Hölderlin-Album der „Grenzgänger“ zwischen Lyrik, Folk und Pop
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseZum 250. Geburtstag Friedrich Hölderlins präsentiert das Bremer Quartett „Die Grenzgänger“ zusammen mit einigen Gastmusikern in einem Album vierzehn Texte des Dichters in einem musikalischen Stil zwischen Blues und Folkrock, Pop und E-Musik, mit Anklängen an Kurt Weills Dreigroschenoper, Tom Waits, Eisler und Motown. Ihre Auswahl: Schicksalslied, Hymne an die Freiheit, Blödigkeit, Abendphantasie, Rousseau, Hälfte des Lebens, An die klugen Ratgeber, So kam ich unter die Deutschen, Der Wanderer, Lebenslauf, Zornige Sehnsucht, Die Ehrsucht, Die Aussicht, Schwabens Mägdelein.
Hier nur ein nüchterner Hinweis ohne weiteren Kommentar dazu – und als Kostprobe eine vielleicht umso bewegendere Live-Aufnahme vom November 2019 zu dem Gedicht Hälfte des Lebens mit Michael Zachcial (Gesang, Gitarre), Anette Rettich (Cello, Gesang), Felix Kroll (Akkordeon, Gesang) und Frederic Drobnjak (Gitarre) noch vor dem Erscheinen ihres Albums im März 2020:
Wer mehr zu dem Album lesen möchte, sei auf die Besprechungen in der taz (https://taz.de/Archiv-Suche/!5674863/) oder im Bayerischen Rundfunk (https://www.br.de/nachrichten/kultur/cd-tipp-die-grenzgaenger-hoelderlin-goes-pop,Rtmrn4h) hingewiesen. Die in der taz bemerkt beiläufig, „dass Hölderlins Isolation“ in dem Tübinger Turm, in dem er von 1807 bis zu seinem Tod im Jahr 1843 lebte, „heute unangenehm frische Assoziationen an Kontaktverbot und Ausgangssperre weckt“.
Die Beilage zu der Audio CD enthält den Gedichttext mit einem Hinweis auf die Entstehung „um die Jahreswende 1803/04 in der Enttäuschung über den Ausgang der Friedensverhandlungen zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich in Lunéville“:
Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.
Weh mir, wo nehm ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.
Thomas Anz
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