Zum Tod von Friederike Mayröcker: aus dem Archiv von literaturkritik.de

In Wünschen und Hinweisen zu Friederike Mayröckers 85. Geburtstag am 20. Dezember 2009 hatten wir in literaturkritik.de drei Verse aus ihrem damals neuen Gedichtband dieses Jäckchen (nämlich) des Vogel Greif zitiert:

… und weinte heute schon den ganzen Tag
denn meine Ärztin sagt mit dreiundachtzig
musz man sterben: ich aber möchte LEBEN

Dem Zitat hatten wir die Sätze hinzugefügt: „Die Dichterin hat die Prognose der Ärztin wunschgemäß überlebt. Und man  geht sicher nicht fehl in der Vermutung, dass eines ihrer wichtigsten ÜberLEBENsmittel das Schreiben ist.“ Hingewiesen hatten wir in diesem Zusammenhang auch auf eine Festschrift für Friederike Mayröcker, die mit einem Geburtstagsbrief des Literaturwissenschaftlers Walter Hinderer eröffnet wurde. Am Ende seiner „Ohren-Blicke der Erinnerung“ ließ er die Autorin selbst sprechen – mit einer „Botschaft für 2099“:

2099 bin ich 174 Jahre alt.
Die Medizin hat es bis dahin möglich gemacht, mindestens
200 Jahre alt zu werden.
Jeder der jetzt geboren wird, wird 2099  99 Jahre sein, also
die Hälfte des Lebens noch vor sich haben.
Ich wünsche mir, daβ es 2099 einen neuen Hölderlin geben
möge, daβ es keine Kriege, keine Hungersnöte, keine Über-
schwemmungen, keine Erdbeben, keine Feuersbrünste
mehr gibt, daβ die Wissenschaften human sein mögen.

Wie der Suhrkamp Verlag mitteilte, ist die österreichische Schriftstellerin am 4. Juni 2021 in Wien gestorben. Am 20. Dezember war sie 96 Jahre alt geworden. Vor einem Nachruf auf sie weisen wir hier auf die zahlreichen Beiträge hin, die literaturkritik.de bisher über sie erschienen sind. T.A.

Malerische Schönheiten und andere Sprachwunder.
Friederike Mayröckers Buch „da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete“ ist ein grandioses poetisches Kunstwerk
Von Herbert Fuchs
Ausgabe 09-2020

„Nur nicht enden möge diese Seligkeit dieses Lebens“.
Zum 95. Geburtstag von Friederike Mayröcker
Von Herbert Fuchs
Ausgabe 12-2019

Dichterische Höhenflüge.
Zu Friederike Mayröckers „Pathos und Schwalbe“
Von Herbert Fuchs
Ausgabe 06-2018

Schwalben über Blumenwiesen.
Mit „fleurs“ schließt Friederike Mayröcker ihre großartige Trilogie ab
Von Herbert Fuchs
Ausgabe 04-2016

Sprachmagie.
Zu Friederike Mayröckers Alterswerk aus Anlass ihres 90. Geburtstags
Von Herbert Fuchs
Ausgabe 12-2014

Bilder der Liebe.
Friederike Mayröckers neuester Textband „cahier“
Von Herbert Fuchs
Ausgabe 12-2014

Blumen, Träume, Tränen und Erinnerungen.
Friederike Mayröckers großartiges Buch „études“
Von Herbert Fuchs
Ausgabe 03-2014

Zwiegespräch mit Ely.
Mit „Ich sitze nur GRAUSAM da“ setzt die österreichische Schriftstellerin Friederike Mayröcker ihr grandioses Alterswerk fort
Von Herbert Fuchs
Ausgabe 05-2012

Literaturwissenschaftliches ‚Erzählen‘.
Über Rüdiger Görners Studie „Sprachrausch und Sprachverlust. Essays zur österreichischen Literatur von Hofmannsthal bis Mayröcker“
Von Swati Acharya
Ausgabe 04-2012

Schumann-Fantasien.
Friederike Mayröckers Prosatext über „1 Schumannwahnsinn“
Von Herbert Fuchs
Ausgabe 05-2011

„1 Phänomen“.
Friederike Mayröckers „ich bin in der Anstalt. Fusznoten zu einem nichtgeschriebenen Werk“ versammelt Prosatexte über das Altern
Von Herbert Fuchs
Ausgabe 08-2010

„Am Ufer der Wehmut blühen die Sterne“.
Friederike Mayröcker: Dieses Jäckchen (nämlich) des Vogel Greif. Gedichte 2004 – 2009
Von Herbert Fuchs
Ausgabe 02-2010

Friederike Mayröcker zum 85. Geburtstag: Wünsche und Hinweise – auch aus dem Archiv von literaturkritik.de
Ausgabe 12-2009

Lebenshunger und Todesfurcht.
Friederike Mayröckers neuester Gedichtband „Scardanelli“
Von Iris Hermann
Ausgabe 11-2009

Berufung, Rausch, Obsession.
Friederike Mayröckers neues Prosabuch in Erinnerung an Ernst Jandl
Von Carolina Schutti
Ausgabe 12-2005

Sackhüpfen, jubeln, weinen.
Friederike Mayröckers neueste Herzensergießungen und Ernst Jandels „Briefe aus dem Krieg 1943-1946“
Von Rolf-Bernhard Essig
Ausgabe 12-2005

Grenzüberschreitende Honigkeiten.
Friederike Mayröckers „Gesammelte Gedichte 1939-2003“
Von Indra Noël
Ausgabe 01-2005

Autorschaft als Suchbild.
Nathalie Amstutz untersucht Inszenierung und Reflexion von Autorschaft bei Musil, Bachmann und Mayröcker
Von Rolf Löchel
Ausgabe 08-2004

Zu knien in angefachter Besingung.
Friederike Mayröckers Gedichtband „Mein Arbeitstirol“
Von Rolf-Bernhard Essig
Ausgabe 09-2003

Wallfahrt in die Hellhörigkeit.
Friederike Mayröckers Buch: „Die kommunizierenden Gefäße”
Von Ron Winkler
Ausgabe 07-2003

Sprachschatten und Wörtertäler.
Gedichte Friedericke Mayröckers aus dem „Arbeitstirol“
Von Ron Winkler
Ausgabe 06-2003

Stille Post.
Intertextualität in der Dichtung Friederike Mayröckers
Von Peter Reichenbach
Ausgabe 08-2002

Es ist so 1 Unglück.
Friederike Mayröckers Requiem für Ernst Jandl
Von Rolf-Bernhard Essig
Ausgabe 06-2001

Etwas Leuchtendes.
Klaus Kastberger vermittelt Einblicke in Friederike Mayröckers Schreibpraxis
Von Peter Reichenbach
Ausgabe 06-2001

Vom Hören, Sagen und Schreiben.
Analytisches, Biografisches und Kritisches zu Leben und Werk Friederike Mayröckers
Von Peter Reichenbach
Ausgabe 04-2000

Vom Juwelenlesen.
Zum 75. Geburtstag von Friederike Mayröcker
Von Peter Reichenbach
Ausgabe 01-2000