„Es braucht keinen Drachen, nur das stinknormale Leben“

Ein Gespräch mit Comic-Zeichnerin Paulina Stulin über Angeberworte, Held:innengeschichten und das Verhältnis von Lohnarbeit und Kunstschaffen

Von Gwendolin KochRSS-Newsfeed neuer Artikel von Gwendolin Koch

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Paulina Stulin ist eine Comic-Zeichnerin und Autorin von Graphic Novels, deren Protagonistin manchmal eine Comic-Zeichnerin namens Paulina ist. Ihre Bücher drehen sich um Erfahrungen des Alltags – stille Morgen mit Zeichnen und Kaffee, Tagesjobs, Drogenkonsum, Sex und wilde Diskussionen über Politik und Glauben. Stulin studierte Kommunikationsdesign in Darmstadt und Krakau und machte ihr Graphic Novel-Debüt 2014 mit Mindestens eine Sekunde. Zuletzt erschien von ihr Bei mir zuhause (2020). Zudem arbeitet sie als pädagogische Betreuung für Jugendliche und produziert den Podcast Pingpong mit Pauli sowie die Hörbuchserie In Echtzeit. Für literaturkritik.de sprach Gwendolin Koch mit ihr.

 

literaturkritik.de: Wie ist es dazu gekommen, dass du angefangen hast, Graphic Novels zu schreiben?

Paulina Stulin: Das ist im Kern daraus entsprungen, dass ich als Kind gerne Barbie gespielt habe. Was mich daran so fasziniert hat, war, dass ich mit den Puppen nachspielen konnte, was ich den Tag über erlebt hatte, und sozusagen als Göttin über allem stand, die einzelnen Charaktere kontrollieren und ihnen Stimmen geben konnte. Auf diese Art konnte ich mit mir selbst in den Dialog treten. Dazu kommt die Begeisterung fürs Zeichnen. Ich bin früher immer in positiven Neid entbrannt, wenn ich andere Leute dabei beobachtet habe, und so entstand schnell der Wunsch, das auch zu können.

Diese beiden Aspekte haben sich dann Jahre später in meinem Kommunikationsdesignstudium zusammengefunden, als ich das Buch Comics richtig lesen von Scott McCloud entdeckt habe. Das hat mir nämlich die Flausen aus dem Kopf gefegt, dass Comics nur minderbemittelte Literatur für pubertierende Jungs sind, die von Superhelden und Tieren handelt. Ich fand Comics zwar immer schon cool, weil ihnen ähnlich wie Graffiti etwas Subversives anhaftet, was mit mir als rebellischem Teenager resoniert hat, aber ich hatte nie dieses Versenkungsmoment, was ich bei Buchstabenliteratur hatte. Das konnte erst passieren, als Scott McCloud mir diesen anderen Blick auf Comics und Graphic Novels ermöglicht hat.

literaturkritik.de: Du hast jetzt sowohl den Begriff ‚Comic‘ als auch ‚Graphic Novel‘ verwendet. Wie stehst du jeweils zu denen? Sieht du einen Unterschied oder ist ‚Graphic Novel‘ eigentlich nur ein –

Stulin: – Angeberausdruck? Ja, total. Der Angeberausdruck hat dem Medium ein breiteres Publikum hinzugewonnen und dabei geholfen, dem Comic in Deutschland ein bisschen dieses Schmuddelimage zu nehmen. Aber wenn ich mit Leuten unterwegs bin, die wissen, dass man das Medium nicht mehr aufwerten muss, weil sie es bereits wertschätzen, dann verwende ich nur den Begriff ‚Comic‘.

literaturkritik.de: Zu deinem Schreib-/Zeichenprozess: Malst du zuerst und denkst dir dann aus, was genau gesagt wird? Weißt du das vorher schon? Machst du erst eine grobe Skizze, die du dann ausarbeitest? Wie sieht das bei dir aus?

