Linksintellektuelle in der Protestbewegung

Der Briefwechsel zwischen Rüdiger Scholz und Erasmus Schöfer

Von Redaktion literaturkritik.deRSS-Newsfeed neuer Artikel von Redaktion literaturkritik.de

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der Briefwechsel, entstanden zwischen 2004 und 2021, ist dem Gedenken an den 2021 verstorbenen Erasmus Schöfer gewidmet. Er gibt Einblicke in das Denken und die publizistischen Bemühungen zweier Sozialisten im bundesrepublikanischen Kapitalismus. Schöfer formulierte seinen Protest gegen die Strukturen der Gesellschaft in dem vierbändigen Roman Die Kinder des Sisyfos (Ein Frühling irrer Hoffnung, Zwielicht, Sonnenflucht, Winterdämmerung), der den Weg der Linken in Widerstände und Alternativen darstellt und in vielen historischen Anspielungen Zeitgeschichte erzählt. Die Briefe spiegeln die Entstehung und das Erscheinen der letzten beiden Bände. Der Literaturwissenschaftler Rüdiger Scholz bemühte sich, in Zeitschriftenbeiträgen auf diesen Versuch der Geschichtsdarstellung aufmerksam zu machen und ihre gesellschaftspolitische Bedeutung zu erklären und zu verbreiten. Scholz diskutierte auch Schöfers Rolle bei der Entstehung des Werkkreises ‚Literatur der Arbeitswelt‘. Seine eigenen Bücher in diesem Zeitraum waren der Herausgabe der Akten zu drei Kindesmordfällen 1783 in Weimar gewidmet, wobei die Rolle Goethes bei der Hinrichtung der Dienstmagd Johanna Höhn zu Kontroversen führte. Ein umfangreiches zweibändiges Werk erzählt die Geschichte der ‚Faust‘-Forschung, die Schöfer rezensierte. Ein Buch über Lessing und ein weiteres über Heinrich Heine waren zwei politisch oppositionellen Schriftstellern gewidmet. Die Werkbiographie über Max von der Grün, den Mitstreiter und Opponenten von Erasmus Schöfer, enthielt ein Gespräch zwischen Schöfer und Günter Wallraff über Max von der Grün. Die Briefe dokumentieren die Ansichten, Standpunkte und Meinungen zu aktuellen Ereignissen, das Leiden am Zustand der Gesellschaft und die Versuche der Gegenwehr. Den Begleittext bilden die privaten Lebensverhältnisse. In seinen Briefen mit ihren witzigen, ganz eigenen Formulierungen wird Erasmus Schöfer noch einmal lebendig.

 

Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert grundsätzlich nicht die Bücher von regelmäßigen Mitarbeiter*innen der Zeitschrift, Angehörigen der eigenen Universität oder aus dem Verlag LiteraturWissenschaft.de. Diese Bücher können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.

Titelbild

Rüdiger Scholz (Hg.): Briefwechsel Erasmus Schöfer – Rüdiger Scholz. Die publizistische Arbeitsgemeinschaft und Freundschaft zweier westdeutscher Sozialisten.
Velbrück Wissenschaft, Weilerswist 2023.
396 Seiten, 39,90 EUR.
ISBN-13: 9783947373970

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch