Das Wunder von Paris

Mit „Die Einwilligung“, ihrem Bericht über den sexuellen Missbrauch durch einen berühmten französischen Schriftsteller, stellt Vanessa Springora Verlagswesen und Literaturkritik vor schwierige Fragen

Von Christian MariotteRSS-Newsfeed neuer Artikel von Christian Mariotte

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Als die Übersetzerin und Journalistin Francesca Gee im Jahr 2004 einem großen französischen Verlag ihr neues Manuskript anbot, wurde es enthusiastisch aufgenommen und nach internen Diskussionen schließlich doch nicht gedruckt. Obwohl ein solcher Vorfall ziemlich banal scheinen mag, war er sechzehn Jahre später plötzlich wichtig genug für eine lange Reportage der New York Times. Aufwendig wurde den Gründen für die damalige Ablehnung nachgespürt. Auch der inzwischen pensionierte stellvertretende Verlagsleiter meldete sich zu Wort. Er ließ durchblicken, man habe es wegen des Themas schlicht und einfach mit der Angst zu tun bekommen.

Anders als Gee war der Mann, über den sie einen vernichtenden Text geschrieben hatte, weder unbekannt noch isoliert. Wer nicht mit dem Pariser Literaturbetrieb vertraut ist, der kann den Einfluss des 1936 geborenen Gabriel Matzneff allerdings leicht unterschätzen. An den üblichen Kriterien wie denen der Leserzahlen oder Literaturpreise lässt er sich zumindest nicht festmachen. Einer breiten Öffentlichkeit wurde der Schriftsteller in den sechziger Jahren nicht durch seine Romane, seine Zeitungskolumnen oder seine Essays bekannt, sondern weil er als Anhänger des russisch-orthodoxen Glaubens in den religiösen Sendungen des französischen Staatsfernsehens auftrat. Diese ehrwürdige Maske riss er sich selber vom Gesicht, indem er sich 1974 in einem Essay für sexuelle Beziehungen zwischen Erwachsenen und Minderjährigen aussprach. “Du hast gerade einen gesellschaftlichen Selbstmord verübt”, bemerkte ein Kollege – und erst Jahrzehnte später sollte sich dieses Urteil schlagartig bewahrheiten.

Es war Ende Dezember 2019, als die französischen Medien sich mit einem Jahrzehnte zurückliegenden Fall sexuellen Missbrauchs in Pariser Kulturkreisen beschäftigten. In ihrem Debüt Die Einwilligung (frz. Le consentement) beschuldigte die 47-Jährige Vanessa Springora den 36 Jahre älteren und mittlerweile etwas zurückgezogen lebenden Gabriel Matzneff, sie im Alter von 14 Jahren psychologisch manipuliert und sexuell ausgebeutet zu haben. Kritisch hinterfragt wurde bald auch die Rolle vieler politischer oder kultureller Akteure eines Landes, in dem selbst der ehemalige Staatspräsident Mitterrand seine Bewunderung für den pädophilen Schriftsteller kundgegeben hatte. Sowohl mit dem Autor der millionenfach verkauften Tim-und-Struppi-Comics Hergé (1907–1983) wie mit dem von Paul Celan ins Deutsche übertragenen Philosophen und Aphoristiker E.M. Cioran (1911–1995) war der hochgewachsene Mann mit dem kahlrasierten Schädel – wegen seines markanten Äußeren hatte man ihn schon einmal zur Idealbesetzung für den Bösewicht im James-Bond-Film erklärt – eng befreundet. In einer sehr französischen Synthese pflegte er darüber hinaus gleichzeitig Umgang mit dem postkolonialen Denker Gilles Deleuze (1925–1995) und mit dem rechtsextremen Populisten Jean-Marie Le Pen. Überhaupt drängt sich beim Ansehen eines hunderttausendfach aufgerufenen YouTube-Videos der Verdacht auf, es habe niemals jemand die Lust oder den Mut gehabt, den Schriftsteller für seinen Lebenswandel zur Rechenschaft zu ziehen: Die nun vielgelobte Ausnahme bildet eine kanadische Journalistin, die Matzneff 1990 in der berühmtesten Literatursendung Frankreichs einen perversen Straftäter nannte und von den anderen Gästen dafür höchstens ein verlegenes Lächeln erntete. Als besonders peinlich gilt im Rückblick die Tatsache, dass manche Stellen von Springoras Buch eben keine Enthüllungen liefern: Seine Vorliebe für achtjährige philippinische Zwangsprostituierte männlichen Geschlechts hatte der Schriftsteller nur zu gerne – allerdings nicht im Fernsehen – beschrieben.

Während die Literaturkritik nun Fehlern und Versäumnissen der Vergangenheit nachforschte, trat ihre eigentliche Funktion eher in den Hintergrund. Unzureichend beantwortet bleibt nämlich die Frage, wie dem Buch, um das es hier geht, eigentlich auf einer literarischen Ebene zu begegnen ist. Darf man ein Zeugnis unendlichen Leids an den herkömmlichen Kriterien des schriftstellerischen Gelingens messen?

Auf jeden Fall greift man entschieden zu kurz, wenn man Die Einwilligung lediglich als fieberhaft ins Mikrofon gesprochene Mitteilungen betrachtet, die ein Ghostwriter dann zu einer wenig ambitionierten Autobiographie arrangiert hätte. Im Gegenteil suchte die ehemalige Verlagslektorin jahrelang nach der richtigen Form und Distanz. Ein durchaus stimmiges Ergebnis dieser Überlegungen ist der Aufbau in sechs kurzen Teilen, die jedesmal eine neue Phase aus Springoras Geschichte und später ihrem Bewusstwerdungsprozess greifbar werden lassen (auf “das Kind” folgt “die Beute” und später “die Ablösung”) und die sich subtil ineinander verschränken. Während am Anfang des Textes ein und derselbe Satz die naive Perspektive eines vierzehnjährigen Mädchens und die treffsichere Ironie der schon lange erwachsenen Erzählerin in sich vereinen kann (“Also wenn das kein Zeichen ist!”), ist es zunehmend letztere, die das Leseerlebnis prägt. Nicht nur der Schriftsteller Matzneff wird in seiner vorgetäuschten und eingebildeten Feinfühligkeit bloßgestellt, auch die Erwachsenen ganz allgemein zeigen sich fast durchgehend von ihrer feigen, egoistischen und auch leichtfertigen Seite. Mit ihrer banalen Wortwahl vermittelt die schnell angefertigte deutsche Übersetzung nicht, wie grausam komisch die Schilderung eines Besuchs am Krankenbett der an einem mysteriösen Leiden erkrankten Vanessa anmutet. Auf die hilflosen, hyperbolischen Floskeln des Partners der Mutter antwortet sie mit einer überraschten Höflichkeit, die schließlich ein Gefühl der Verwirrung nicht mehr überdecken kann.

Die pointierten Dialoge wiegen aber nicht immer eine von abgegriffenen Vergleichen und Metaphern geprägte Sprache auf: Prousts Manuskripte sind “Schätze”, ein mit diversen Gegenständen gefülltes Zimmer “eine wahre Ali-Baba-Höhle”, und die Erzählerin fühlt sich im selben Satz wie eine Eisenbahn und wie ein unbeschriebenes Blatt. Die durch zahlreiche wissenschaftliche Begriffe belegte psychoanalytische Ausrichtung des Textes führt gelegentlich zu einleuchtenden Interpretationen, doch sie versperrt andererseits die Sicht auf soziale Zusammenhänge. Ihre nach langen Jahren der Unruhe und Depression einsetzenden Erfolgserlebnisse in der Verlagsbranche erklärt die Autorin zum Beispiel ausschließlich durch die “märchenhafte Gerissenheit” des Unbewussten. Mit ihrer Arbeit an fremden Texten suche sie “nach Antworten, nach den verstreuten Bruchstücken [ihrer eigenen] Geschichte”.

In Wahrheit gibt es aber neben der Einwilligung wohl kein zweites Buch der letzten Jahre, das derart unreflektiert verbildlicht, wie sich die französischen Eliten Tag für Tag abschotten und reproduzieren. So glaubt die Tochter der Pressereferentin eines Pariser Verlags zum Beispiel, dass alle jungen Mädchen Notizbücher kaufen und Tagebuch führen. Die “zweifelhafte Dekoration” eines marokkanischen Restaurants registriert sie sarkastisch, ohne sich über kulturelle Unterschiede Gedanken zu machen. “Ein Wunder” ist ihres Erachtens die Aufnahme in einen selektiven Studiengang, zu dem sie aufgrund ihrer Schulzeugnisse eigentlich keinen Zugang gehabt hätte. Dies geschieht “[d]urch Vermittlung eines Freundes, der sich bei der Rektorin […] für mich einsetzte”: Es ist kein ganz origineller Gedanke, dass in der tiefsten französischen Provinz eine junge Frau ohne die nötigen Beziehungen wohl zu genau diesem Zeitpunkt darüber staunen musste, dass ihre makellose Bewerbung kommentarlos abgelehnt wurde.

Man kann der Privatperson Springora keinerlei Vorwurf daraus machen, dass sie alle sich ihr bietenden Chancen ergriffen hat. Als Autorin darf man ihr auch kein Thema vorschreiben. Für sie geht es eben um die Folgen sexuellen Missbrauchs und nicht um die französische Klassengesellschaft. Und doch schadet diese Unfähigkeit, über den eigenen sozialen Horizont hinauszublicken, auch ihrem eigentlichen Vorhaben. Wenn sie E.M. Cioran in einer der meistzitierten Szenen des Buches als Komplize von Matzneffs kriminellen Machenschaften darstellt und dabei seinen ausländischen Akzent hervorhebt und überzeichnet (auch den Philosophen kann man in alten Literatursendungen auf YouTube nacherleben), dann rekurriert sie – bestimmt ganz unabsichtlich – auf den Topos des Fremden als Übeltäter, der zur Zersetzung des gesellschaftlichen Zusammenhalts beiträgt.

Die Frage, ob man über Gewalt schreiben kann, ohne selber Teil eines Gewalt ausübenden Diskurses zu werden, hat der französische Schriftsteller Edouard Louis seit Jahren zum Gegenstand seines eigenen literarischen Projekts gemacht. Ausgehend von einer persönlichen Erfahrung versuchte er mit seinem Roman Im Herzen der Gewalt (2016), keine Dimension – sei es die soziale, die sexuelle oder die sprachliche – als die einzig Beachtenswerte darzustellen. Beim Vergleich der Rezeption von Louis und Springora stellte der Soziologe Geoffroy de Lagasnerie aber ziemlich treffend fest, wie ungleichmäßig auch heute noch sexuelle Übergriffe als solche benannt und wahrgenommen werden. Für einen aus dem Arbeitermilieu stammenden Schwulen, der sich auf illegale Migranten einlässt und nach ursprünglich einvernehmlichem Sex bestohlen und vergewaltigt wird, hat die Öffentlichkeit sichtbar weniger Empathie als für eine heterosexuelle Frau aus der Oberschicht, die den Missbrauch durch einen berühmten französischen Schriftsteller schildert. In Deutschland widmete Die Welt Springora ein langes Gespräch und eine enthusiastische Rezension, aber gleich in zwei Artikeln prangerte einer ihrer Redakteure die fehlende Einsicht von Louis’ Hauptfigur in ihre angebliche Mitschuld an der Vergewaltigung an.

