Die Japanologin Lisette Gebhardt veröffentlicht die Studie „Japanische Literatur nach Fukushima. Sieben Exkursionen“

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Gebhardts 501 Seiten umfassender, im August 2021 erschienener Band „Japanische Literatur nach Fukushima. Sieben Exkursionen“, der in der von ihr herausgegebenen „Reihe zur japanischen Literatur und Kultur“ als 15. Buch publiziert wurde, beleuchtet spartenübergreifend Texte, die sich mit der Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011 – Erdbeben, Flut und Havarie des Atomkraftwerks Fukushima – und deren Folgen beschäftigen. Erörtert werden Werke der im deutschsprachigen Raum schon übersetzten Autorinnen Tsushima Yûko, Kawakami Hiromi, Tawada Yôko, Kirino Natsuo und Murata Sayaka, aber auch bislang noch weniger bekannte Vertreter und Vertreterinnen der Literaturszene wie u.a. Yoshimura Manʼichi, Itô Seikô, Kobayashi Erika und Onda Riku. Stimmen aus der von „3.11“ betroffenen Region, z.B. Genʼyû Sôkyû und Kimura Yûsuke, kommen ebenfalls zu Wort.

Während man den Band als Handbuch und Stichwortgeber zu diesem aktuellen Feld der literatur- und kulturwissenschaftlichen Japanforschung nutzen kann, der sich zu Themen wie Biopolitik, Post-Anthropozän, dark tourism und environmental humanities äußert, enthält er zudem eine Kritik bisheriger Sekundärliteratur. Sie zielt darauf ab, dass in der als „Konsensusforschung“ bezeichneten Kommentierung einer japanischen Literatur der Katastrophe, in der auch Protest und Zweifel an der Regierung laut werden, zu oft offizielle Positionen der Regierungsstellen, der Medien und Verlage mit Schlagworten wie Trauma, Resilienz oder Hoffnung perpetuiert werden – ohne dass man die Primärquellen in ihrem subversiven Potential ausreichend gewürdigt hätte.

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Ein Beitrag aus der Redaktion Gegenwartskulturen der Universität Duisburg-Essen

Titelbild

Lisette Gebhardt: Japanische Literatur nach Fukushima.
EB-Verlag Dr. Brandt, Berlin 2021.
501 Seiten, 69 EUR.
ISBN-13: 9783868931341

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