Osteuropäische Literaturpreise im Spannungsfeld zwischen Ästhetik und Politik

Ein Plädoyer für eine transnationale Betrachtungsweise

Von Elena HamidyRSS-Newsfeed neuer Artikel von Elena Hamidy

In Osteuropa wurde das kulturelle Feld zweimal aufgemischt: Auf den kulturpolitischen Wandel nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und der Sowjetunion folgte die Wende um 2000, welche die Literatur in den Kontext der modernen Medienökonomien stellte. Zu untersuchen, wie die Literaturpreislandschaft auf diese doppelte Transformation reagierte, stellt eine spannende Aufgabe für literatursoziologische Studien dar. Die wichtigsten Problemlagen im Vergleich zwischen den drei osteuropäischen Ländern Russland, Tschechien und der Ukraine werden im Folgenden beschrieben. Dabei wird für eine transnationale Forschungsperspektive plädiert, die sich in Bezug auf das globale Phänomen Literatur- bzw. Kulturpreise besonders anbietet.

Der kulturpolitische Wandel nach 1989

Nach 1989 brach in Russland, Tschechien und der Ukraine das System der Literaturförderung durch einflussreiche Schriftstellerverbände zusammen. Der Staat, der die Zensur und Verfolgung der Schriftsteller als Peitsche, literarische Prämien und Mitgliedschaften in Schriftstellerverbänden als Zuckerbrot für die Lenkung des Literaturbetriebes verwendete, gab diese ehemals wichtige ideologische Einflusssphäre auf. Die Prozesse der Entstaatlichung wurden noch vor der Wende mit der Lockerung der Zensurmaßnamen und der Entwicklung der dissidentischen Parallelkultur in den 1980er Jahren eingeleitet (Janáček 2015, 1363-1385). Nach der Wende um 1989 haben sie sich beschleunigt und gingen mit der rasant voranschreitenden Kommerzialisierung einher (vgl. Menzel 2001, 31). Die Umverteilung der Einflusssphären im kulturellen Feld äußerte sich zum einen durch den Bedeutungsverlust der staatlichen Literaturprämien und zum anderen durch die Gründungen von neuen Literaturpreisen.

Diese kulturpolitischen Transformationen hatten in den drei Ländern Spezifika, die noch sehr wenig erforscht sind. Nach 1989 wurden nur noch punktuelle Versuche unternommen, diesen wachsenden Sektor der kulturellen Realität zu dokumentieren, geschweige denn kritisch zu untersuchen. Zu erwähnen sind für Russland die literatursoziologische Einordnung in Dubin 2017 sowie die Überblicksdarstellungen über die russischen Literaturpreise in Ruben 2008 und Šelud‘ko 2009; für die Ukraine und Tschechien die Einordnung der ukrainischen und tschechischen Preise in den aktuellen Kontext der Literaturförderung in Zbytovský 2016 und Hončar et al. 2016 sowie die Datenbank der tschechischen Akademie der Wissenschaften (Literární ceny. Česká literární bibliografie. Ústav pro českou literaturu AV ČR).

In Russland und Tschechien erfolgte im Laufe der 1990er Jahre eine Umstrukturierung der Staatspreise für Literatur. In Tschechien wurde 1995 „Státní cena za literaturu“ vom Kultusministerium ausgeschrieben, die sowohl Autoren, als auch einzelne Werke auszeichnet. In Russland hat 1992 der Staatspreis für Literatur und Kunst den Lenin-Preis abgelöst. Dazu kam 1995 der staatliche Aleksandr-Puškin-Preis, der bis 2005 existierte, und seit 2017 der Puškin-Preis des russischen Schriftstellerverbandes, der sich auf die Tradition des Puškin-Preises vor 1917 beruft. Wesentlich konservativer blieb in dieser Hinsicht die Ukraine, in der der staatliche Ševčenko-Preis, ein Kulturpreis mit einem verzweigten Kategoriensystem, seit 1962 ohne signifikante Veränderungen weiter besteht und im literarischen Feld zentral bleibt.

Unter den Preisen, deren Tradition vor der politischen Wende begründet wurde, befinden sich auch Preise der Dissidenten. In Tschechien sind es vor allem der Tom-Stoppard- und der Jaroslav-Seifert-Preis, die 1984 und 1987 von der Stiftung der Charta-77 in Stockholm gegründet wurden und zu den prestigeträchtigsten Literaturpreisen des Landes gehören. Der Egon-Hostovský-Preis, der seit 1974 im Ausland und nach 1990 in Tschechien verliehen wurde, wurde 1999 wegen fehlender Finanzierung zum letzten Mal ausgeschrieben. In Russland genießt der Andrej-Belyj-Preis, der 1978 von der Samisdat-Zeitschrift Časy gegründet wurde, ein hohes Ansehen, dem in den letzten Jahren interne Konflikte nur wenig schaden konnten. Dieser Preis hat für die Ausgezeichneten eine vorwiegend symbolische Bedeutung – sein materielles Äquivalent besteht in einem Rubel, einer Flasche Wodka sowie einem Apfel. Bereits 1978 von seinem Namenspatron angedacht, wurde 1998 der Aleksandr-Solženicyn-Preis gegründet, der aus den Mitteln der gleichnamigen, seit 1974 existierenden Stiftung finanziert wird. Die Ironie der Geschichte: Auch der Preis des Geheimdienstes bestand weiterhin in der neuen Zeit in Russland. Nachdem er von 1978 bis 1988 als KGB-Preis ausgeschrieben war, wird er nun nach einer Unterbrechung von fast 20 Jahren seit 2006 als FSB-Preis verliehen.

Neue Literaturpreise wurden nach 1989 von Literaturzeitschriften, Schriftstellervereinigungen, Stiftungen, regionalen Regierungen und religiösen Institutionen gegründet. Die genaue Proportion der Beteiligung unterschiedlicher Gesellschaftssegmente sowie der Finanzierungsumfang lassen sich kaum bestimmen. Viele Preise bestanden nur wenige Jahre, bei den anderen hat das Ausmaß der Förderung stark variiert. Einige interessante und kritische Einblicke in dieses Feld liefern Literaturkritiker und Vorsitzende von Preiskomitees. Dem Gesamteindruck zufolge, der noch durch empirische Datenerhebung verifiziert werden muss, ist die Anzahl der dauerhaft ausgeschriebenen und etablierten Preise in allen drei Ländern besonders stark nach 2000 angestiegen. 

Erfolgsmodell Tschechien

Tschechien ist in diesem Kontext als Erfolgsmodell anzusehen, da in diesem Land ein stabiles und stark diversifiziertes System von Literaturauszeichnungen existiert. Neben den bereits erwähnten Preisen sind der Jiří-Orten-Preis für Schriftsteller unter 30 Jahren (gegründet 1987) sowie die Übersetzerpreise Josef-Jungmann-Preis (gegründet 1991), „Premia Bohemica“ (gegründet 1993) und der Karl-Čapek-Preis (gegründet 1994) in der Zeit entstanden, als die kulturpolitischen Weichen neu gestellt wurden. Auf die Traditionslinie aus der Zeit der literarischen Moderne referiert der Buchpreis der Tageszeitung Lidové noviny, der mit einer Unterbrechung zwischen 1946 und 1991 jährlich ausgeschrieben wird und populäre Bücher, darunter auch ausländische Werke, die auf Tschechisch erschienen sind, auszeichnet. 2001 wurde der internationale Franz-Kafka-Preis gegründet, der bedeutendste internationale Literaturpreis in Osteuropa. Nebenbei entwickelte sich außerdem ein Sektor der regionalen Preise sowie der Preise, die auf Dokumentarliteratur, wissenschaftliche Publizistik, Science-Fiction, Fantasy und Kinderbücher spezialisiert sind. Seit 1994 wird „Skřipec“, der literarische Anti-Preis für die schlechteste Übersetzung, verliehen.

Unter den bedeutenden Neugründungen nach 2000 ist der Daniel-Strož-Preis des tschechischen Schriftstellerverbandes zu erwähnen, der 2006 als Preis der tschechischen Linken gegründet wurde und neben der literarischen Qualität das gesellschaftliche Engagement der Nominierten berücksichtigt. Eine politische Geste stellte 2018 der Rücktritt einiger Jurymitglieder des Staatspreises für Literatur dar, die gegen die aktuelle Regierungskoalition protestierten. Daraufhin lehnte der Schriftsteller Jiří Hájíček den Preis ab, um auf die politische Instrumentalisierung des Preises aufmerksam zu machen. Ein Vergleich mit dem Fall aus der Ukraine, bei dem Vasylʹ Škljar 2011 den Ševčenko-Preis aus Protest gegen die Politik des Bildungsministeriums ablehnte, zeigt, dass Literaturpreise in Osteuropa auch nach der Wende kaum an politischer Bedeutung eingebüßt haben (zur Situation in Russland vgl. den Abschnitt Experimentierfeld Russland und Kampffeld Ukraine).

Gleichzeitig wurden nach der Jahrtausendwende vermehrt Literaturpreise gegründet, die sich nicht am Fachpublikum, sondern an der breiten Leserschaft orientieren. Als Erster hat 1996 der Verlag Euromedia Group den Literaturpreis der Buchgemeinschaft („Literární cena Knižního klubu“) gegründet, der unbekannten Autoren die Publikation ihrer Werke ermöglichen sollte. Der Literaturpreis, der eigens dafür kreiert wurde, bescheinigte literarische Qualität und wurde gleichzeitig zum Marketing-Instrument der Verlagsgruppe. Im Slogan des 2002 gegründeten Preises „Magnesia litera“ wird betont: „Wir schätzen und fördern qualitativ hochwertige Literatur“ („Oceňujeme a propagujeme kvalitní literaturu“). Der Preis schaffte es durch erfolgreiche Medienpolitik binnen kürzester Zeit, in der breiten Öffentlichkeit bekannt zu werden. 

Der seit 2001 verliehene Preis Tschechischer Bestseller („Český bestseller“) wird in der Zusammenarbeit mit der Internet-Buchhandlung Knihcentrum.cz an die meistverkauften Bücher verliehen und hat eine für diese Kategorie der Literaturpreise verzweigte Nomenklatur, bei der die Kategorie Belletristik von Kinderliteratur, Biografien, Kochbüchern und Weiteren flankiert wird. Zwei weitere Gründungen – der Josef-Škvorecký-Preis (gegründet 2007) und der Preis Tschechisches Buch („Česká kniha“, gegründet 2011) – zeichnen die besten neu veröffentlichten Romane aus und prämieren damit im internationalen Trend zur Spezialisierung der Literaturpreise die literarische Gattung, die gut verkauft und von der breiten Leserschaft wahrgenommen wird. 

Besonders bei den Literaturpreisgründungen nach der Jahrhundertwende ist das Potenzial transnationaler Vergleiche groß, die globale Tendenzen innerhalb der Buchbranche kritisch hinterfragen können. Literaturpreise bieten einen Indikator dafür, wie sich der Begriff der literarischen Qualität im Zuge der „Ökonomie der Aufmerksamkeit“ (Franck 2010) verändert. Obwohl es bei der Betrachtung der Literaturpreise durchaus verlockend ist, die – oft scharfsinnigen – Einsichten der Literaturkritik zu zitieren, läuft eine Untersuchung Gefahr, sich an dem Spiel zu beteiligen, der zum Tagesgeschäft der Literaturpreise gehört und laut James F. English den Glauben an den „besonderen, überzeitlichen Wert der Kunst an sich“ („special, nontemporal value of art as such“, English 2008) aufrechterhält. Aus der literaturwissenschaftlichen Perspektive sollte es daher in erster Linie darum gehen, die Evaluationspraktiken zu dokumentieren und aus der literatursoziologischen Perspektive zu analysieren, wie es beispielsweise das DFG-Forschungsprojekt an der Universität Duisburg-Essen im Fall deutschsprachiger Literaturpreise macht.

Obwohl sich durchaus kritische Fragen aufwerfen lassen, ist die Bilanz der Entwicklung in Tschechien als positiv anzusehen, weil es dieser bedeutenden literarischen Nation durch kluge, wenn auch nicht laute Kulturpolitik gelungen ist, ein nachhaltiges und ausbalanciertes System der Literaturauszeichnungen zu etablieren, bei dem unterschiedliche Interessengruppen zu Wort kommen. Während in der Ukraine aufgrund ihrer heiklen wirtschaftlichen Situation Literaturförderung immer noch ein schwieriges Terrain bleibt, und während in der jüngsten Geschichte Russlands Literaturpreise politisch vereinnahmt werden, ist es Tschechien gelungen, wichtige Traditionslinien aufrechtzuerhalten und gleichzeitig mit dem Franz-Kafka-Preis einen berühmten internationalen Literaturpreis zu etablieren. Die kulturellen Mechanismen und die Motivationen der Akteure, die zu diesem Erfolg beigetragen haben, wären eine genauere Untersuchung wert.

