Vernäht die Risse
Yrsa Daley-Wards neuen Gedichtband „In den Knochen“ willst du doch auch
Von Christian Rößler
Was den Namen nicht verdient kriecht um vier ins Bett zu dir und riecht nach der ganzen Welt da draußen – eine Ansammlung kleiner Vergehen gegen die Liebe, die in ihrer Häufung von einem alltäglich neuen, falschen Umgang mit der Liebe zeugen, einem Leben in schlechter Gesellschaft. Drehen sich die Gedichte in diesem Band auch durchwegs um die Liebe, erzählen sie genau genommen von allem andern.
In ihrem Debütroman Alles, was passiert ist berichtet Yrsa Daley-Ward wie sie aus den Armen der überforderten Mutter in die über-fürsorglichen Hände der Großeltern und in den Dschungel aus Drogen, Sex und Gewalt geriet – eine Glückssuche, die viele Stationen durchlief. Blendenhaft skizziert jedes Gedicht ein Fragment dieser Irrfahrt. Oder mit den Worten eines ihrer zahlreichen Liebhaber:
Allein deine Beine
könnten bestimmt tausend
Geschichten erzählen
„Komm schon, du willst es doch auch“, lautet die verführerische Formel einiger Männer, die der jungen Autorin viel zu nah kamen. Später noch hat sie Schwierigkeiten den Mann zu wählen, ihr fehlen Anhaltspunkte wie etwa der Bass der väterlichen Stimme, um die der Männer damit zu vergleichen. Es sind Details wie diese, die beim Lesen oft innehalten lassen und ihr Leid erfahrbar machen.
Hinter aller Sentimentalität jedoch schimmert ihre Kraft, das durchzustehen und ihre starke Persönlichkeit, es aufzuschreiben. Daley-Ward versteht sich darauf, erschreckende Realitäten in kurzen treffenden Tatsachen festzuhalten und vorzuführen. Stellenweise wirken die Gedichte etwas prosaisch, als würden Sätze allein dadurch, dass sie in Verse gebrochen werden, Poesie? Man vermisst den Mut zu Brüchen mit der gewöhnlichen Sprache, mehr Kürze oder ähnliche Techniken der Moderne.
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