Claudia Liebrand, Harald Neumeyer und Thomas Wortmann publizieren den Sammelband „E.T.A. Hoffmanns ‚Kater Murr‘. Neue Lektüren“

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Nicht nur ist E.T.A. Hoffmanns Lebens-Ansichten des Katers Murr nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler in zufälligen Makulaturblättern als „einer der bedeutendsten Romane des 19. Jahrhunderts“ zu nennen, auch lässt er sich wohl als „magnum opus“ Hoffmanns selbst betiteln. So bezeichnet es die Einleitung des neu erschienenen interdisziplinären Sammelbandes E.T.A. Hoffmanns „Kater Murr“. Neue Lektüren, der sich dem Roman auf vielfältige Weise nähert.

Der 2022 veröffentlichte Band präsentiert gemäß seinem Titel ausschließlich „neue Lektüren“ zu Kater Murr, „die das von der Forschung bereits Erarbeitete aufgreifen, denen es aber dezidiert um innovative Wendungen zu tun ist“. Seine Herausgeber*innen, Claudia Liebrand, Harald Neumeyer und Thomas Wortmann, lassen in E.T.A. Hoffmanns „Kater Murr“. Neue Lektüren zehn Autor*innen zu Wort kommen, die Hoffmanns Roman aus zahlreichen Perspektiven in den Blick nehmen. Vorab teilen die Herausgeber*innen diese Perspektiven grob in zwei Blöcke ein: Orientiert sich der erste vor allem an ästhetisch-poetologischen Aspekten, äußert sich im zweiten insbesondere ein kulturwissenschaftliches Interesse an Kater Murr.

So begreift Monika Schmitz-Emans im ersten Beitrag des Bandes, Kater Murrs Schreibtheater, den Roman als „buchförmiges Theater“, geradezu als eine Form der Commedia dell’arte, und schreibt dem Kater als „theatralen[m] Rollenspieler“ Eigenschaften eines Harlekins zu. Eine gänzlich andere Perspektive ist beispielsweise bei Vanessa Höving zu finden, die in ihrem Artikel Écriture métabolique. Stoffkreisläufe im Kater Murr ihren Fokus auf die unterschiedlichen Stoffkreisläufe legt, die von der Betrachtung des Katers als reinlichem Tier bis hin zur sinnbildlichen Einverleibung und Weiterverarbeitung literarischer Stoffe reichen. Über diese sehr unterschiedlichen Annäherungsweisen hinaus finden sich Beiträge aus vielen weiteren (Fach-)Richtungen, unter anderem in Hinblick auf Musikästhetik, Theater und Oper, zu denen unterschiedliche Anknüpfungspunkte hergestellt werden (beispielsweise in den Beiträgen von Christine Lubkoll und Marion Schmaus), das Zusammenspiel von Tragik und Komik (im Aufsatz von Lutz Ellrich) oder aber die Wissenspoetik (im letzten Beitrag des Bandes von Frederike Middelhoff).

Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert grundsätzlich nicht die Bücher von regelmäßigen Mitarbeitern der Zeitschrift, Angehörigen der eigenen Universität oder aus dem Verlag LiteraturWissenschaft.de. Diese Bücher können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.

Ein Beitrag aus der Redaktion Gegenwartskulturen der Universität Duisburg-Essen

Titelbild

Claudia Liebrand / Harald Neumeyer / Thomas Wortmann (Hg.): E.T.A. Hoffmanns "Kater Murr". Neue Lektüren.
Rombach Verlag, Freiburg 2022.
261 Seiten, 54 EUR.
ISBN-13: 9783968218465

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch