Die Realität poetisch verpackt
Traian-Ioan Geană setzt sich in „Am Ende sterben die Worte auch“ auf einfühlsame, persönliche Art mit dem modernen Zeitgeist auseinander
Von Stefanie Steible
Besprochene Bücher / LiteraturhinweisePersönlich, fast intim, dabei bodenständig und ehrlich, aber auch immer ein wenig traurig erscheinen die Gedichte, die der aus Rumänien stammende Autor Traian-Ioan Geană in seinem Lyrikband Am Ende sterben die Worte auch veröffentlicht hat. Sie lesen sich dennoch leicht und sind nicht verkünstelt.
Denn die Texte laden ein, sich mit ihnen näher zu beschäftigen und mit der eigenen Gemütslage abzugleichen. Das gelingt, weil Geană zwar seine eigenen Themen ausgewählt und bearbeitet hat, aber diese recht gut damit harmonisieren, was den sogenannten modernen Menschen beschäftigt. Besonders gut vermag der Autor es, sprachliche Akzente zu setzen, aber oft auch ganz sachlich zu bleiben – und dennoch Gefühle bei den Lesenden auszulösen.
Er adressiert seine Lyrik an verschiedene Personen und Objekte, die für ihn Bedeutung haben. Das reicht vom Lamborghini und der Wassermelone über Hase und Katze bis hin zu den Eltern, der Pornodarstellerin und schließlich zu Gott. Auch an sich selbst hat er einen Text adressiert. In diesem Gedicht „An mein Ich“ geht er liebevoll und dabei kritisch mit sich um. So hinterfragt er die eigene Unruhe und Ungeduld, versucht zu verstehen, Licht ins Dunkel zu bringen, um am Ende klarzustellen, dass eine vollständige Veränderung nicht möglich ist:
Mein liebes Ich,
du wächst etwas zu schnell.
Schau, wie lang und wild deine Haare sind!
[…]
Wonach trachtest du, nach welchen unermesslichen Horizonten
schnüffelst du gierig
mit der Schnauze einer Geländelimousine?
Vieles wünschst du dir, das ist klar,
doch das eine Richtige wirst du nie erreichen –
nie wirst du
ein Anderer sein.
Natürlich beschäftigt sich der Autor auch mit der Liebe, und zwar hier mit einer bisher unerfüllten Liebe zu einer Studentin, der er auf einer Zugfahrt begegnet. Hier thematisiert er, wie schwer es ist, den nächsten Schritt zu tun und wie schüchtern viele von uns trotz aller moderner Technik sind. Darüber hinaus greift Geană die Umwelt und die Ökologie als Themen auf. „An die Supermärkte“ kommt dabei so locker daher, dass dieses Gedicht fast schon humoristische Züge annimmt:
Was bleibt uns noch übrig,
als mit Einkaufskörben
im weißen Dunkeln eurer Hallen
zu schaufeln,
vielleicht finden wir
die Diamanten Afrikas…
Und während in unsere Körbe
die Orangen
gleich toten Seelen einfallen,
laufen wir auf die Zukunft,
auf die nächste Generation zu,
damit wir von ihr erfahren,
ob wir Menschen-Waren sind
oder irgendwann
doch Menschen waren.
Solche Zeilen lassen ein Schmunzeln zu, machen aber zugleich nachdenklich. Große Poesie sucht man in den in fünf Kategorien zusammengefassten Gedichten vergebens, aber viele wahre Worte finden sich. Ein Gedichtband für den Alltag, für sorgfältig aneinandergereihte Zeilen, die auf der einen Seite betroffen machen und auf der anderen Seite Freude stiften.
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