Trotz enormen Zuspruchs war allerdings auch die Rezeption der Einwilligung manchmal unangemessen. Auf durchsichtige Weise wurde der Text allseits instrumentalisiert, um politische Gegner in Verlegenheit zu bringen. Hatte Matzneff quer durch alle Lager seine Kontakte gepflegt, so galt er nun systematisch als der Verbündete des “anderen”. Während Rechte in ihm einen Repräsentanten des “Geistes von 1968” denunzierten, erinnerten Linke an seine zahlreichen rechtsextremen Freundschaften. Auch die vermeintlich einem Gefühl der Reue oder Verantwortung entspringenden Maßnahmen verschiedener Verlage oder Buchhändler erwiesen sich als eher bedenklich. Nachdem Gallimard neun Bände der Tagebücher Matzneffs aus dem Verkehr gezogen hatte (insgesamt waren es mehr als 4000 Seiten), blieben seine bislang zahlreichen Freunde stumm und es war paradoxerweise ausgerechnet Vanessa Springora, die wiederholt gegen diese Entscheidung protestierte.

In der Einwilligung hatte sie sich ausdrücklich geweigert, das Werk Matzneffs literarisch zu bewerten. Obwohl sie später doch noch ein negatives Urteil fällte, sah sie es weiterhin als ein wichtiges Zeitdokument an. In ihren Augen war eine Neuauflage also wünschenswert, vorausgesetzt, dass jedes Buch durch einen textkritischen Apparat oder wenigstens einen Warnhinweis begleitet wird. Als Vorbild nannte sie dabei den sorgfältig edierten Band ausgewählter Werke des Schriftstellers und einstigen Kollaborateurs Lucien Rebatet (1903–1972), der vor einigen Jahren in ihrer Verlagsgruppe erschienen ist: “So hätte man zeigen können, wie sich die Gesellschaft gewandelt hat. Nur auf diese Weise erzielt man Fortschritt. Ich bin gegen Revisionismus.” Die Schriftstellerin gehört aber einer Generation an, die noch ohne Computer und soziale Medien aufgewachsen ist. Heutzutage beseitigt man Probleme, indem man Absender blockiert oder Dateien in den Papierkorb steckt. Der Vorschlag einer historischen Aufarbeitung mutet reichlich unzeitgemäß an. Beim Nachschlagen im Online-Katalog der größten französischen Buchhandelskette entdeckt man zum Beispiel, dass es die Bücher von Gabriel Matzneff niemals gegeben hat – und damit natürlich auch nicht die Autorenlesungen, die sie früher für ihn organisiert hat. 

Spurlos verschwunden ist übrigens auch der Schriftsteller selbst. Kurz bevor er im Jahre 1993 einen Band Tagebücher über die vierzehnjährige Vanessa Springora zum Druck freigab, beschwor Matzneff im Interview “ein Verlangen, das etwas kompliziert in Worte zu fassen ist.” Sein Ideal sei es, “in einem Hotelzimmer zu sterben, wenn möglich im Ausland.” Er würde gerne sterben, nachdem er alles verloren habe. Etwa dreißig Jahre später veröffentlichte eine Pariser Illustrierte heimliche Aufnahmen Matzneffs in einem Palast an der italienischen Riviera, der wegen Corona kurz darauf schließen musste. Seit dem ersten Lockdown lebt er an einem unbekannten Ort. Dass er laut Presseberichten die Erlebnisse des letzten Jahres in einem neuen Text verarbeitet, könnte eigentlich durchaus im Sinne der Vanessa Springora sein. Im Interview plädierte sie dafür, dass in der Literatur auch “die Stimme des Monsters” erhört wird. Ein reines Monster, fügte sie hinzu, existiere ohnehin gar nicht. Warum Gabriel Matzneff ihres Erachtens noch nie ein auch nur annähernd ehrliches Buch geschrieben hat, das erklärt sie in einer wenig beachteten Szene der Einwilligung. Für den “winzigen Moment der Aufrichtigkeit”, in dem er sich als ehemals missbrauchtes Kind zu erkennen gab, zeigt sie auch heute noch eine gewisse Dankbarkeit. Dies sei aber ein Moment gewesen, der in seinen zahlreichen Büchern keine Entsprechung finde.

