Das Buch als Imaginationsraum

Petra Oelschlägel gibt einen Katalog über das Buch in der Kunst heraus

Von Günther FetzerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Günther Fetzer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Im Unterschied zur üblichen Verwendungsweise des Worts bezeichnet Bibliomania als Titelbegriff hier nicht eine krankhaft überspitzte Bibliophilie, sondern wird verstanden „als ein Begriff, der die unendliche Menge dem Buch gewidmeter Kunstwerke zu umfassen versucht“. Dokumentiert und analysiert werden in diesem Band, der zur gleichnamigen Ausstellung im Kunstmuseums Zanders in Bergisch Gladbach erschienen ist, Werke aus Malerei und Fotografie, Zeichnung und Installation sowie Buchobjekte und Künstlerbücher.

Vier Essays bilden dabei den Rahmen. Viola Hildebrand-Schat steuert Gedanken zu Bedeutung und Stellenwert des Buchs bei; die Herausgeberin Petra Oelschlägel beschreibt künstlerische Reaktionen auf die Welt der Bücher; Sabina Elsa Müller sieht das Buch als Imaginationsraum und Pia Simon versteht die Bibliothek als Brücke über Zeit und Raum. Ihnen allen ist die präzise Beschreibung und Einordnung der Kunstwerke gemeinsam.

Wie bei allen Büchern mit mehreren Beiträgern gibt es Wiederholungen. Das ist inhaltlich kein Problem, aber ein Register wäre hilfreich gewesen, denn aus der Liste der ausgestellten Arbeiten geht natürlich nicht hervor, an welchen Stellen im Buch über einen Künstler geschrieben wurde. So muss man sich die Passagen, an denen zum Beispiel von Dieter Roth die Rede ist, mühsam zusammensuchen.

Die Reihe der prominenten Künstlerinnen und Künstler, die vertreten sind, reicht von Hanne Darboven und Katharina Fritsch über Hubertus Gojowczyk und Andreas Gursky bis zu Candida Höfer und Timm Ulrichs. Zu entdecken sind aber auch Arbeiten von Boris Becker, Takako Saito und Peter Zimmermann. Die Liste der ausgestellten Werke umfasst rund 130 Positionen; die Arbeiten stammen zum größten Teil aus der Sammlung des Kunstmuseums Zanders und aus dem Privatbesitz der Künstler. Insgesamt ist so ein Band entstanden, der einen hervorragenden Überblick über das weite Feld des Buchs in der Kunst gibt.

Selbstredend lebt ein solcher Bildband über das Buch in der Kunst auch von der Wiedergabequalität der Farbabbildungen und von der Präsentation als Buchobjekt. Beides ist dem Verlag in hervorragender Weise gelungen. Der Ganzleinenband – glücklicherweise ohne bemüht farbigen Schutzumschlag – mit seiner typografischen Covergestaltung tritt hinter dem Inhalt des Bands vornehm zurück.

Titelbild

Petra Oelschlägel: Bibliomania. Das Buch in der Kunst.
Verlag Kettler, Dortmund 2022.
208 Seiten, 42,00 EUR.
ISBN-13: 9783987410208

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch