Der biographische Film in der DDR: Ein neuer Sammelband von Michael Grisko und Günter Helmes diskutiert biographische Filme der DEFA

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Das Genre „Filmbiographie“ bzw. „Biopic“ gehört zu den populärsten Genres überhaupt. Das galt auch für die DDR. Insgesamt produzierte die DEFA über 40 Spielfilme dieser Art. Biographiert wurden Persönlichkeiten aus unterschiedlichsten Bereichen. Dabei wurde ein Zeitraum von knapp 500 Jahren vornehmlich deutscher, aber auch mittel- und südeuropäischer (Kultur-)Geschichte abgedeckt.

Der vorliegende, zehn Beiträge versammelnde Band verzichtet auf eine Reihe bekannter, gut erforschter Großproduktionen und konzentriert sich auf bislang meist weniger beachtete Filme und Sujets nahezu aus dem gesamten Produktionszeitraum.

Guido Altendorf analysiert die Filme Die blauen Schwerter (Johann Friedrich Böttger; Wolfgang Schleif, 1949) und Semmelweis – Retter der Mütter (Georg C. Klaren, 1950) im Spannungsfeld von ästhetischen Kontinuitäten zu UFA-Produktionen einerseits und neuen identifikatorischen Perspektiven andererseits. Jana Mikota befragt die Filme Nur eine Frau (Louise Otto-Peters; Carl Balhaus, 1958) und Wo andere schweigen (Clara Zetkin; Ralf Kirsten, 1984) hinsichtlich des dort entwickelten Frauenbilds. Jürgen Schwier zeigt anhand von Einer von uns (Werner Seelenbinder; Helmut Spieß, 1960), wie der Sportfilm mit dem Genre Antifaschistischer Film einherging. Michael Grisko diskutiert Die Besteigung des Chimborazo (Rainer Simon, DDR/BRD 1989) im Zusammenhang mit zwei ebenfalls Alexander von Humboldt gewidmeten Dokumentarfilmen aus den Jahren 1960er Jahren. Horst Schäfer setzt sich mit den sich an Kinder und Jugendliche gerichteten Filmen Mohr und die Raben von London (Karl Marx; Helmut Dziuba, 1969) und Aus meiner Kindheit (Ernst Thälmann; Bernd Stephan,1975) auseinander. Günter Rinke, Günter Helmes und Tim Weber stellen anhand von Nacht und Tag (Erich Weinert; Horst E. Brandt, 1975), Jörg Ratgeb, Maler (Bernhard Stephan, 1977) und Addio, piccola mia (Georg Büchner; Lothar Warneke, 1979) Beispiele des biographischen Künstlerfilms vor. Michael Töteberg rekapituliert abschließend die komplexe, fast 8-jährige Produktionsgeschichte des Films Fallada – Letztes Kapitel (Roland Gräf, 1988).

 

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Michael Grisko / Günter Helmes (Hg.): Biographische Filme der DEFA. Zwischen Rekonstruktion, Dramaturgie und Weltanschauung.
Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2020.
226 Seiten, 19,00 EUR.
ISBN-13: 9783960233534

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