Marcel Reich-Ranickis „Zehn Gebote für Literaturkritiker“
Von Thomas Anz
Marcel Reich-Ranickis
Zehn Gebote für Literaturkritiker
Du sollst nichts Wichtigeres haben neben dir
als die Kritik.
als die Kritik.
Du sollst keinem anderen dienen
als der Literatur und ihren Lesern.
als der Literatur und ihren Lesern.
Du sollst keinen Dichter anbeten und
keinem gefällig sein.
keinem gefällig sein.
Du sollst nicht langweilen.
Du sollst deiner Lust oder Unlust beim Lesen gehorchen
und die Gründe dafür finden.
und die Gründe dafür finden.
Du sollst Mut haben, dich deiner eigenen Urteilskraft zu bedienen,
entschieden zu loben oder zu tadeln
und in deiner Entscheidung zu fehlen,
sollst Übertreibungen nicht meiden,
Provokationen nicht scheuen
und Feinde nicht fürchten.
entschieden zu loben oder zu tadeln
und in deiner Entscheidung zu fehlen,
sollst Übertreibungen nicht meiden,
Provokationen nicht scheuen
und Feinde nicht fürchten.
Du sollst nicht unklares Zeugnis ablegen
über ein Buch.
über ein Buch.
Du sollst das Verständnis für Literatur
und das Vergnügen an ihr befördern.
und das Vergnügen an ihr befördern.
Du sollst die Namen großer Dichter nicht missbrauchen,
indem du kleine mit ihnen vergleichst.
indem du kleine mit ihnen vergleichst.
Du sollst nicht begehren,
selbst zu dichten.
selbst zu dichten.
In herzlicher Verbundenheit aufgezeichnet zum 83. Geburtstag von Marcel Reich-Ranicki am 2. Juni 2003 von Thomas Anz