Experimentierfeld Russland

1991 wurden in Russland zwei wichtige Literaturpreise gegründet, die neben dem Andrej-Belyj-Preis zwei Jahrzehnte lang zu den drei Wichtigsten gehörten: der russische Booker-Preis, als Ableger des britischen Booker Prize gegründet und von der Zeitung Voprosy literatury verwaltet, und der Preis „Triumph“, der von dem Oligarchen Boris Berezovskij gestiftet und nach seinem Exil im Jahr 2010 eingestellt wurde. Bei „Triumph“ handelte sich um einen Kulturpreis im großen Stil, der neben den etablierten Literaturschaffenden Musiker, Filmemacher, Künstler und Wissenschaftler ehrte. Im Gegensatz dazu prämierte der russische Booker-Preis nicht das Bewährte, sondern literarische Innovationen im Bereich der Romanform. Jede Booker-Verleihung wurde stark kritisiert; 1995 wurde aus den Mitteln des Triumph-Stifters der „Anti-Booker-Preis“ gegründet, der bis 2001 mit dem Booker-Preis rivalisierte und sich durch die Zusammensetzung der Jury, das alternative Konzept (fünf Nominierungen, auch in den Bereichen Prosa und Dramaturgie) und den rein symbolischen Wert (ein Dollar Prämie statt 12.000) abheben wollte. Der Booker-Preis überlebte bis 2018, als ihm endgültig die Mittel ausgingen; noch bevor sein Ende 2019 offiziell erklärt wurde, wurde sein Untergang von der Literaturkritik bejubelt, die wenig für die Verleihungspolitik des Preises in den letzten zehn Jahren übrighatte.

Nach dem Niedergang des russischen Booker-Preis blieb der Platz der wichtigsten Roman-Auszeichnung in Russland nicht lange vakant. Seit geraumer Zeit wurde Autorität des Preises durch vier jüngere Konkurrenzpreise abgestritten, die aktuell im Feld dominieren: Der St.-Petersburger Preis „Nationaler Bestseller“ („Natsbest“, gegründet 2001), der durch das Lev-Tolstoj-Museum verwaltete und von Samsung Electronics gesponserte Preis „Jasnaja Poljana“ (gegründet 2003), der Preis der Stiftung des russischen Oligarchen Mikhail Prokhorov NOS (gegründet 2009) und der 2015 von der Stiftung zur Unterstützung der russischen Literatur gegründete Preis „Das Große Buch“ („Bolšaja kniga“). Die vier Preisverleihungen markieren wichtige Stationen des literarischen Kalenders in Russland; die Saison Ende Mai leitet die Verleihung des Nationalen Bestsellers ein. Im Oktober findet die Preisverleihung von Jasnaja Poljana statt, darauf folgt im November die Preisverleihung des Großen Buchs und schließlich die finale Diskussionsrunde des Preises NOS im Februar.

Auf den ersten Blick sehen die Konzepte dieser vier Preise ähnlich aus: Es werden Long- und Shortlists veröffentlicht, aus denen die Jury das jeweils ‚beste‘ russische Buch des Jahres auswählt. Jasnaja Poljana experimentierte mit unterschiedlichen Kategorien und zeichnet gegenwärtig auch Kinderbücher, Ereignisse (Festivals, Filme oder Fernsehsendungen) und russische Übersetzungen ausländischer Literatur aus. Auch Leserpreise werden verliehen, seit jüngster Zeit werden außerdem Literaturblogs prämiert. Die wichtigsten Experimente, mit denen sich die Literaturpreise Alleinstellungsmerkmale schaffen, finden jedoch im Bereich der Bewertungsverfahren statt. Während Jasnaja Poljana und Das Große Buch den Sieger auf traditionelle Art und Weise durch geheime Stimmabgabe innerhalb der Jury küren, experimentieren NOS und Nationaler Bestseller mit dem Format der offenen Diskussion und Abstimmung. Besonders die Diskussionen des NOS erinnern an den Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb, mit dem Unterschied, dass die literarischen Werke nicht eigens dafür verfasst werden und nicht ausschließlich Literaturkritiker in der Jury vertreten sind. Nationaler Bestseller lässt die ‚große Jury‘ die nominierten Bücher öffentlich auf seiner Internetseite rezensieren. Diese Versuche setzen die Tradition der Veröffentlichung des russischen Booker-Preise in der Zeitschrift Voprosy literatury fort, gehen jedoch über das Format der Preisdokumentation hinaus. Die proklamierte Absicht dahinter ist sowohl die offene Diskussion über Literatur, ihren ästhetischen Wert und gesellschaftliche Aktualität als auch die Transparenz der Bewertungsverfahren.

Diese Transparenz hat es in sich: Die Inszenierung der Bewertung als mediales Event erscheint mittlerweile fast selbstverständlich im Kontext der globalen Evaluationsgesellschaft, in der das ‚Buch des Jahres‘ seinen – zugegeben einen immer noch elitären – Platz neben dem ‚Video des Jahres‘ oder ‚Fußballer des Jahres‘ hat. Die populären Evaluationsverfahren werden also auf das „hohe Fach“ der Literaturkritik angewendet, das bisher laut Georg Franck durch das „Prinzip der Anciennität“ geprägt wurde, der eine besondere Kompetenz des Urteilenden in den Vordergrund stellt (Franck 2005, 169–170). Solche Interventionen kommen nicht ohne Diskrepanzen und Kompromisse aus, die sich an der Arbeit der Jurys beider Preise zeigen. Beim Nationalen Bestseller agieren professionelle Schriftsteller und Literaturkritiker in der großen Jury, die über die gelisteten Titel diskutiert, während die kleine Jury, die den Sieger im Prozedere der öffentlichen Meinungsbekundungen kürt, mit populären Musikern, Künstlern, Geschäftsleuten und Politikern besetzt ist. Die Jury des Preises NOS spaltet sich in die „Akademie der Literaturkritik“, die nicht öffentlich tagt und ihre Wahl durch zwei Vertreter verkünden lässt, und die Laienjury, deren Mitglieder in jedem zweiten Redebeitrag einräumen, sich in der Literatur nicht besonders gut auszukennen.

Schwierig ist im russischen Kontext auch die gesellschaftliche Relevanz der Literatur zu betrachten, die beim NOS unter dem Slogan „neue soziale Bedeutung“ („novaja socialnost“) zu den proklamierten Bewertungskriterien gehört. Augenscheinlich können weder die „Akademie der Literaturkritik“, deren Vertreter sich aktiv an den Diskussionsrunden beteiligen, noch andere Jurymitglieder etwas damit anfangen – eine gelungene Provokation der Preismanagerin Irina Prochorova, die damit Finger in die Wunde der russischen Kultur legt. Das Echo der politischen Vereinnahmung der Literatur in der Sowjetunion hallt nach: Noch immer klingt gesellschaftliche Aktualität und die soziale Bedeutung von Literatur entweder nach dem alten marxistischen Vokabular oder nach dem Bedienen westlicher Trends, was im Russischen einem schlimmen Vorwurf gleichkommt.

Dabei ist die Bereitschaft, sich mit problematischen Themen auseinandersetzen, beim Lesepublikum im Vergleich zum Fernsehzuschauer als wesentlich höher einzuschätzen. Ein Präzedenzfall 2020 zeigt es besonders deutlich: Der Hype rund um die Verfilmung des Bestsellers Suleika öffnet die Augen der Autorin Gusel‘ Jachina (Jachina 2017; auf Deutsch Jachina 2018), die für ihr Buch 2015 vier bedeutende Preise, darunter das Große Buch und Jasnaja Poljana erhielt. Im April 2020 wurde die Verfilmung des Bestsellers als Serie im Staatsfernsehen ausgestrahlt, wobei bereits nach den ersten Folgen in den sozialen Netzwerken ein Skandal entflammte. Klagen über eine Verletzung religiöser Gefühle ertönten seitens der tatarischen Gemeinde, die sich über einige Szenen und die Darstellung der Muslime im Film insgesamt empörten. Noch lauter waren jedoch die Beschwerden über die angebliche Diffamierung der sowjetischen Vergangenheit, da der Film ihre weniger glorreichen Seiten – Repressionen der 1930er Jahre und sibirische Lager – zeigte. 