Stulin: Da gibt es auch wieder zwei Wurzeln, die dann zusammenwachsen; eben die Textebene und die Bildebene. Für die Textebene ist das Tagebuchschreiben elementar, das ist mein Grundlagenforschungslabor, in dem ich alles einfange, was den Tag über passiert und ich interessant finde. Daraus sind dann Szenen, bzw. Episoden möchte ich es lieber nennen, für Bei mir zuhause entstanden, die ich erst genau aufgeschrieben und dann auf Comicseiten transponiert habe, zunächst aufgeteilt in grobe Skizzen. Beim Zeichnen ist der Ausgangspunkt, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und zu skizzieren – also wie beim Schreiben das mitzunehmen, was ich interessant finde, und den Rest auszulassen. Einen Rahmen zu setzen.

literaturkritik.de: Das Tagebuch als Ausgangspunkt passt dazu, dass viele deiner Texte sehr autobiographisch – oder autofiktional – sind. Wie kommst du zu deinen Themen?

Stulin: Ich habe in dem Bereich so mein Metier gefunden, würde ich sagen. Ich habe ernsthaft mit dem Schreiben im Studium begonnen und habe auch mehrere Drehbuchschreibkurse gemacht. Dort habe ich das Prinzip der Heldenreise des Anthropologen Joseph Campbells kennengelernt. Er hat Erzählstrukturen in unterschiedlichen Kulturen und Epochen untersucht und versucht, dort das Gemeinsame herauszudestillieren, was er dann den ‚Monomythos‘ nannte. Sein Hauptwerk heißt The Hero with a Thousand Faces, es geht darum, dass es allen Geschichten etwas Ähnliches innewohnt. In etwa: Der Held, die Heldin ist in einer Welt, in der etwas fehlt, die Winde des Schicksals kicken den Held aus seinem Quark und er muss auf eine Reise gehen und beispielsweise mit einem Drachen kämpfen, sich mit seinen tiefsten Ängsten konfrontieren, in die Unterwelt gehen, dort einen Schatz holen und wieder zurück in seine Welt, um diese wieder ganz zu machen. Irgendwie sowas. In den 70er und 80er Jahren hat dieses Prinzip auch so richtig in Hollywood geboomt, die Star Wars-Filme beispielsweise basieren darauf. Es hat sich zu einer Art Formel entwickelt, die man Stück für Stück abarbeitet. Mir wurde in den Drehbuchkursen zwar schon vermittelt, dass es eine falsche Herangehensweise ist, sich sklavisch daran zu halten, aber dass man letztendlich – auch wenn man versucht, das Prinzip der Heldenreise zu brechen oder Antihelden hat – immer wieder dort landet, dass es quasi unausweichlich ist.

Über die Jahre bin ich immer weiter von dieser Idee weggekommen, weil ich für mich gemerkt habe, dass eine Story mit der Moral von der Geschicht‘, in der all Charaktere eine bestimmte Funktion haben, mir widerstrebt, weil ich das so nicht im Leben vorfinde. Im Leben passiert nicht alles aus einem bestimmten Grund. Deswegen wollte ich erst so erzählen wie das Leben auch. Aber natürlich kann ich nicht einfach jeden Moment 1:1 übertragen. Es muss schon eine Art künstlerische Filterung geben, ein Arrangement, damit es nicht langweilig ist. Langweilige Kunst ist ganz schlimm. Was das angeht, habe ich sehr viel bei einem meiner größten Vorbilder gefunden: Doris Dörrie, einer Autorin und Regisseurin. Als junge Frau ist sie durch die USA gereist und hat dort ganz viel Geschichtenhandwerk erlernt. Amerikanische Serien zum Beispiel sind ja häufig viel knackiger, zackiger und lustiger als deutsche, denen oft etwas Dröges innewohnt und in denen künstlerischer Anspruch und Unterhaltung sich auszuschließen scheint. Sie hat mir auf jeden Fall beigebracht: Das muss es überhaupt nicht. Und – Bogen zur Heldenreise – ich habe kürzlich erfahren, dass sie im Februar ein Buch mit den Titel Die Heldin reist herausbringt, in dem sie wohl genau das erzählt. Dass dieses männliche Narrativ der Heldenreise natürlich interessant, aber mittlerweile ziemlich auserzählt ist und dass jetzt mal eine Heldinnenreise bevorsteht. Sie spricht auch an, dass die dann eher einen fragmentarischen, episodischen Charakter haben sollte, und ich sehe mich voll auf einer Linie mit ihr.

literaturkritik.de: Aber auch mit einer episodischen Struktur greifen die Teile ja ineinander und spannen zusammen einen Bogen – kann man diesem Narrativ also überhaupt entkommen? Bei mir zuhause könnte man ja auch als Heldinnenreise lesen, etwa in der Art, dass die Protagonistin sich auf Selbstfindungsreise befindet und am Ende steht dann das ‚Tief durchatmen, sich den ganzen Körper eincremen‘.