Einen Teil seiner selbst offenbart der Schriftsteller gleichwohl, wenn er in einem Tagebucheintrag fast beiläufig einen grausigen Traum erwähnt. Nun steht er wieder auf dem Balkon, von dem er als fünf- oder sechsjähriger mit ansehen musste, wie die Schwester seiner Mutter von zwei französischen Polizisten abtransportiert wurde. Zuerst ging es ins Internierungslager Drancy, später in die deutschen Todeslager. Das Gefühl permanenten Bedrohtseins scheint den Sohn russischer Emigranten danach bei all seiner zur Schau gestellten französischen Eleganz und Unbekümmertheit niemals verlassen zu haben. Fünf Jahre vor Erscheinen der Einwilligung betritt er zum Beispiel den Pariser Justizpalast, weil dort ein Literaturabend zu seinen Ehren organisiert wird. Vermutlich genau bei dieser Gelegenheit rutscht ihm sein Personalausweis aus der Tasche (ein derartiges Missgeschick würde Springora zweifellos psychoanalytisch deuten). Und auf einmal ist er nicht mehr der berühmte Schriftsteller, der sich über alle moralischen und gesetzlichen Regeln hinwegsetzen kann. Zu lesen ist vielmehr die Sorge des Bürgers zweiter Klasse, der von der legendären Unerbittlichkeit der französischen Verwaltung weiß.

Es war kürzlich ein Thema in der Presse und sogar in einigen Romanen und Memoiren: Ähnlich wie Matzneff hatten viele Franzosen, deren Eltern im Ausland geboren waren, am Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts unerwartet große Schwierigkeiten mit dem Erneuern ihrer Personaldokumente. Die neue, strengere Prozedur war offiziell eingeführt worden, um Betrug zu verhindern. De facto machte sie eine reine Formsache zu einem Spießrutenlauf mit unsicherem Ausgang und erinnerte an die Zeit, in der Nicolai Matzneff und seine spätere Frau Eugenie nach Frankreich kamen und lediglich den sogenannten “Nansen-Pass” vorzeigen konnten. Mit solchen “Staatenlosen” kannten zwischen den Weltkriegen linke und rechte Regierungen kein Erbarmen. In späteren Jahren versuchte der als Geschäftsmann agierende Vater des Schriftstellers indessen, sich durch eine Finte vorübergehend vom Stigma der ausländischen Herkunft zu befreien. Bei Verhandlungen mit dem Kunsthändler Hildebrandt Gurlitt nahm er die gefälschte Identität eines französischen Grafen an.

Und mit alledem sind wir eigentlich noch einmal bei Vanessa Springora angelangt. Im Januar 2020 erfuhr sie durch einen Anruf des Polizeipräsidiums, dass ihr Vater tot in seiner Wohnung aufgefunden worden war. Schon lange bestand kein Kontakt mehr zu diesem verwirrten, krankhaft verlogenen Eigenbrötler. Ganz Frankreich hatte gerade erst gelesen, wie er in seinem Schrank eine Latexpuppe aufbewahrte, “die am Mund und an ihrem Geschlechtsteil schreckliche Vertiefungen und Falten hatte”. Viel entlarvender wirkte jedoch die Beschreibung einer Gleichgültigkeit, die maßgeblich zur Katastrophe der jungen Vanessa beigetragen hatte. Es war für die Autorin schließlich eine Erleichterung, beim Ausräumen der kleinen Wohnung kein Exemplar des eigenen Buches zu entdecken. Während sie Schachteln voller Fotos und Briefe öffnete, kam aber eine ganz andere Geschichte wieder hoch. Es ging um einen “Mann aus den Sudeten”, den ein französisches Mädchen aus wohlsituiertem Hause während des Zweiten Weltkrieges in einer Krypta versteckt. Anders gesagt, um ihre Großeltern. Man kann es leicht erraten: Nach der wichtigen aber literarisch nicht ganz gelungenen Einwilligung wird Vanessa Springora irgendwann ein Buch schreiben, in dem Gabriel Matzneff keine Rolle mehr spielt. Und auch das wird natürlich ein Akt der Befreiung sein.

Titelbild

Vanessa Springora: Die Einwilligung.
Aus dem Französischen von Hanna van Laak.
Blessing Verlag, München 2020.
174 Seiten , 20,00 EUR.
ISBN-13: 9783896676832

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