Diese Kritik war umso frappierender, als der Roman viele literarische Auszeichnungen erhielt, zum Verkaufsschlager wurde und sogar vom Staatsfernsehen ideologisch als relativ harmlos angesehen wurde. Dass ein solches Buch Literaturpreise gewonnen hat, wurde als feindliche Geste seitens der literarischen Öffentlichkeit gewertet; dazu passten die Stimmen der Literaturkritiker, die den Roman bereits früher als trivial und künstlerisch schwach eingestuft haben. Die doppelte Angriffsfläche, die Jachinas Bestseller dabei bot, zeigt besonders anschaulich, dass Literaturpreise es im Fall der Prämierung eines Buchs, das eine sozial relevante Problematik behandelt, weder dem Fachpublikum noch dem breiten Publikum der Fernsehzuschauer Recht machen können. Die Paradoxie der modernen Medienökonomie liegt darin, dass Literaturpreise gerade unter diesen Zuständen zu den Gewinnern zählen, da sie ihr Ziel – den Leser –  effizient erreichen und den zusätzlichen Aufmerksamkeitsbonus durch den medialen Hype kassieren.

Ist der Zustand der russischen Literatur unter diesen Umständen besonders besorgniserregend, wie unlängst wieder einmal die einflussreiche ‚BookTuberin‘ Tatjana Solomatina in ihrem Jurybeitrag zur diesjährigen Verleihung des Nationalen Bestsellers problematisierte? Oder sind die Feststellungen nach dem Muster „Literatur ist ernsthaft erkrankt“ durch ihre breite Verwendung dermaßen entwertet, dass sie für eine Situationsbeschreibung nicht mehr greifen?

Fig. 1: BookTuberin Tatjana Solomatina wirft in der Jury des russischen Literaturpreises Nationaler Bestseller mit Büchern aus der Shortlist um sich und schließt ihren Beitrag mit den Worten ab: „Literatur ist ernsthaft erkrankt. Der Nationale Bestsellerist ernsthaft erkrankt“, https://www.youtube.com/watch?v=TCHzbLtx55I, 12:42.

Einen Nebenbefund zur russischen Situation bietet die Auflösung des literarischen Preises „Nonkonformismus“, der zwischen 2009 und 2018 existierte und dessen Name Programm ist. Die Jury erklärte, die Auszeichnung würde keinen Sinn ergeben, da es im gegenwärtigen Russland keine Beispiele des nonkonformen Denkens und Schaffens mehr gäbe, die auf einer Seite mit den bereits Ausgezeichneten stehen könnten.

Trat russische Literatur in die Ära des Konformen, des Anpassungsfähigen ein? Einige Literaturpreisgründungen dieser Zeit könnten dies belegen. Seit 2000 wächst die Anzahl der Preise, die nachdrücklich – und mit staatlicher Unterstützung – das Nationale, Traditionelle oder gar Imperiale feiern. Seit 2001 wird jährlich der „Große Literaturpreis Russlands“, seit 2003 der nationale Preis „Imperiale Kultur“ (Eduard-Volodin-Preis) verliehen, die ‚Patriotismus‘ und ‚nationalen Geist‘ in der Literatur fördern. Zwischen 2005 und 2015 existierte der Preis des Heiligen Aleksandr Nevskij, der neben den Darstellungen der glorreichen Vergangenheit Russlands in der Literatur und Geschichtschreibung Museumsausstellungen im Geiste des Konzeptes „Russkij mir“ prämierte und von der orthodoxen Kirche gestiftet wurde. Nach 2011 wurde er durch die literarische Auszeichnung des Moskauer Patriarchats – den Preis der Heiligen Kyrill and Method – verdrängt, der literarische Persönlichkeiten auszeichnet, die zur Festigung der geistigen und moralischen Grundlagen der russischen Gesellschaft beigetragen haben. Noch vor der Wiederbelebung des Preises des Geheimdienstes (FSB) im Jahr 2006 wurde 2002 der Aleksandr-Fadeev-Preis wiederhergestellt, der zwischen 1972 und 1990 existierte; auch der neue Fadeev-Preis prämiert Literatur über den Krieg und das Militär.

