Zum 50. Todestag von Jim Morrison: Hinweise und Videos

Vor 50 Jahren, am 3. Juli 1971, ist Jim Morrison, 27 Jahre jung,  in Paris gestorben. In einer der vielen und umfangreichen Erinnerungen, die aus diesem Anlass  erschienen sind, schreibt Willi Winkler in der Süddeutschen Zeitung: Der „talentfreie Taugenichts“, als den ihn sein Vater missbilligte, „wurde der größte Superstar, den  Amerika seit Elvis erlebt hatte – erst recht nach seinem frühen Tod“. Er starb  wohl an einer Überdosis Heroin und wurde in der Badewanne seiner Pariser Wohnung tot aufgefunden.

Ungeklärt sind die Todesumstände noch heute. Eine Sendung von Arte am 2. Juli setzt sich mit ihnen auseinander und zeichnet „ein Porträt des Mannes […] in den letzten Monaten seines Lebens“:

Berühmt geworden war Jim Morrison mit der von ihm und Ray Manzarek 1965 gegründeten Band The Doors, deren Name eine Anspielung auf den EssayThe Doors of Perception (Die Pforten der Wahrnehmung) von Aldous Huxley über seine Drogenerfahrungen mit LSD und Mescalin war. Zu sehen sind die beiden Band-Gründer auf einem Foto, das Die Zeit im Rahmen eines Interviews von  Christoph Dallach mit dem inzwischen 75-jährigen Gitarristen Robby Krieger veröffentlicht. In der September-Ausgabe 2013 von literaturkritik.de hatte Thomas Neumann eine Rezension zu der „einfühlsamen und begeisternden Monografie“ von Greil Marcus über die Musik der Doors veröffentlicht. Der Literaturwissenschaftler, Schriftsteller und frühere Mitarbeiter von literaturkritik.de Jürgen Egyptien hat bei YouTube eben „Ein Jim Morrison-Poem in neun Stationen“ veröffentlicht. Zu den erfolgreichsten Songs der Band gehörte Light My Fire in ihrem Debütalbum vom Januar 1967:

Der Beitrag von Edo Reents in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zum 50. Todestag von Jim Morrison erinnert u.a. an den US-amerikanischen Film des Regisseurs Oliver Stone aus dem Jahr 1991, „der wahrscheinlich das genaueste Künstlerporträt ist, welches das Kino hervorgebracht hat und von dem danach veröffentlichten authentischen Material im Wesentlichen bestätigt wurde“. 2019 erschien der Film in einer überarbeiteten Fassung. Hier der Trailer dazu:

Trailer zum Film auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=_4NYDhwMy8Y

Eine Überraschung biete der Film u.a. damit, so Edo Reents, „dass man es hier mit jemandem zu tun hatte, der auf sich selbst reingefallen ist, alle anderen dann natürlich mit ihm.“ Jim Morrison, „ein haltlos, ohne jede Körperbeherrschung agierender Theatraliker“, „spielte die Narrenrolle des unheiligen Erlösers je länger, je lieber.“ Ausführlicher noch als Reents und mit etlichen konkreten Beispielen gehen Willi Winkler in der SZ sowie auch Michael Sontheimer im Spiegel auf Verhaltensweisen von Morrison ein, die von vielen als ungemein fragwürdig wahrgenommen wurden, aber im Gegensatz zu Reents halten sie sich mit eigenen Bewertungen dabei zurück, und das nicht ohne erkennbare Sympathie.

Winkler und Sontheimer gehen beide (wie u.a. auch Ueli Bernays in der Neuen Zürcher Zeitung) auf Morrisons Aneignung des „Ödipuskomplexes“ in seinem apokalyptischen Song The End ein (https://www.youtube.com/watch?v=BXqPNlng6uI). In einem Klub in Los Angeles improvisierte Morrison die Verse:

He went into the room where his sister lived
And then he paid a visit to his brother
And then he walked on down the hall
And he came to a door
And he looked inside
Father?
Yes son
I want to kill you
Mother… I want to fuck you

„Der Klubbesitzer“, berichtet Sontheimer, „feuerte die Doors auf der Stelle.“

Mit The End wurde später die Eingangssequenz von Francis Ford Coppolas Antikriegsfilm Apocalypse Now aus dem Jahr 1979 hinterlegt, dessen Handlung während des Vietnamkriegs spielt:

Als „Untermalung eines Napalm-Bombardements in Zeitlupe“, charakterisiert Karl Fluch in der Wiener Tageszeitung  Der Standard diese Eingangssequenz. Jim Morrison selbst, Sohn eines hochrangigen US-amerikanischer Marineoffizier, war, wie Winkler und Sontheimer berichten, dem eigenen Einsatz in Vietnam entgangen. Bei seiner Musterung erklärte er, vollgepumpt mit Drogen, er sei homosexuell, – und wurde als „untauglich“ für das Militär eingestuft.

Ärgerlicher waren für ihn später andere staatliche Reaktionen auf sein provozierendes Verhalten. „Nach einem skandalträchtigen Auftritt 1970 in Miami“, so der Artikel zu seinem 50. Todestag in Der Standard, „erging gegen ihn ein Haftbefehl aufgrund mehrerer Vergehen aus dem Terrain der moralischen Verwerflichkeit: Morrison wurde zu rund acht Monaten Zwangsarbeit verurteilt.“

Gegen eine Kaution blieb er von einer Haft verschont, wollte aber keine Konzerte mehr geben und zog 1971 mit seiner Lebensgefährtin Pamela Courson nach Paris. „Paris war als Entziehungskur gedacht, weg vom Publikum, von der Polizei, den Drogen, nur Dichter sein.“ So Willi Winkler, der in diesem Zusammenhang auf zwei in kleiner Auflage gedruckte Gedichtbände hinweist, die unter dem Namen James Douglas Morrison erschienen sind. Der Beitrag von Annabelle Steffes-Halmer in dem Magazin Weltzeit der Deutschen Welle zum Todestag von Jim Morrison endet mit vier Versen aus seinem 1970 erschienenen Band An American Prayer:

Death makes angels of us all
And gives us wings
Where we have shoulders
Smooth as raven’s claws.

Der Nachrichtensender n-tv stellt in seinem Beitrag abschließend die Frage: „Und was sollte man nun unbedingt sehen oder hören zum 50. Todestag?“ Dazu wurde der „Mannheimer Pop-Professor“ Udo Dahmen konsultiert. Neben Oliver Stones Film The Doors nennt dieser als musikalische „Einstiegsdrogen“ einen frühen und einen späten Song der Doors: Break On Through (To The Other Side) von 1967 und Riders On The Storm von 1971:

Break On Through (To The Other Side)
https://youtu.be/-r679Hhs9Zs

 

Riders On The Storm
https://youtu.be/k9o78-f2mIM

Thomas Anz