Vorwort zum Schwerpunkt „Literatur und Klima“
Mit Greta Thunberg und Fridays for Future ist Klimaaktivismus im letzten Jahr gesellschaftlicher Mainstream geworden – auch wenn Bewegungen wie Extinction Rebellion nicht unumstritten sind. In die Debatte um die Verantwortung des Menschen für seine Umwelt haben sich seit jeher auch Autor*innen eingemischt: William Wordsworth mit seinem Guide to the Lakes (1810), der dem Lake District zu seiner Bekanntheit verholfen und so zur Gründung des Nationalparks beigetragen hat, oder Rachel Carson, die mit ihrem Sachbuch Der stumme Frühling (1962) einen wichtigen Impuls für die Umweltbewegung gegeben hat.
Die gesellschaftliche Relevanz des Klimawandels könnte kaum höher sein. Das allein ist ein guter Grund, um über ihn zu schreiben. Die Literatur kann hier aber auch ihre besondere Kompetenz ins Spiel bringen, komplexe, abstrakte Zusammenhänge zu veranschaulichen und verständlich zu machen. Die climate fiction befasst sich sowohl mit meteorologischen Phänomenen und wissenschaftlichen Zusammenhängen als auch mit politischen Hintergründen und der Frage nach der Verantwortung des Einzelnen.
Doch wie genau steht es heute um die Klimaliteratur? Wie schreibt man über den Klimawandel? In welcher Rolle sehen sich Autor*innen dabei und in welchem Verhältnis steht die Literatur dann zur Wissenschaft? Über diese und weitere Fragen haben wir mit Laura Freudenthaler, diesjährige Gewinnerin des 3sat-Preises beim Bachmannpreis-Wettbewerb, Margret Boysen, Künstlerische Leiterin des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, und Eva Horn, Professorin für Neuere deutsche Literatur an der Universität Wien, gesprochen.
Mario Wiesmann für die Redaktion