Die Nominierungslisten dieser Preise überschneiden sich kaum mit den Listen der unabhängigen Literaturpreise – ein Indiz dafür, dass beide nebeneinander als Parallelwelten existieren, ähnlich wie man es in den späten 1980er Jahren im Rahmen der geduldeten Dissidentenkultur pflegte. Dabei zeigte der Kurs in Richtung der Wiederbelebung sowjetischer oder imperialer Traditionen bereits eine starke negative Wirkung auf die international ausgerichteten Literaturpreise, wie das Beispiel der Ukraine zeigt.

Kampffeld Ukraine

In der Ukraine bleibt der staatliche Taras-Ševčenko-Preis bis heute der wichtigste Kultur- und Literaturpreis; das Feld der Literaturpreise und der Literaturförderung galt lange als defizitär (Hončar et al. 2016, 238–239). Um 2000 setzte allmählich der Wandel ein, der einerseits von einem starken Trend zum Regionalismus geprägt war und andererseits im Zeichen internationaler Verflechtungen stand. Das hatte eine gewisse Logik, betrachtet man die Ukraine als eine literarische Nation, die lange zwischen den Einflusssphären größerer Nationen stand und sich nach 1991 mit dem Beginn der Unabhängigkeit kulturell neu definieren musste. Auch die sprachliche Konkurrenz zwischen Ukrainisch und Russisch wirkte sich auf die Landschaft der Literaturpreise aus, wobei sich die auf Russisch schreibenden Schriftsteller an den russischen literarischen Zeitschriften und am russischen Buchmarkt orientierten und in Russland seit 2005 durch den „Russischen Preis“ („Russkaja premija“, gegründet von der Stiftung Zentrum für eurasische Forschungen und dem Boris-Eltsin-Zentrum in Ekaterinburg) ausgezeichnet wurden. Ein Gegengewicht dazu boten zwei Preise, die um die gleiche Zeit in der Ukraine von den ausländischen Kulturinstitutionen gegründet wurden: der Literaturpreis „Buch des Jahres“ von BBC („Kniha roku BBC“, gegründet 2005) und der Józef- Konrad-Korzeniowski-Preis des Polnischen Instituts in Kiew (gegründet 2007), die ausschließlich Bücher auf Ukrainisch auszeichneten.

Das Jahr 2014 brachte einen Wandel, auch in Bezug auf Literaturpreise. Kurz nach der Annexion der Krim und dem Ausbruch des Krieges in der Ostukraine reiste die ukrainische Schriftstellerin Jelena Stjažkina aus Charkiv nach Moskau, wo sie mit dem Russischen Preis ausgezeichnet wurde. In ihrer eindrucksvollen Danksagung bekundete die Schriftstellerin, dass die russische Sprache in der Ukraine keines Schutzes durch das Militär bedarf.

Fig. 2: Elena Stjažkina bei der Verleihung des Russischen Preises am 22.4.2020, https://www.youtube.com/watch?v=JbnSBMA4mes&t.

Stjažkinas Rede brachte das Dilemma der russischsprachigen Schriftsteller zwischen dem Schreiben auf Russisch und der nationalen Zugehörigkeit zur Ukraine auf den Punkt. Nach dem Kriegsausbruch sahen sich einige ihrer Schriftstellerkollegen gezwungen, ins Ukrainische zu wechseln (Überblicke über die aktuellen Entwicklungen bei Gavrilyuk 2019; Shkandrij 2020; Puleri 2020). Der Russische Preis wurde 2016 zum letzten Mal ausgeschrieben, an seine Stelle trat 2016 der internationale Preis „Zolotoj LiFFt“, der bisher keinen einzigen ukrainischen Autor auszeichnete. Eingestellt wurde auch der internationale Jurij-Dolgorukij-Preis, der von der Stadtregierung Moskau gestiftet und 2004 zum ersten Mal in Kiew, 2014 zum letzten Mal in Tallin verliehen wurde. Der Niedergang der Ära der friedlichen Russischsprachigkeit Eurasiens wurde 2015 durch die Gründung des Oles-Buzina-Preis besiegelt, der in seinen Preisverleihungen, die zunächst in Moskau, seit 2018 in Rostov-am-Don stattfinden, das ‚wahre Gesicht‘ der Ukraine zum Ausdruck bringen und der ukrainischen Russland-Phobie entgegenwirken will. Unter den bekanntesten Preisträgern in der Kategorie Literatur befindet sich die Dichterin Junna Moriz, die die russische Intervention in Donbass lautstark befürwortete, in der Jury sitzt der Schriftsteller Zahar Prilepin, der sich selbst aktiv an den Kämpfen in der Ostukraine beteiligte. Die Preisverleihung 2018 war bisher die letzte, es ist aber zu erwarten, dass der Preis mit der politischen Konjunktur zum Leben erwachen kann. 

Der politische Konflikt hatte außerdem Implikationen für die Literaturlandschaft der annektierten Halbinsel Krim, auf der seit 2003 das Maksimilian-Vološin-Literaturfestival und der zugehörige Preis an einem spektakulären Standort in der Villa seines Namensgebers den russisch-ukrainischen Literaturkontakt förderte. 2014 wurde der Preis stillgelegt und wurde 2019 zum ersten Mal in Sevastopol verliehen, mit der Erklärung, dass das Festival ab jetzt an verschiedenen Standorten der Halbinsel Krim stattfinden wird. Parallel dazu wurde 2016 von der nationalen Vereinigung der ukrainischen Schriftsteller in Kiew der ukrainische Maksimilian-Kirienko-Vološin-Preis gegründet, der literarische Werke sowohl in ukrainischer als auch in der russischer Sprache prämiert. Außerdem wird seit 2018 in Kiew der Preis „Krimsfeige“ („Kryms’kij inžir“) für Literatur ukrainischer und krimtatarischer Sprache im Rahmen des gleichnamigen Festivals verliehen.

Diese Verwicklungen zeigen, dass die Literaturpreise auf der internationalen Ebene Zeichen setzen wollen und besonders in Osteuropa zum Instrument der Kulturkriege werden. Dabei wird auch der militärische Konflikt durch Literaturpreise gespiegelt: In der Saison 2018/19 wurden international mehrfach Bücher über den Krieg in der Ostukraine mit Preisen ausgezeichnet. Serhij Žadans Roman Internat (Žadan 2017) erhielt 2017 den Preis des Buchforums in Lwiw, die Übersetzung ins Deutsche (Žadan 2018) erhielt 2018 den Übersetzerpreis der Leipziger Buchmesse. 2018 wurde der Roman Dovhi časy (Lange Zeiten, Rafjejenko 2017) von Volodymyr Rafjejenko durch den Preis „Visegrad Eastern Partnership Award“ ausgezeichnet. 2019 erhielt Halyna Šyjan für den Roman Za spynoju (Im Rücken, Šyjan 2019) den Literaturpreis der EU, in Russland wurde Sergej Samsonovs Roman Deržat’sja za zemlju (Sich an der Erde festhalten, Samsonov 2018) mit dem Preis Jasnaja Poljana ausgezeichnet. Im gleichen Jahr hat in der Ukraine Tamara Horicha Zernja mit dem Roman Docja (Die Tochter, Horicha Zernja 2019) den BBC-Preis Buch des Jahres gewonnen, und Oksana Zabužko erhielt für ihren Essayband I znov ja vlizaju v tank (Und ich steige wieder in den Panzer, Zabužko 2016) den Ševčenko-Preis. 2020 wurde durch den Ševčenko-Preis Jevhenija Podobna für das Buch Divčata zrizajut‘ kosy (Die Mädchen schneiden ihre Zöpfe ab, Podobna 2018) prämiert. Die Liste zeigt, dass es ungefähr drei bis fünf Jahre dauert, bis ein brisantes politisches Thema literarisch verarbeitet wird und in der Welt der Literaturpreise ankommt. Ausgehend davon lässt sich vermuten, dass die Preissaison 2023/24 nicht nur in Osteuropa wieder interessant ausfallen könnte.

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Ein Beitrag aus der Redaktion Gegenwartskulturen der Universität Duisburg-Essen