Stulin: Aber am Ende ist nicht alles gut. Es gibt ganz viele Fortschritte und Rückschritte. Versuche in verschiedene Richtungen, die ins Leere laufen. Trotzdem gibt es natürlich Anfang, Mitte und Ende. Eine Sache, mit der ich viel anfangen kann, ist das Konzept der Variationen von Milan Kundera. Wie in der Musik: Man hat ein Thema, das man durchvariiert. Dieser Herangehensweise ist der Comic mehr verwandt. Das ‚Zuhause‘ als Thema, das in verschiedenen Episoden durchvariiert wird.

literaturkritik.de: Das gelingt, denke ich, auch sehr gut. Du sprachst eben die Struktur des Buches an und dass es Anfang, Mitte und Schluss geben muss. Damit zusammenhängend: Wie wird Paulina, die Comic-Zeichnerin, zu Paulina, der Protagonistin? Bzw. wie ist das Verhältnis der beiden zueinander?

Stulin: Ich bin eine Übertreiberin vor dem Herrn, also muss ich auch in der Hinsicht übertreiben. Mein Charakter wird dann interessant, wenn ich sowohl meine unschmeichelhaften als auch meine coolen Seiten hochdrehe. Ich habe den Anspruch an Charaktere, dass sie wahrhaftig daherkommen. Diese Wahrhaftigkeit entsteht einerseits dadurch, dass man sich nicht scheut, seine Schattenseiten, seine dummen, peinlichen Seiten zu zeigen. Das allein reicht aber nicht. Viele Komiker:innen stützen sich darauf, sich einfach immer schlecht zu machen. Seit etwa den 90er Jahren ist es auch so ein Phänomen, dass man nichts mehr ernstnimmt, super selbstironisch über den Dingen steht und sich dabei als bedauernswerter Trottel inszeniert. Diese Art Self-Deprecating Humor. Das kann sehr charmant sein, aber eben nur, wenn man sich gleichzeitig auch seiner Stärken bewusst ist und sich auch feiert und stolz ist. Und es führt meiner Meinung nach zu der authentischen Darstellung eines Menschen. Dass man sich bei keiner Seite davor scheut, sie zu zeigen.

literaturkritik.de: Es ist also eine Intention deines Schreibens und Zeichnens, dich authentisch darzustellen?

Stulin: Ja, auf jeden Fall. Es soll sich wie das echte Leben anfühlen, bzw. es soll sich wie mein echtes Leben anfühlen. Ich will anderen Menschen ein Fenster in meine Welt zeigen. Im Grunde mache ich nur das, was ich bei anderen Künstler:innen liebe – bei David Sedaris beispielsweise, der sein Tagebuch einem Publikum laut vorliest. Doris Dörrie hat auch einmal gesagt, dass weibliches Erzählen ohne großes Drama auskommt. Es braucht keinen Krieg, es braucht keine Invasion und keinen Drachen, nur das stinknormale Leben. Essen, Arbeiten, Liebe, Freundschaft, Tod. Diese banalen Sachen. Frauenliteratur – dieser Begriff allein schon, echt bescheuert – bzw. Frauen, die geschrieben haben, wurden oft ja dafür belächelt, dass sie über banale Sachen geschrieben haben und nicht über die hohen Dinge. Das zeugt meiner Meinung nach von einem sehr oberflächlichen Verständnis davon, was interessant ist. Weil natürlich alles interessant sein kann. Und nichts ist so interessant wie die intimen Details des eigenen Lebens, wie ich finde. Meine Kunst soll sich also so echt anfühlen wie möglich.

Es gibt auch Leute, die gar nicht den Wunsch haben, das Leben so darzustellen, wie es ist, die eher Elfen, Herr der Ringe und Fantasywelten mögen, die es nicht gibt – wobei diese Welten natürlich auch immer von unsrer Gegenwart erzählen. Aber mein Anspruch ist es tatsächlich, zu zeigen, wie es sich anfühlt, ich zu sein.

literaturkritik.de: Hast du manchmal das Gefühl, dass dadurch eine Art Wechselwirkung entsteht? Also dass das Denken darüber, wie du den Alltag künstlerisch verarbeiten möchtest, sich darauf auswirkt, wie du deinen Alltag erlebst, insbesondere in der Zeit, in der du Bei mir zuhause geschrieben hast?

Stulin: Total! Ich stehe morgens auf, koche meinen Kaffee und setze mich ans Zeichentablett, um zu zeichnen, wie ich morgens aufstehe, meinen Kaffee koche und mich ans Zeichentablett setze. Eine sehr interessante Metasituation. Dann zeichne ich den Herrengarteneingang, durch den ich eine halbe Stunde später durchfahren werde – alles doppelt sich auf eine seltsame Weise. Im Comic erzähle ich ja auch davon, wie ich den Comic schreibe. Das ist voll mein Cup of Tea. Wie in Being John Malkovich, diese Metasituationen, in denen Realität und Fiktion ununterscheidbar werden. Davon bin ich sehr begeistert.

literaturkritik.de: Es macht aber auch das Lesen sehr spannend, weil es eben dazu anregt, beide Ebenen mitzudenken und so automatisch zu einer Reflexion darüber führt, was Fiktion eigentlich ausmacht. Ein anderes Thema, das du in deinem Buch auch ansprichst und das für mich herausgestochen ist, ist das Verhältnis von Lohnarbeit und Kunstschaffen. Paulina, die Protagonistin, unterscheidet klar zwischen ihrem Tagesjob, also der Lohnarbeit, und ihrem kreativen Schaffen. Allerdings schreibt sie ein Buch, mit dem sie – bzw. dann du – Geld verdienen wird. Wie stehst du zu der Vorstellung, irgendwann evtl. ganz von Kunst leben zu können und keine Lohnarbeit mehr machen zu müssen? Wäre das etwas Befreiendes? Hätte es etwas Gruseliges, weil dadurch eine Art Lieferzwang entstünde?

Stulin: Gute Frage. Es ist sehr, sehr schwierig, sich damit auseinanderzusetzen. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass Beethoven kurz vor Ende seines Lebens angefangen hatte, einen Roman zu lesen, den er dann wütend weggepfeffert hat mit den Worten: „Der schreibt ja nur für Geld!“ Man merkt das eben. Man merkt Leuten auch an, wenn sie für Anerkennung schreiben. Ich hab neulich ein Buch gelesen, bei dem man sofort gemerkt hat, dass der Autor mit der Art und Weise, wie er seine Frau beschrieben hat, einen Ehestreit schlichten wollte. So übertrieben schmeichelhaft, ein kümmernder Engel ohne Fehler. Das war so peinlich. Auch ein gutes Beispiel für eine unauthentische Darstellung einer Person, die meiner Meinung nach auch beleidigend ist. Ich finde, es ist ein Kompliment, wenn ich Leute in meiner Kunst verwurste, aber natürlich als ganze Menschen.

