Stefanie Jakobi untersucht in ihrer Dissertation „Irgendwie mag ich das Schreiben…“ die motivische Gestaltung des analogen und digitalen Schreibens in der zeitgenössischen Kinder- und Jugendliteratur

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

In der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur lässt sich das „literarische Spiel mit verschiedenen Schreibtechniken und -instrumenten“ bei der Darstellung und Thematisierung des Schreibens als Prozess, als mediales Produkt und als materielles Objekt der Narration beobachten. Anhand einer umfangreichen Materialbasis zielt die vergleichende Analyse eines aus 35 Texten bestehenden Korpus von Adoleszenzliteratur darauf ab, differenziert zu bestimmen, welche Funktionen das Schreiben und seine Inszenierungen im zeitgenössischen deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuch einnehmen und wie man diese Funktionen über die ausgewählten Texte hinaus im Subsystem Kinder- und Jugendliteratur verorten kann. Die Autorin konstatiert zur Unterscheidung von „digital“ und „analog“, dass das inszenierte digitale Schreiben „sowohl auf textinterner Produktionsseite als auch auf der Rezeptionsseite auf ein digitales Medium – das Smartphone, den Computer – angewiesen ist“. 

In ihrer Studie mit dem Titel Irgendwie mag ich das Schreiben…  skizziert Stefanie Jakobi einleitend die Leitbegriffe ihres Forschungsgegenstands, um anschließend eine differenzierte Definition und eine Modellierung des Schreibmotivs vorzustellen. Im umfangreichen dritten Kapitel der Studie werden dann drei idealtypische Inszenierungsformen des Schreibmotivs jeweils nach einer knappen Beschreibung anhand ausgewählter Beispieltexte systematisch analysiert: Sie bilden idealtypische Kategorien zu analogen Verfeindeten des Digitalen, zu analogen Verbündeten des Digitalen und zu analogen Verweigerern des Digitalen. Den Unterschied zwischen den „analogen Verfeindeten“ und den „analogen Verweigerern“ sieht die Forscherin darin, dass sich in der ersten Gruppe „eine kritische Position innerhalb des analogen Buches zu den innerhalb des Buches inszenierten digitalen Medien“ nachweisen lässt, wohingegen in der zweiten Gruppe das analoge Medium Buch sich dem Digitalen narrativ oder materiell verweigert, es also nur punktuell bzw. peripher thematisiert. Die vorgestellten Beispieltexte, etwa Daniel Höras Killyou!, Susanne Hornfecks Mulan – Verliebt in Shanghai oder Stephanie Gessners Lil April – Mein Leben und andere Missgeschicke, ermöglichen die Unterscheidung diverser Subtypen und die Bestimmung relevanter Genreentwicklungen im Umgang mit dem Motiv. Abgerundet wird die 376 Seiten umfassende, farbig illustrierte Studie durch ein resümierendes Fazit und ein 30-seitiges Literaturverzeichnis.

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Titelbild

Stefanie Jakobi: »Irgendwie mag ich das Schreiben … «. Analoges und digitales Schreiben als Motiv in zeitgenössischer Kinder- und Jugendliteratur.
Königshausen & Neumann, Würzburg 2021.
378 Seiten, 40,00 EUR.
ISBN-13: 9783826073250

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