Peterle, Samson, Spock & Co.

Hape Kerkeling fordert zwar „Pfoten vom Tisch!“, ist ansonsten aber lieb zu den Katzen

Von Rainer RönschRSS-Newsfeed neuer Artikel von Rainer Rönsch

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Hape (eigentlich: Hans-Peter) Kerkeling steht für etwas, was es nach Meinung vieler Leute gar nicht gibt: den deutschen Humor. Eine Zeitlang war der Name seiner Kunstfigur Horst Schlämmer, angeblicher Journalist aus Grevenbroich, wohl bekannter als der seines geistigen Vaters. Einmal kam Kerkeling als „Königin Beatrix“ daher, ein andermal bot er gemeinsam mit Achim Hagemann einen sinnlosen Text in dissonanter Vertonung als angeblichen Opernausschnitt an. Unter dem Titel „Hurz!“ ging der freche Streich in die Fernsehgeschichte ein; heute trägt ein Comedypreis diesen Namen. Im Fernsehen war es zuletzt jahrelang still um Hape Kerkeling, der nun für einen Privatsender auf Reisen geht, nicht zu den sieben Zwergen, sondern zu den sieben Zwergstaaten Europas. 

Der Künstler hat schon früher TV-Pausen eingelegt und im Jahr 2001 eine Pilgerreise auf dem Jakobsweg unternommen. Sein darauf basierendes, fünf Jahre später erschienenes Buch Ich bin dann mal weg wurde zum Bestseller. Auch weitere Bücher Kerkelings machten Furore. Besonders seine Kindheitserinnerungen unter dem Titel Der Junge muss an die frische Luft (2014) mit ihrem leichten Ton und der Mischung aus Bekennermut und Selbstironie zogen Millionen Leser an.

Dies gilt ebenso für Kerkelings Buch über Katzen, das bereits in vierter Auflage erscheint. Kein Wunder – es gibt nur einen Hape Kerkeling, aber rund 15 Millionen Katzen in Deutschland. Für die „Stubentiger“ wenden wir Deutschen jährlich über 1 Million € auf, davon fast ein Drittel für Katzenstreu. So gesehen sind die 22 € für das Buch wohlfeil. 

Nach einem Vorwort mit dem Bekenntnis zur Leidenschaft für Katzen erzählt der Autor von seinen Erlebnissen mit ihnen. Da gibt es mit acht die Liebe auf den ersten Blick zum quietschfidelen Kater Peterle und dann, nach fast zwanzig katzenlosen Jahren, eine enge Beziehung zu den beiden Katern Samson und Spock, die auch auf Flugreisen in den Urlaub mitgenommen werden. Das ist alles freundlich, lieb und lustig. Manches geht sogar ans Herz. Wer schon einmal ein geliebtes Tier einschläfern lassen musste, wird Kerkelings Abschied vom Kater Spock nicht ohne Rührung lesen. Über Katzenrassen kann man sich bei vielen Quellen informieren. Dass solche Angaben auch hier ausführlich erscheinen, mag dem Status des Autors geschuldet sein.

Über einige der eingestreuten ernst- oder schalkhaften Ratschläge für den Umgang mit Katzen kann man anderer Meinung sein – doch einer, der mit vierzehn seine erste Katze bekam, schweigt fein still, weil der Autor schon mit acht anfing. Dass er bei den berühmtesten Katzen aller Zeiten ausgerechnet „Bob, den Streuner“ aus dem Film von James Bowen vergessen hat, wurde schon an anderer Stelle moniert. Sympathisch ist das Umschalten auf Humor, sobald die Begeisterung für die „Engel mit einem Schnurrbart“ penetrant zu werden droht: „Lecken – Der größte Liebesbeweis – oder eventuell ein Anzeichen dafür, dass Sie sich die Hände waschen sollten, nachdem Sie eine Thunfischdose geöffnet haben.“

Sollten andere Prominente ihre Erfahrungen mit Hunden, Kanarienvögeln, Schildkröten oder Goldfischen niederschreiben, müssten sie einen Ton finden, der ähnlich gut ankommt wie der von Hape Kerkeling.

Titelbild

Hape Kerkeling: Pfoten vom Tisch! Meine Katzen, andere Katzen und ich.
Piper Verlag, München 2021.
293 Seiten, 22,00 EUR.
ISBN-13: 9783492080002

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