Zum Thema Geld: Ich habe mich nach dem Studium als Kommunikationsdesignerin selbstständig gemacht und Aufträge von Unternehmen angenommen. Teilweise richtig scheußliches Zeugs – schöne Illustrationen, die den Kunden vermitteln sollten, wie sie am besten in Billiglohnländer outsourcen können. Richtig bösen Kram. Ich habe eine Weile ziemlich gut Kohle gemacht, bis ich mir den Arm gebrochen habe und von einem auf den anderen Tag alle Aufträge absagen musste. Daraufhin habe ich ein Jahr auf Hartz IV gelebt. Es war also ein ziemlicher Zufall, der mich da rausgebracht hat, aber letztlich war es ein großes Aufatmen, weil ich dadurch gemerkt habe, wie diese Arbeit meine kreative Energie genommen hat. Nach dem Hartz-IV-Jahr habe ich begonnen, in einer Betreuung für Jugendliche zu arbeiten und dort bin ich jetzt seit 10 Jahren. Es hat sich als eine unglaublich gute Entscheidung sowohl für meinen kreativen Prozess als auch für meine Menschwerdung herausgestellt. Zum einen bleibt die kreative Energie bei mir und zum anderen habe ich eine Arbeit, die sehr konträr zum einsamen Künstlertum ist, bei der ich vier Stunden am Tag von Menschen umgeben bin und bei der es um Gespräche-Führen und Sich-Bewegen geht. Deswegen bin ich in einer sehr dankbaren Situation. Durch Bei mir zuhause fließt zum ersten Mal mehr Geld herein, ich muss im Supermarkt nicht darauf achten, was wieviel kostet, und das macht viel aus. Nicht das beklemmende Gefühl im Brustkorb zu haben, wenn man diese bösen Umschläge im Briefkasten findet. Aber ich habe nicht den Wunsch, von der Kunst leben zu können. Ich würde es auf jeden Fall bevorzugen, weiterhin diesen kleinen Job zu bewahren, weil es mir ein größeres Gefühl von künstlerischer Freiheit gibt.

literaturkritik.de: Man bringt sich ja auch in eine ganze andere Drucksituation.

Stulin: Und die schrecklichen Kompromisse! Dass man dann auf Leute hören muss, die gar keine Ahnung haben.

literaturkritik.de: War das bei der Veröffentlichung von Bei mir zuhause ein Problem? Also wurde zu bestimmten Sachen gesagt, dass man das so nicht machen könne?

Stulin: Es war so, dass meine Verlegerin da schon on board mit war und mir auch vertraut hat. Dann hat sie aber mit ihren Verlagspartnerinnen darüber gesprochen und die haben die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen: „600 Seiten?! Das ist doch übertrieben, das wird niemand kaufen. Höchstens 450!“ Das war ein ganz finsterer Tag, als meine Verlegerin mich vorsichtig angeschrieben und gefragt hat, ob ich mir vorstellen könnte, das Buch zu kürzen. Ich war so schlecht gelaunt und habe innerlich wirklich Gift und Galle gesprüht. Dass irgendwelche Banausen es sich erlauben, mein fein durchkomponiertes Meisterwerk zu zerstückeln! Weltuntergangsstimmung, niemand versteht mich! Und so weiter. Weil: in der Höchstphase war das Buch 1120 Seiten lang und ich hatte es eben schon so rabiat runtergekürzt. Alles, was darinsteht, soll da auch sein. Das habe ich meiner Verlegerin – in etwas weniger dramatischen Worten – geschildert und sie meinte relativ direkt, dass das dann so sei und hat lieber mir vertraut.

literaturkritik.de: Zum Abschluss die Standardfrage: Woran arbeitest du gerade?

Stulin: Ich bin wieder mitten in der Kunstklosterzeit. Vorhin habe ich ja meine Heldin Doris Dörrie erwähnt. Die hat mir vor ein paar Monaten einen sehr schönen Tag beschert, als ich sah, dass sie mir auf Instagram folgt. Das war wirklich herzzerreißend, weil ich schon als Teenagerin ihre Bücher rauf und runter gelesen habe und sie in so vieler Hinsicht als Vorbild sehe. Daraus ist dann aber auch mehr entstanden: Sie hat mich angefragt für ein Projekt, an dem ich jetzt arbeite. Nächsten Sommer wird sie einen Kinofilm herausbringen, zu dem ich parallel eine Graphic Novel veröffentlichen werde. Ich war vor ein paar Monaten bei den Dreharbeiten mit dabei und habe den Ort studiert, an dem das stattfindet, die Schauspieler:innen kennengelernt und gezeichnet und deren Seelen geklaut, damit ich sie jetzt in einem tüchtigen Winter in einem Buch zusammen verwursten kann.

Titelbild

Paulina Stulin: Bei mir zuhause.
Jaja Verlag, Berlin 2020.
605 Seiten , 35,00 EUR.
ISBN-13: 9783948904005

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch