte abzielenden Studienreformvorstellungen in den größeren Zusammenhang einer von der 68er Studentenrevolte getragenen „Kulturrevolution“ ein, die in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre ihren Anfang genommen habe. Er gibt darüber aus seiner Sicht als davon betroffener Zeitzeuge anschaulich und treffend Auskunft.

Seine Lebenserinnerungen mit dem Untertitel „Ein Germanist als Zeitzeuge“ (2000) unterteilt Kaiser in zwei große Kapitel, die auf der einen Seite zunächst sein Leben und Wirken in der DDR („Mein Marxismus, meine DDR“) und dann auf der anderen Seite seinen geisteswissenschaftlichen Werdegang als Historiker und seine berufliche Tätigkeit als Germanistikprofessor in der BRD zum Gegenstand seiner Erzählung haben. Kaiser wurde, das muss hier erwähnt werden, seit Mitte der 1960er Jahre hochschulpolitisch zusehends dem konservativen Lager seiner Zunft zugerechnet. Er packt rückblickend die Selbstdarstellung seiner inneruniversitären Lebensumstände und die damit verbundenen Herausforderungen in Forschung, Lehre und akademischer Selbstverwaltung, die sein wissenschaftliches Dasein als Germanistikprofessor in der BRD nachhaltig und lebenslang prägten, in die Formel „Studentische Kulturrevolution“, die die Überschrift des zweiten Großkapitels bildet.

Den „Ausbruch der studentischen Kulturrevolution“ datiert Kaiser auf den Zeitraum „der ausgehenden sechziger Jahre“. „Studentenrevolte“ und „Kulturrevolution“ gebraucht er dabei synonym, und zwar in Unterschied und Abgrenzung zur Protestbewegung der sog. APO. Für ihn war die „Studentenrevolution“ „eine Revolution in einem streng umgrenzten Bereich der Kultur“, die „vom Ansatz her zunächst auch eine Revolution der Kultur sein wollte“. „Das Kennzeichnende der Studentenrevolte“ war, dass die „entfesselten Kulturrevolutionäre tabula rasa machen wollten“. „Linke Bürgersöhne im universitären Lehrbetrieb der Literaturwissenschaft“ bündelten ihre „Energien im Kulturkampf“. Bestimmend war ihre „Zerstörungsabsicht im Angriff auf die Traditionen“. „Es mußten junge saturierte Leute aus der bürgerlichen Intelligenzschicht der zweiten Hälfte  des 20. Jahrhunderts kommen, die den Vater-Sohn-Konflikt früherer Generationen, etwa des Sturm und Drang oder des Expressionismus, noch einmal zu kämpfen gesonnen waren, Nachzügler der Aufklärung, die den angeblich unter den Talaren steckenden Muff von tausend Jahren ausblasen wollten.“ Für den Historiker, Germanisten und Zeitzeugen Kaiser steht fest: „Die Studentenrevolte wollte primär die Kulturrevolution.“ – Und was hat sie bewirkt? „Jedenfalls war […] im Westen nach der Kulturrevolution nichts mehr wie vorher“.

Sabine Koloch zieht in ihrem Beitrag diesen analytischen Bezugsrahmen als sachlich unangemessen in Zweifel und stuft die Deutung der 68er Studentenrevolte in der Germanistik als Erscheinungs- und Ausdrucksform einer gesellschaftlich übergreifenden Kulturrevolution in Westdeutschland als oberflächlich und zu kurz gegriffen ein. Gleichwohl stellt sie schon in der einleitenden Passage ihrer Veröffentlichung vom Februar 2020 recht forsch fest, und zwar ohne erkennbaren Verweis auf eigene und „erhebliche wissenschaftliche Anstrengungen“, die sie jedem anderen unabdingbar abverlangt, Schütt habe seinen WELT-Artikel vom November 1966 „mit dem Mut des Neuerers“ geschrieben. Dieser Zeitungsartikel stelle das „Votum für eine generalüberholte Germanistik“ dar. Das trifft den Nagel ohne Zweifel auf den Kopf. Ihre eigene Vorgehensweise allerdings, schon einleitend derartige Kennzeichnungen als selbstverständlich in den Raum zu stellen, ohne sie zutreffend kontextualisiert zu haben, hinderte sie nicht in ihrer Schmähkritik an meinen Feststellungen zu Stellenwert und Bedeutung des Schütt-Artikels für die 68er Studentenrevolte in der Germanistik.

Anmerkungen

Jörg Schönert hat meinen Text wiederholt durchgesehen und wichtige Verbesserungsvorschläge gemacht. Ihm bin ich zu großem Dank verpflichtet.

[1] Benno von Wiese, Ich erzähle mein Leben. Erinnerungen, Frankfurt am Main: Insel Verlag 1982, S. 291f.

[2] Peter Schütt, Benno von Wiese. Porträt eines Doyens, in: Wer lehrt an deutschen Universitäten?, hrsg. von Karlheinz Deschner, Wiesbaden: Limes Verlag 1968, S. 143-170.

[3] Gerhard Kaiser, Rede, dass ich dich sehe. Ein Germanist als Zeitzeuge, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 2000, S. 123f. und S. 160f.

[4] Karl Otto Conrady, Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 1966, S. 36.

[5] Helmut Lethen, Suche nach dem Handorakel. Ein Bericht, Göttingen: Wallstein Verlag 2012, S. 17 und S. 92.

[6] Peter Mosler, Wir waren bloß die Portiers der Modernisierung. 1967 – 1968 – 1969, in: jungle world, Nr. 34, 19.8.1998 – https://jungle.world/artikel/1998/34/wir-waren-bloss-die-portiers-der-modernisierung (eingesehen am 30.3.2020).

[7] Hans Peter Herrmann, Wie sinnvoll reden über „1968 und die Germanistik“?, in: Spiele um Grenzen: Germanistik zwischen Weimarer und Berliner Republik, hrsg. von Gerhard Kaiser und Jens Saadhoff, Heidelberg: Synchron Verlag 2009, S. 243-260, hier: S. 246.

[8] Jost Hermand, Geschichte der Germanistik, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 1994, S. 145.